04. Februar 2015, Berlin: „Wer Frauen stärkt, stärkt die Welt“ Informationsveranstaltung des UN Women Deutsches Komitee Deutschland und des Deutschen Frauenrats

Die Erklärung, die 1995 auf der vierten Weltfrauenkonferenz in Peking verabschiedet wurde, steht in diesem Jahr auf der Agenda der UN-Frauenrechtskommission (FRK) in New York. Vom 9. bis 20. März werden dort Regierungen der UN-Mitgliedsstaaten und zahlreiche NGOs über den Umsetzungsstand der Pekinger Aktionsplattform, zwanzig Jahre nach deren Vereinbarung, debattieren. Auch aus Deutschland werden VertreterInnen nach New York reisen. In Vorbereitung auf die FRK laden UN Women Deutsches Komitee Deutschland und der Deutsche Frauenrat zu einer Informationsveranstaltung am 4. Februar ein.Bunte Tauben in einem Kreis, der eingerahmt wird von dem Spruch: Empowering women, empowering humanity. Picture it!

Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 4. Februar 2015, im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Glinkastraße 24, 10117 Berlin, statt.
Informationsveranstaltung: 15:30 bis 16:30 Uhr
Dialogforum: 17:00 bis 19:00 Uhr

Das Dialogforum möchte VertreterInnen der Zivilgesellschaft, der Bundesregierung und des Parlaments sowie allen anderen Interessierten einen Überblick über die diesjährige Sitzung der Frauenrechtskommission geben, über Inhalte informieren und zum Austausch anregen. Vor dem Dialogforum bietet eine Informationsveranstaltung die Gelegenheit, sich über grundsätzliche Fragen zur Funktion der Frauenrechtskommission und ihrer Abläufe zu verständigen.

Als besonderes Angebot wird in diesem Jahr erstmals eine spezielle Informations-veranstaltung dem Dialogforum vorgelagert sein, die in die Funktion der Frauenrechts-kommission und ihre Abläufe einführt. Diese Einführung soll dazu dienen, die Prozesse dieser Fachkommission der Vereinten Nationen vorzustellen und über ihre Prozessabläufe zu informieren. Interessierte sind eingeladen von 15.30 – 16.30 Uhr teilzunehmen.

Bitte melden Sie sich für die Einführung und/oder das Dialogforum an: info@unwomen.de

Einladung und Programm zum Download
Mehr Informationen auf der Website des Deutschen Frauenrats

Veranstalter und Kontakt:
UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V.
Wittelsbacherring 9
53115 Bonn
Tel. 0228 454934-0; Fax 0228 454934-29

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „Vernetzung der nationalen Arbeit zu Gleichstellung und Chancengleichheit der Geschlechter mit der internationalen Arbeit von „UN WOMEN” zu Geschlechtergerechtigkeit und Frauenförderung“ statt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

02. Februar 2015, Köln: „Zur gesellschaftlichen Herstellung des biologischen Geschlechts“ Vortrag und Diskussion des Forums Inklusive Bildung

Was ist Sex? Ein Mann, eine Frau, danach Kinder? Und Geschlecht? Männer sind diejenigen mit Penis, Frauen die mit Vagina? Und sonst? Warum das alles doch nicht so einfach ist, und was Sex mit Geschlecht zu tun hat, erklärt der Biologe Heinz-Jürgen Voß in seinem Vortrag. Seit Mai 2014 leitet er in seiner Forschungsprofessur „Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung“ am Institut für Angewandte Sexualwissenschaft an der Hochschule Merseburg das Forschungsprojekt „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Traumatisierung“.

Bei der Beschäftigung mit dem Geschlecht waren ihm einige Erklärungen aus der Biologie zu einfach. Dabei stellte er die grundlegende Auffassung in Frage, dass es zwei biologische Geschlechter gebe. Außerdem glaubt er nicht, dass es biologische Gründe dafür gibt, mit welchen Menschen man Sex haben will. Voß stellt damit in Frage, was für die meisten als selbstverständlich gilt.

Das Kölner Beratungszentrum RUBICON unterstützt lesbische, schwule, bisexuelle, trans*idente sowie queer orientierte Menschen und ihre Familien selbstbewusst und selbstbestimmt zu leben und zu lieben! Die eigene Identität, Begehren, Geschlecht und sein Ausdruck sind wesentliche Aspekte in der Beratungstätigkeit der Sozialpädagogin* und Familientherapeutin* Şefik_a Mai.

„Zur gesellschaftlichen Herstellung des biologischen Geschlechts“
Termin: Montag: 2. Februar 2015, 17:30-19.30 Uhr
Ort: Fachhochschule Köln, Raum 113, Ubierring 40, 50678 Köln

Unsere Gesprächspartner_innen*: Heinz-Jürgen Voß und Şefik_a Mai

Wir freuen uns, nach den anregenden Diskussionen über die Konstruktionen von (geistiger) Behinderung und die Homogenisierung von Migrant_innen und Muslim_innen diesmal die Konstruktion von Geschlecht zu hinterfragen.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe  „Die Erfindung der Anderen: Diskurse im Kontext von Inklusion“, Forum Inklusive Bildung im Wintersemester 2014/15.
Flyer „Erfindung der Anderen“

Kinderbetreuung
Ihre Kinder sind herzlich mit eingeladen. Bitte geben Sie uns eine Woche vorher Bescheid, damit wir die Veranstaltung dann kinderfreundlich planen können. Anmeldung bitte unter andrea.platte@fh-koeln.de

Inklusion
… verfolgt die Vision von sozialer Gerechtigkeit und zielt auf die Überwindung von Hürden, die Benachteiligung, Ausgrenzung und Diskriminierung verursachen.

Um die Gestaltung inklusiver Kulturen, Strukturen und Praktiken für Bildungseinrichtungen zu diskutieren, laden die Integrationsagentur der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Mittelrhein e.V., die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln und die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft zu einer offenen Veranstaltungsreihe ein.

30. Januar-01. Februar 2015, Berlin: „Kommunal aktiv – Frauen in die Politik: Wer entscheidet? Die Interessen von Wirtschaft und Politik“ Workshop des Deutschen Frauenrings

Mehr Frauen in die Kommunalpolitik

Nach wie vor sind Frauen in politischen Führungspositionen unterrepräsentiert. Im Bundestag liegt der Frauenanteil zwar bei 36,5 Prozent, aber auf kommunaler Ebene liegt diese Quote durchschnittlich nur bei 25%. In kleineren Kommunen und in den kommunalen Führungspositionen sind Frauen auch heute noch selten vertreten.

In der Kommune erhält Politik Bedeutung für das tägliche Leben, wir gestalten unsere Kommune mit, in dem wir unsere Ideen einbringen – Missstände beheben helfen – Ziele mit anderen erarbeiten……… Unsere Demokratie lebt vom politischen Engagement der Bürgerinnen und Bürger und dies kann mit Politik in der eigenen Umgebung anfangen.

Mit unserem Projekt Kommunal aktiv – Frauen in die Politik möchten wir Frauen ansprechen, die sich für Engagement in ihrer Kommune interessieren, aber bislang nicht politisch aktiv waren. Vielleicht waren Sie bereits im Verein oder einer Bürgerinitiative aktiv. Vielleicht sind Sie bereits über die neuen Medien politisch engagiert. Vielleicht fühlen Sie sich von Ihren KommunalpolitikerInnen nicht gut vertreten. Dann ergreifen Sie jetzt die Initiative!

Mit unserer Workshop-Reihe wollen wir Wissen über politische Strukturen und Gestaltungsmöglichkeiten vermitteln und notwendige Kompetenzen erarbeiten und trainieren. Den teilnehmenden Frauen bietet sich die Möglichkeit des gegenseitigen Austausches und der Vernetzung untereinander.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Projektes.

30. Januar – 01. Februar 2015, Workshop 2: Wer entscheidet? Die Interessen von Wirtschaft und Politik

In diesem Workshop werden wirtschaftliche Zusammenhänge vermittelt und dem Einfluss der Wirtschaft auf die Politik nachgegangen. Welche Rolle spielt Lobbyarbeit, wie transparent ist sie und welche Strategien sind in der Lobbyarbeit für Ziele der Zivilgesellschaft erfolgreich? Die Teilnehmerinnen lernen, wie sie mit eigener Lobbyarbeit auf ihre Ziele hinarbeiten können.

Ort:  Europäische Akademie Berlin, Bismarckallee 46-48, 14193 Berlin
Kosten: 120 € incl. Unterbringung im Einzelzimmer und Verpflegung oder 50€ ohne Übernachtung/Frühstück
Kinderbetreuung kann bei Bedarf angeboten werden.
Anmeldeformular
Anmeldungen bis zum 23.01.2015

Veranstalter

Deutscher Frauenring e.V.
Bundesgeschäftsstelle
Brandenburgische Straße 22
10707 Berlin
Tel 030 – 88 71 84 93
Fax 030 – 88 71 84 94
mail (at) d-fr.de

15. Dezember 2014, Berlin: „’Aufregend bunt, vielfältig normal!‘ Zur Bedeutung von Managing Diversity in Betrieb und Verwaltung“ 15. Gender-Fachdialog der ver.di Bundesverwaltung

Diversity ist aufregend bunt! Diversity ist vielfältig normal! Dies ist das Ziel von Managing Diversity in Betrieb und Verwaltung – besonders dort, wo es heute noch keine Selbstverständlichkeit ist.

Unter der Überschrift „Transfer in die Arbeit der Interessenvertretung?!“ werden in diesem 15. Fachdialog Gender entsprechend folgende Fragen im Mittelpunkt stehen:

  • Welche Diversity-Kategorien – möglicherweise auch in Kombination im Sinne der Intersektionalität – sollen aufgrund ihrer Relevanz für Interessenvertretungen in Betrieben und Verwaltungen vertiefend bearbeitet werden?
  • Welche Chancen und nächsten Schritte der Umsetzung existieren?
  • Welche Institutionen und Akteur_innen können dazu beitragen? Welche Bedeutung kommt dabei den Gewerkschaften und Möglichkeiten der Vernetzung zu?

Programm und Anmeldung

Wann und wo?
15. Dezember 2014
11.00-16.30 Uhr
ver.di Bundesverwaltung
Paula-Thiede-Ufer 10

Abschließende Diskussion im Plenum

Das Plenum des Bundesforums Familie während der Netzwerkversammlung 2014

Das Plenum des Bundesforums Familie während der Netzwerkversammlung 2014

Die abschließende Diskussion drehte sich um drei zentrale Aspekte. Zum einen diskutierte das Plenum die Bedeutung von Partizipation für Inklusion mit den drei Referent/innen. Hierzu wurde festgestellt, dass Partizipation deutlich mehr sei als nur Teilhabe: es gehe vielmehr um Mitentscheidung beziehungsweise Mitbestimmung. Auch in der BRK spiele Partizipation eine bedeutende Rolle, so definiere die BRK in ihrer Präambel Behinderung Resultat der Interaktion zwischen Menschen mit Einschränkungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren, die die volle und effektive Partizipation an der Gesellschaft auf gleicher Basis mit anderen behindere. Dr. Wrase verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es Ziel von Inklusion sei, die größtmögliche Partizipation zu ermöglichen. Die Partizipation selbst sei also das Ziel, währenddessen Inklusion die Ausgestaltung der Systeme beträfe, um eben jenes Ziel zu erreichen. Im Umkehrschluss sei Inklusion nur dann erreichbar, wenn – am Beispiel der inklusiven Schule – Eltern und Kinder an dem Prozess der Ausgestaltung eines inklusiven Bildungssystems partizipieren könnten, im Sinne von mitentscheiden.

Ein zweiter Diskussionsstrang befasste sich mit der Frage, wie es zu dem aktuell bestehenden Bildungssystem Deutschlands gekommen sei, schließlich sei die deutsche Sonder- oder Förderschule weltweit einmalig. Dr. Arnade beleuchtete den Sachverhalt historisch und hielt fest, dass auch mit Ende des nationalsozialistischen Deutschlands 1945 leider nicht automatisch das damals vorherrschende Gedankengut „Behindertes Leben ist minderwertig“ in der Gesellschaft ausgelöscht gewesen sei. So hätten die Sonderschulen zu Beginn auch eine ganz klare Schutzfunktion gehabt. Die Entwicklung in Deutschland sei an dieser Stelle einfach stehen geblieben. Prof. Dr. Eckert gab vor diesem Hintergrund auch zu bedenken, dass das deutsche Schulsystem Inklusion in sich nicht vorgesehen habe, schließlich beruhe es mit seinen Gymnasien, Haupt- und Realschulen grundsätzlich auf dem Prinzip von homogenen Lerngruppen. Das angelsächsische Schulsystem beispielsweise sei mit seinen comprehensive schools und dem Prinzip der möglichst langen gemeinsamen Beschulung für Inklusion deutlich besser geeignet, bestätigte auch Dr. Wrase. Hierüber entspann sich zudem die Frage inwieweit die in Deutschland stark ideologisch aufgeladene Debatte über die inklusive Schule ihre Berechtigung in der BRK habe, ob also ein Elternwahlrecht in der Konvention vorgesehen sei. Dr. Arnade führte hierzu aus, dass mit der Ratifizierung der BRK sich die Staaten ganz klar zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichteten, ein Elternwahlrecht sehe die BRK nicht vor. Wie in der öffentlichen Debatte gab es auch im Plenum zu diesem Punkt unterschiedliche Meinungen, aber unabhängig von der Frage ob zwei parallel bestehende Schulsysteme als wünschenswert betrachtet wurden, waren sich alle Beteiligten darin einig, dass die Elternperspektive von zentraler Bedeutung für die Ausgestaltung von Inklusion ist.

Auf dem Podium: Prof. Dr. Andreas Eckert, Dr. Michael Wrase, Dr. Sigrid Arnade (v.l.n.r.)

Auf dem Podium: Prof. Dr. Andreas Eckert, Dr. Michael Wrase, Dr. Sigrid Arnade (v.l.n.r.)

Mit der ganz praktischen Umsetzung der BRK in der Realität beschäftigte sich ein dritter Aspekt der Diskussion und zwar mit der Frage nach der Deutung der Formulierung „im Rahmen des Möglichen und Zumutbaren“. So sei eben jene Formulierung häufig ein Hinderungsgrund in der Umsetzung inklusiver Maßnahmen vor Ort, da sie interpretierbar wäre. Dr. Wrase räumte ein, dass diese konkrete Passage bewusst so gehalten wäre um der Individualität der Kinder gerecht werden zu können. Allerdings gäbe es durchaus Konkretisierungen. So müssten die Vorkehrungen zu den individuellen Beeinträchtigungen passen. Im Sinne des Zumutbaren müsse sich das Niveau aktuell dem der Förderschulen entsprechen. Dr. Arnade fügte hinzu, dass die BRK sehr wohl darauf einginge, dies jedoch nicht ins deutsche Recht übertragen sei. So sollte der Aspekt der Vorkehrungen in das Behindertengesetz und der der Vorhaltung dieser in das AGG aufgenommen werden, um eine Ahndung zu ermöglichen.

Die Diskussion schloss damit, dass viele bisher unbefriedigende Punkte bei der Umsetzung von Inklusion durch die Einführung der „großen Lösung“ und eine Lockerung im Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern erreicht werden könnte.

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Seite 2: Dr. Michael Wrase: Inklusion als (Menschen-)Recht?!
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Seite 4: Prof. Dr. Andreas Eckert: Lebenslagen von Familien mit einem Kind mit einer BehinderungSeite 5: Abschließende Diskussion im Plenum

Andreas Eckert: Lebenslagen von Familien mit einem Kind mit einer Behinderung

Den dritten und letzen Input an diesem Tag hielt Prof. Dr. Andreas Eckert von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich. Als Pädagoge beleuchtete er die Lebenslagen von Familien mit einem Kind mit Behinderung vor dem Hintergrund der UN-BRK. Zunächst ordnete er hierzu die Begriffe „Familie“ und „Behinderung“ im Zusammenhang mit der BRK ein. So hielt er fest, dass Behinderung ein sehr relativer Begriff sei, bei dem es um die Wechselwirkung zwischen Bedingungen, Hilfsangeboten und subjektiver Wahrnehmung ginge. Befasse man sich mit Familien mit Behinderung müsse die Ressourcenperspektive im Vordergrund stehen und nicht die Belastung, so würden sich die betroffenen Familien selbst zwar in einem „ständigen Spannungsfeld von besonderen Herausforderung und einem hohen Zufriedenheitserleben“ aber eben doch als „ganz normale Familie“ sehen. Dabei müsse des Weiteren beachtet werden, dass auch Familien mit Behinderung eine heterogene Gruppe seien – ebenso wie andere Familien auch – die sich nur in einem Kriterium, dem der Behinderung, glichen. Seine Einleitung rundete er schließlich mit der Erwähnung der Denkschrift der Bundesregierung zur BRK ab. Dort, so Prof. Dr. Eckert, würde explizit auf Familien eingegangen. Im Mittelpunkt stünde hier der Kooperationsgedanke zwischen Eltern und Fachkräften. Augenscheinlich wird dies beispielsweise an den Artikeln 7 und 23:

„Auch die Eltern sollen intensiv in Planung und Gestaltung der Hilfen einbezogen werden. Dabei soll den besonderen Bedürfnissen der Eltern und Kinder Rechnung getragen.“

sowie Artikel 25:

„Die individuell erforderlichen Leistungen werden in Zusammenarbeit mit den Eltern in einem interdisziplinär entwickelten Förder- und Behandlungsplan zusammengestellt.“

Prof. Dr. Andreas Eckert, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich

Prof. Dr. Andreas Eckert, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich

Im zweiten Teil seines Vortrages stellte Prof. Dr. Eckert die Besonderheiten von Familien mit einem Kind mit Behinderung mit den Ressourcen der Familien und ihren Bedürfnissen gegenüber. So entstünden Besonderheiten insbesondere in der Alltagsgestaltung je nach individueller Behinderung des Kindes sowie der Lebenssituation der Familie als Ganzes. Oft würden sich Eltern zudem mit unterschiedlichen Wertvorstellungen auseinandersetzen müssen. Denn häufig seien die in der Gesellschaft vorherrschenden Wertvorstellungen mit einem Kind mit Behinderung nicht erfüllbar und würden beispielsweise kollidieren mit denen auf Geschwisterkindern ohne Behinderung angewendeten Werten. Nach seiner Erfahrung führt diese Auseinandersetzung oft zu einer Weiterentwicklung der Eltern. Eine weitere Besonderheit sei die Veränderung sozialer Beziehungen. Dabei sei zu bedenken, dass auch hier die Heterogenität der Familien zum Tragen käme und nicht alle Eltern gleich handeln würden. Vielfach jedoch würden sich die sozialen Beziehungen dahingehend verändern, dass Eltern den Kontakt zu anderen Familien in ähnlichen Situationen suchen würden, da man in diesem Umfeld weniger erklären müsse. Anhand dieser Auflistung der Besonderheiten werde eines deutlich, so Prof. Dr. Eckert: Es gebe bei Familien mit Behinderung nicht per se mehr Belastungen wohl aber ein erhöhtes Potential möglicher Belastungen. Für die Familienförderung und die Unterstützung von Familien mit Kindern mit Behinderung sei nun eine Analyse der vorhandenen Ressourcen besonders wichtig. Hier stellte er eine Auflistung von Ressourcen in der Bewältigung möglicher Belastungen von Retzlaff (2010) vor, anhand derer deutlich wurde, dass die Familien selbst eine zentrale Rolle hierbei spielen, beispielsweise seien der familiäre Zusammenhalt, die Zufriedenheit mit der Partnerschaft und die ausgeglichene Balance familiärer Bedürfnisse wichtige Ressourcen. Daneben käme es insbesondere auch auf die sozialen Unterstützungssysteme an. Letzter Punkt in diesem Dreiklang sind die Bedürfnisse von Eltern mit behindertem Kind, die es zu beachten gebe. Derer gibt es nach Prof. Dr. Eckert vier und zwar: Informationsgewinnung (zum besseren Verständnis, wenn zum Beispiel die intuitiven Erziehungskompetenzen nicht mehr greifen), Beratung (zentrale Ansprechpartner/innen), Entlastung (durch professionelle Angebote) sowie Kommunikation und Kontaktgestaltung im Zusammenspiel von Eltern und Fachkräften.

Familienorientierung in der Kooperation

Legt man dies nun einer familienorientierten Kooperation zwischen Eltern und Fachleuten zugrunde, ergeben sich nach Sarimski und anderen (2013) eine Vielzahl möglicher positiver Beiträge, zum Beispiel eine durch Vertrauen, Respekt, Ehrlichkeit und offene Kommunikation charakterisierte Beziehungsgestaltung, die bedürfnisorientierte Mobilisierung von Ressourcen in interdisziplinären Kooperationen oder auch die Unterstützung der Familien bei der selbstständigen Lösung ihrer Probleme. Herunter gebrochen auf die UN-BRK wiederum wären entsprechend die nachfolgenden Ableitungen denkbar:

  • Bereitstellung (früher) Beratungs- und Informationsangebote für Eltern mit einem Kind mit einer Behinderung,
  • Einbeziehung von Elternpositionen in eine „wertschätzende“ Inklusionsdebatte – Auseinandersetzung mit divergenten Vorstellungen,
  • Elternwahlrecht bei der Entscheidung zwischen inklusiven und speziellen institutionellen Settings,
  • sowie Kooperation und Vernetzung als Leitidee.

Der Input von Prof. Dr. Andreas Eckert zum Download.

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Sigrid Arnade: Die UN-BRK aus der Perspektive der Zivilgesellschaft

Dr. Sigrid Arnade, Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben Deutschland (ISL) e.V.

Dr. Sigrid Arnade, Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben Deutschland (ISL) e.V.

Dr. Sigrid Arnade, Geschäftsführerin der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland, knüpfte ihren Vortrag nahtlos an den Dr. Wrases an. So griff sie die Anmerkungen Dr. Wrase zur fehlerhaften Übersetzung der BRK auf und wusste zu berichten, dass die vorliegende amtliche Übersetzung nicht aus Unkenntnis entstanden sei, sondern durchaus in vollem Bewusstsein der Kultusminister/innen vorgenommen worden wäre. So sei unter anderem auf eine korrekte Übersetzung des Begriffs „assistance“ mit „Assistenz“ verzichtet worden. Stattdessen finde sich in der amtlichen Übersetzung „Hilfe“, was einen deutlich geringeren Grad der Selbstbestimmung impliziert. Es existiere jedoch eine sogennante Schattenübersetzung des NETZWERKS ARTIKEL 3. Daran anschließend brachte Dr. Arnade den Teilnehmenden den Inklusionsbegriff aus Sicht der Zivilgesellschaft näher und zog dabei das Modell von Katarina Tomasevski (2002) heran, welche vier Entwicklungsstadien des Rechtes auf Bildung unterscheide. Beginnend mit der Exklusion über die Separation, also einem allgemeinen Recht auf Bildung für alle in unterschiedlichen Systemen, gehe das Modell über das dritte Stadium, das mit „Assimilation durch Integration“ gleichgesetzt werden könne, bis hin zur wirklichen Gleichberechtigung, die schließlich durch ein inklusives Schulsystem erreicht wird. Gleichberechtigung wird in diesem vierten Stadium dadurch erreicht, dass sich die Gesellschaft ändert und nicht die Individuen an die Gesellschaft angepasst werden. Dabei stellte Dr. Arnade deutlich heraus, dass Inklusion mehr ist als das Recht von Kindern auf Bildung. So betreffe Inklusion neben der Bildung und Ausbildung auch Bereiche wie Gesundheit, Erwerbstätigkeit, Familienleben, Mobilität, Kommunikation, Rechtsstellung und gelte für alle Menschen, unabhängig von Behinderungen, Geschlecht, sozialer und kultureller Hintergründe sowie Lebensphasen.

Die BRK und der Parallelbericht der BRK-Allianz

In einem nächsten Schritt ging sie auf die BRK und die Verweise innerhalb der Konvention zu „Familie“ ein. Hier benannte sie die Artikel 22, 23 und 28 als zentral. In diesen wird auf die Aspekte der Privatsphäre, der Wohnung und der Familie sowie des angemessenen Lebensstandards und sozialer Schutz eingegangen. Von hier aus führte Dr. Arnade die Teilnehmenden weiter zu den Vorstellungen der Zivilgesellschaft hinsichtlich der Umsetzung der BRK in Deutschland. So habe sich die sogenannte BRK-Allianz bestehend aus rund 80 Verbänden, von ABiD/ISL über Gewerkschaften bis hin zur Wohlfahrts- und Elternverbänden, gegründet, aus deren Feder auch der Parallelbericht „Für Selbstbestimmung, gleiche Rechte, Barrierefreiheit, Inklusion!“ stammt und deren Sprecherin sie ist. So müssten die ratifizierenden Staaten innerhalb von zwei Jahren einen ersten Bericht zur Umsetzung der BRK bei der UN vorlegen und neben dem Bericht seitens der Regierung gebe es auch immer einen Bericht der Zivilgesellschaft. Auf Basis dieser beiden Berichte stehe im April 2015 ein konstruktiver Dialog zwischen UN, Bundesregierung und der Zivilgesellschaft an. In diesem Zusammenhang ging Dr. Arnade auf die Forderungen der BRK-Allianz in Bezug auf Familien ein, dazu gehören: die Regelung der Frühförderung als Komplexleistung, die Realisierung der „großen Lösung“, die Verankerung von Elternassistenz und begleiteter Elternschaft, die Aufnahme des Menschenrechts auf Familienplanung und Elternschaft in entsprechende Aus- und Fortbildungen sowie die einkommens- und vermögensunabhängige Gewährung von Teilhabeleistungen.

In ihren letzen beiden Punkten ging sie auf die Bereiche Frühförderung sowie Elternassistenz und begleitete Elternschaft näher ein. Größtes Problem seien bei der Frühförderung die Schnittstellen zwischen Leistungsträgern, die den Zugang zu den seit 2001 als Komplexleistung im SGB IX verankerten Angeboten erschwerten. Lediglich in „Sonderwelten“, also im Bereich der Förderschule, funktioniere das System, die Inklusion aber werde massiv erschwert. Dr. Arnade sieht hier akuten gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Hinsichtlich Elternassistenz und begleiteter Elternschaft würde die BRK zur Bereitstellung dieser Leistungen verpflichten, jedoch gebe es in deutschen Gesetzen keine eindeutigen Regelungen. Entsprechend müssten Eltern immer wieder aufs Neue mit Behörden um Assistenzleistungen kämpfen und auch vor Gericht erstreiten. Dr. Arnade schloss ihren Vortrag mit der Hoffnung auf Besserung durch das Bundesteilhabegesetz, an dem aktuell gearbeitet werde und mit dem unter anderem auch die „große Lösung“ forciert werden solle.

Der Input von Dr. Sigrid Arnade zum Download. Mehr Informationen zur BRK-Allianz und dem Parallelbericht unter www.brk-allianz.de. Der Parallelbericht kann auch als gedruckte Version bei der Aktion Mensch bestellt werden. Die Schattenübersetzung der Konvention vom NETZWERK ARTIKEL 3 steht als PDF zur Verfügung oder beim Netzwerk bestellt werden.

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Michael Wrase: Inklusion als (Menschen-)Recht?!

Dr. Michael Wrase, WZB

Dr. Michael Wrase, WZB

Dr. Michael Wrase vom WZB eröffnete das Thema mit einem interessanten Blick auf die rechtlichen Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) auf den Begriff der Inklusion. Durch die UN-BRK sei Inklusion zu einem rechtsverbindlichen Begriff geworden, der beispielsweise bezogen auf das Bildungssystem in Deutschland zu grundlegenden Veränderungen führe. Dr. Wrase erläuterte den Anwesenden zunächst, warum er sich im Weiteren auf den englischen Originaltext der UN-BRK beziehe. So sei die englische Version zum einen die rechtsverbindliche Version der UN-BRK, zum anderen sei die deutsche Übersetzung leider teilweise unpräzise und beinhalte beispielsweise nicht den Begriff „Inklusion“, stattdessen würde lediglich von „Integration“ gesprochen. Nach diesem Exkurs erläuterte er in einem ersten Schritt, wie sich Rechtsbegriffe im engeren und im weiteren Sinne definierten. So seien Rechtsbegriffe im engeren Sinne juristisch unmittelbar von Bedeutung sowie juristisch zu interpretieren und anzuwenden, das heißt sie ziehen Rechtsfolgen nach sich. Als Beispiel für einen derartigen Rechtsbegriff im engeren Sinne führte Dr. Wrase die nachfolgende Passage der UN-BRK an:

„States parties shall ensure an inclusiveeducation system at all levels”.

Hierbei handele es sich um einen Rechtsbegriff im engeren Sinne, der schließlich auch in Art. 24 Abs. 2 BRK konkretisiert wird. Rechtsbegriffe im weiteren Sinne wiederum eröffneten über das positive Recht hinausgehende Sinnverständnisse, seien Leitbilder für ganze Rechtsgebiete (wie das „Behindertenrecht“) und könnten als Interpretationshilfen dienen. Beispielhaft hierfür sei der Artikel 3 „General principles“, in dem es heißt:

“The principles of the present Convention shall be:
a. Respect for inherent dignity, individual autonomy including the freedom to make one’s own choices, and independence of persons;
b. Non-discrimination;
c. Full and effective participation and inclusion in society”

Im Weiteren skizzierte Dr. Wrase das Konzept der Inklusion. So bedeute Inklusion als „Form der Berücksichtigung von Personen in Sozialsystemen“ (Stichweh 2005) – oder wie Dr. Wrase konkretisierte, von Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit – die gleichberechtigte soziale Teilhabe aller zu ermöglichen. Es gehe also immer um Inklusion versus Exklusion. Entsprechend sei laut Dr. Wrase ein System dann exkludierend, wenn es menschlich-sozialer Vielfalt, also Diversität, nicht ausreichend Rechnung trage. Diesem Konzept folgend führe auch die UN-BRK den Gegenbegriff in einem Diskriminierungsverbot in Art. 5 Abs. 2 konkret aus. Diese Diskriminierung wird in Art. 2 genauer definiert:

„’Discrimination on the basis of disability’ means any distinction, exclusion or restriction on the basis of disability which has the purpose or effect of impairing or nullifying the recognition, enjoyment or exercise, on an equal basis with others, of all human rights and fundamental freedoms in the political, economic, social, cultural, civil or any other field. It includes all forms of discrimination, including denial of reasonable accommodation”.

Der Gleichheitsbegriff gehe hier also sehr weit, so Wrase. So berücksichtige substantielle (materielle) Gleichheit sowohl die gegenwärtigen Strukturen als auch vergangene Benachteiligungen und fordere eine systemische Anpassung.

Gleichheitskonzepte im Wandel

Um die Bedeutung und das Innovative dieser Gleichheitsdefinition angemessen würdigen zu können, veranschaulichte Dr. Wrase die Entwicklung des Gleichheitskonzeptes im vergangenen Jahrhundert. So hätte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die staatsbürgerliche Gleichheit gegolten, im Rahmen derer es gleiche Behandlung nur im Rahmen geltender Gesetze gab. Dem folgte nach Ende des Zweiten Weltkrieges die formale Gleichheit im Sinne eines Menschenrechtes. Zentral war hier das Differenzierungsverbot, insbesondere aufgrund von Rasse, Herkunft und Geschlecht, kurzum die Gleichheit gegenüber dem Gesetz. Während der Gleichberechtigungs- beziehungsweise Gleichstellungsbewegung hätte die formal-materielle Gleichheit vorgeherrscht, die sich insbesondere in dem Verbot mittelbarer (faktischer) Diskriminierung niederschlug. Grundgedanke war hier, dass durch Regelungen, die die spezifische Lebenssituation nicht berücksichtigen, keine wirksame Gleichheit erzeugt werden kann. Mit der UN-BRK sei man nun an dem Punkt der materiellen Gleichheit. Das wiederum hieße, exkludierende Systeme müssten umgestaltet werden und wenn diese Umgestaltung unterlassen werde, komme das Diskriminierung gleich. Es gehe also um die Gleichheit innerhalb der Sozialsysteme, nicht durch Maßnahmen außerhalb der Systeme, die der Verschiedenheit Rechnung trügen – wie das beispielsweise im Fall der Förderschulen der Fall sei. Mit dem Ansatz der Umgestaltung bestehender Systeme gehe Inklusion deutlich über formale Gleichbehandlung hinaus und müsse dazu führen, dass existierende Prozesse wie zum Beispiel arbeitsorganisatorische Abläufe, hinterfragt würden.

Welche Maßnahmen die UN-BRK nun vorsieht, um Diskriminierung zu verhindern, führte Dr. Wrase zum Schluss seines Vortrages aus. An dieser Stelle ging er näher auf den Art. 24 Abs. 1 Satz 2 in Verbindung mit Abs. 2 BRK ein. So sei hier beispielsweise festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderung nicht vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden dürfen, Zugang zu inklusiven, qualitativ hochwertigen und kostenfreien Grundschul- und weiterführender Bildung haben und den die benötigte Unterstützung erhalten sowie angemessene Einrichtungen entsprechend der individuellen Erfordernisse vorgehalten werden müssen. Darüber hinaus müssen individuelle Unterstützungsmaßnahmen in Bereichen vorgehalten werden, die der Steigerung der akademischen und sozialen Entwicklung dienen.

Dr. Wrase schloss seinen Input damit, dass auch wenn die UN-BRK hauptsächlich Auswirkungen auf die Inklusion innerhalb des Bildungssystems habe, sie dennoch den Blick für Inklusion als solche entscheidend weite.

Der Input von Dr. Michael Wrase zum Download

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Netzwerkversammlung 2014: Familie und Inklusion

Der 19. September 2014 stand ganz im Zeichen des Bundesforums Familie. Bereits am Vormittag trafen sich die beiden Arbeitsgruppen AG A „Inklusion bei Familien mit behinderten Angehörigen” und AG B „Inklusion für die Vielfalt von Familien” zu einer ersten gemeinsamen Sitzung. In arbeitsreichen drei Stunden verschafften sich die Teilnehmenden einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeiten und vereinbarten weitere Schritte hin zu einem gemeinsamen Papier zum Thema „Familie und Inklusion“.

Während das Treffen am Vormittag Arbeitscharakter hatte und insbesondere demInformationsaustausch diente, war der Nachmittag vor allem der Wissensgenerierung gewidmet. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Can Aybek (Mitglied des Beirats des Bundesforums Familie) und Diana Golze, MdB (Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Deutschen Bundestag) brachten kurze Inputs aus den beiden Arbeitsgruppen auch diejenigen Netzwerkmitglieder auf den Stand der aktuellen Diskussion, die momentan nicht aktiv an den Arbeitsgruppen mitwirken. Im Anschluss daran stand das Thema „Lebenslagen von Familien im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention“ im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Hierzu hatte die Geschäftsstelle mit Dr. Sigrid Arnade (Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V.), Prof. Dr. Andreas Eckert (Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich) und Dr. Michael Wrase (Wissenschaftszentrum Berlin) drei renommierte Expert/innen gewinnen können, die den Mitgliedern des Bundesforums aus verschiedenen Perspektiven Einblicke in das komplexe Thema gaben.

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10. Dezember 2014, Köln: „Making of…Migranten und Muslime. Die Homogenisierung der Anderen in Bildungseinrichtungen“ Vortrag und Diskussion des Forums Inklusive Bildung

Das Forum Inklusive Bildung lädt ein zur Veranstaltung „Making of…Migranten und Muslime. Die Homogenisierung der Anderen in Bildungseinrichtungen“ mit Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu:

Zeit: 10.12.2014, 18:30-20.30 Uhr
Ort: Fachhochschule Köln, Ubierring 48, Raum 220

„… Doch statt dass die Vielfalt der Religionen und Denominationen zwischen und innerhalb dieser Gruppen in den Blick genommen würde, kommt es zu der bereits erwähnten Muslimisierung der türkischen Migranten und Migrantinnen, die analog zu anderen Ethnisierungsprozessen und Essentialisierungsprozessen abläuft. Das Thema Islam dominiert den Kulturdiskurs in der pädagogischen Praxis dermaßen, dass der Eindruck entstehen könnte, der diffuse Begriff der Kultur habe eine Heimat in der Religion, namentlich im Islam gefunden…“ (Yasemin Karakaşoğlu)

Dr. Yasemin Karakaşoğlu ist seit Oktober 2004 Professorin für Interkulturelle Bildung im Lehrgebiet Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Universität Bremen und seit 2011 Konrektorin für Interkulturalität und Internationales.

Karakaşoğlu befasst sich mit dem Zugang zu Erziehung und Bildung im Kontext migrationsbedingter Heterogenität sowie dem Umgang der Lehrenden und des Bildungs- bzw. Schulsystems mit Migration und Fremdheit.

Ihre mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien ausgezeichnete Dissertation liefert auch heute einen wichtigen Beitrag zur „Kopftuchdebatte“ und gibt Einblicke in Religiosität und Erziehungsvorstellungen junger Frauen mit Kopftuch in Deutschland. Zur Kopftuchdebatte veröffentlichte sie zudem zahlreiche Stellungnahmen.

Karakaşoğlu ist u.a. Mitglied im SVR, dem Rat für Migration und war 2013 im Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für den Bereich Bildung und Wissenschaft. Kürzlich erhielt sie den Dialogpreis 2014 des BDDI.

Im Kontext der Reihe „Die Erfindung der Anderen“ beschreibt sie den Prozess der Konstruktion von Migrant_innen und Muslim_innen im deutschen Bildungssystem.
Die daran anknüpfende Diskussion wird eingeleitet mit Erfahrungen aus der beratenden Tätigkeit von Eliza Aleksandrova, Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen Köln/Forum Rassismus Köln.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe  „Die Erfindung der Anderen: Diskurse im Kontext von Inklusion“, Forum Inklusive Bildung im Wintersemester 2014/15.
Flyer „Erfindung der Anderen“

Kinderbetreuung
Ihre Kinder sind herzlich mit eingeladen. Bitte geben Sie uns eine Woche vorher Bescheid, damit wir die Veranstaltung dann kinderfreundlich planen können. Anmeldung bitte unter andrea.platte@fh-koeln.de

Inklusion
… verfolgt die Vision von sozialer Gerechtigkeit und zielt auf die Überwindung von Hürden, die Benachteiligung, Ausgrenzung und Diskriminierung verursachen.

Um die Gestaltung inklusiver Kulturen, Strukturen und Praktiken für Bildungseinrichtungen zu diskutieren, laden die Integrationsagentur der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Mittelrhein e.V., die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Köln und die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft zu einer offenen Veranstaltungsreihe ein.

4. Dezember 2014, Duisburg: „Gemeinsam für Bildungserfolge der Kinder: Migranteneltern und Bildungseinrichtungen“ Fachtagung der Otto Benecke Stiftung

Eltern sind der Schlüssel zur Bildung ihrer Kinder. Und Tatsache ist, dass viele Kinder mit Migrationshintergrund es immer noch schwerer haben, einen guten Schulabschluss zu erreichen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Deshalb wurde 2011 das Modellprojekt Bildungs-Brücken: Aufstieg! initiiert, um Eltern mit Arabisch, Russisch oder Türkisch als Herkunftssprache Bildungswissen zu vermitteln. Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit der Otto Benecke Stiftung e.V. (OBS) und fünf Migrantenorganisationen wurden Eltern erreicht, die bisher nur selten die Angebote der Elternbildung nutzen. Bundesweit wurden Elternforen organisiert und Fortbildungen für Migrantenorganisationen angeboten.

Projekt-Partner sind:
• Deutsch-Marokkanisches Kompetenznetzwerk e.V. (DMK)
• Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland e.V. (FÖTED)
• PHOENIX-Köln e.V. Kultur- und Integrationszentrum
• Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB)
• Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ)

Nun wird Bilanz gezogen: Nach der Präsentation der Ergebnisse des Projekts wird in World-Cafés gefragt, wie die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Migranteneltern verbessert werden kann. Wissenschaftliche Vorträge diskutieren die Perspektiven der Kooperation zwischen Migranteneltern und Bildungseinrichtungen. Eingeladen sind Aktive aus Migrantenorganisationen, dem Integrationsbereich, Eltern, Wissenschaft und Politik.

Das vollständige Programm

Anmeldung
Um Anmeldung per Fax, Post oder Mail mit dem Anmeldeformular wird bis zum 21. November 2014 gebeten. Tagungsgebühren werden nicht erhoben.

Veranstaltungsort
Mercatorhalle im CityPalais
Landfermannstraße 6
47051 Duisburg
Informationen zur Anfahrt

Informationen
Otto Benecke Stiftung e.V.
Tagungsbüro „Bildungs-Brücken: Aufstieg!“
Kennedyallee 105-107
53175 Bonn
Telefon: 0228 / 8163-305
Fax: 0228 / 8163-300
Email: Fachtag@obs-ev.de

27. November 2014, Köln: „Bonding in besonderen Situationen“ Symposium der WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“

Eine gelungene Eltern-Kind-Bindung macht das Neugeborene stark für seinen weiteren Lebensweg. Babyfreundliche Einrichtungen berücksichtigen und fördern das Entstehen dieser Bindung, in der Fachsprache „Bonding“ genannt, wo immer es geht. Ob und wie Bonding auch in besonderen oder schwierigen Situationen möglich ist, welche Auswirkungen es hat – diesen Fragen geht die Veranstaltung „Bonding in besonderen Situationen“ nach.

Programm
10:00 h – 10:10 h     Begrüßung
10:10 h – 10:50 h     Bonding bei Frühgeborenen: K. Mehler (Köln), Vortrag und Diskussion
10:50 h – 11:30 h     Bonding bei Kaiserschnitt aus anästhesiologischer Sicht: V. Kehm (Freiburg), Vortrag und Diskussion
11:30 h – 12:10 h     Mutter-Kind-Beziehung: Interaktion und Bonding bei psychischen Erkrankungen: P. Trautmann-Villalba (Frankfurt/M.), Vortrag und Diskussion
12:10 h – 12:30 h     Schlusswort

Referent/innen
Dr. med. Vadim Kehm, Universitätsklinik Freiburg – Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Dr. med. Katrin Mehler, Universitätsklinik Köln – Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Bereich Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedizin
Dr. Patricia Trautmann-Villalba, Institut für peripartale Interventionen, Frankfurt am Main

Zielgruppe
Das B.E.St.®-Symposium richtet sich an Ärztinnen, Ärzte und andere Fachkräfte aus Einrichtungen der Geburtshilfe und Kinderkliniken.

Fortbildungspunkte
Vom IBLCE werden 1,5 L und 0,75 R-CERPs vergeben. Von der Ärztekammer Nordrhein für das Fortbildungszertifikat mit 3 Basispunkten (Kategorie A) anerkannt. Vom Gesundheitsamt Köln als Fortbildung für Hebammen im Rahmen der HebBO NRW anerkannt mit 3 Stunden.

Veranstaltungsort
KOMED-Saal (1. OG), Im MediaPark 7, 50670 Köln.
Wegbeschreibung

Teilnahmebedingungen und Anmeldung
Die Teilnahme an der Fachveranstaltung ist kostenfrei. Füllen Sie bitte die Anmeldung aus und senden sie bis zum 20.11.2014 per Fax oder Mail an die Geschäftsstelle oder melden Sie sich online an. Alle Informationen und das Programm auch hier.

Kontakt
WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“
Jan-Wellem-Straße 6, 51429 Bergisch Gladbach
Tel: 02204 4045-90 Fax: 02204 4045-92
E-Mail: info@babyfreundlich.org

21. November 2014, Berlin: „Welche Rolle spielt die Jugendhilfe in der inklusiven Bildung?“ Fachtagung des DJI

Welche Rolle spielt die Jugendhilfe in der inklusiven Bildung? Erfahrungen aus Ganztagsschulen im Bereich der Sekundarstufe I

Im Rahmen der Tagung stehen die bisherigen Entwicklungen, aktuellen Fragestellungen und kommenden Herausforderungen inklusionsorientierter Bildungskonzepte im Fokus. Die Fachvorträge beschäftigen sich mit dem Selbstverständnis der Jugendhilfe im Kontext von Inklusion sowie mit der Umsetzung Inklusiver Bildung in Ganztagsschule. In daran anschließenden Workshops werden die schrittweise Entwicklung zur Inklusionsschule, die Zusammenarbeit zwischen Regelschullehrkräften und Sonderpädagogen/innen in der Inklusionsschule, die Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe sowie die Praxis der inklusionsorientierten Schulsozialarbeit näher beleuchtet. Es sollen Erfahrungen ausgetauscht und Perspektiven auf die Gelingensbedingungen von Inklusion erarbeitet werden.

Das vollständige Programm finden Sie hier.

Wann und wo?
Freitag, 21. November 201410.00-16.30 Uhr
Jerusalemkirche
Lindenstraße 85
10969 Berlin

Anmeldung
Die Anmeldung sollte bis zum 12. November mit der Antwortkarte erfolgen. Es fällt keine Tagungsgebühr an.

Kontakt
Deutsches Jugendinstitut e.V.
Außenstelle Halle
Susanne Ignaszewski
Franckeplatz 1, Haus 12/13
06110 Halle (Saale)

Tel. + (49) 0345/681 78 35
Fax: + (49) 0345/681 78 47
ignaszewski@dji.de

21. November 2014, Berlin: „Sexualität und Familie“ Fachtagung des Regenbogenfamilienzentrums

Am Freitag, dem 21. November 2014, laden das Regenbogenfamilienzentrum Berlin und das SOS Familienzentrum Berlin zur Fachtagung „Sexualität und Familie“ ein. Die zweite gemeinsame Fachtagung findet von 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr in den barrierefreien Räumen des SOS Familienzentrums statt. Alexander Nöhring, Leiter der Geschäftsstelle des Berliner Beirats für Familienfragen, wird die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnen.

Schwerpunkt des Fachtages wird die fachliche Auseinandersetzung und Sensibilisierung in Bezug auf Sexualität und sexuelle Vielfalt in der Familie im Kontext von Beratung sein. Weitere Informationen zu dem Fachvortrag und den Workshops können Sie der Einladung entnehmen. Eine Anmeldung zum Fachtag ist bis 14. November 2014 möglich.

Freitag, 21. November 2014, 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr
Fachtagung „Sexualität und Familie“
SOS-Familienzentrum, Alte Hellersdorfer Straße 77, 12629 Berlin-Hellersdorf

Programm
09:30 Uhr Einlass
10.00 Uhr Eröffnung
10:30 Uhr Vortrag Dr. phil. Sophinette Becker
12:00 Uhr Pause mit Imbiss
12:45 Uhr Workshops
14:45 Uhr Kaffeepause
15:00 Uhr Ausarbeitung der Workshops/Diskussion im Plenum
16:00 Uhr Ende

Es wird um einen Kostenbeitrag in Höhe von 10,- Euro für Essen und Getränke gebeten. Das Geld ist vor Ort zu entrichten. Eine Teilnahmebescheinigung kann ausgestellt werden.

Weitere Informationen und Anmeldung
constanze.koerner@lsvd.de
Telefon: 030/91901628

20. November 2014, Berlin: „Familienpolitik 54/94/24 – Vision und Wirklichkeit“ Podiumsveranstaltung der AGF

Anlässlich ihres 60jährigen Bestehens lädt die AGF zu einer Podiumsveranstaltung ein:
am 20. November ab 16.15 Uhr in der Vertretung des Freistaats Thüringen beim Bund in Berlin.

Im Fokus der Podiumsveranstaltung stehen ein Rückblick auf Meilensteine der Politik für Familien sowie die Diskussion zukünftiger Herausforderungen für die Familienpolitik und damit auch für die Familienorganisationen.

Programm

16.15 Uhr Einlass

16.30 Uhr Begrüßung: Dr. Klaus Zeh, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e. V.

16.45 Uhr 60 Jahre AGF – ein Blick zurück und nach vorn: Prof. Dr. Dr. Siegfried Keil, ehemaliger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e. V.

17.00 Uhr Festrede: Stark für Familien: Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

17.20 – 18.30 Uhr: Podiumsdiskussion „Familien im Jahr 2024 – eine Vision. Was ist zu tun?“
•    Prof. em. Dr. Hans Bertram, Humboldt-Universität zu Berlin
•    Elisabeth Niejahr, Journalistin
•    Prof. Dr. Ludger Pries, Lehrstuhl Soziologie/Organisation, Migration und Mitbestimmung an der Ruhr-Universität-Bochum
•    Manuela Schwesig, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
•    Dr. Klaus Zeh, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen (AGF) e. V.

Moderation: Christel Riemann-Hanewinckel, Präsidentin der evangelischen arbeitsgemeinschaft familie e. V. (eaf)

Ab 18.30 Uhr Gemeinsamer Ausklang mit Gesprächen und Imbiss

Einladung mit Anmeldepostkarte

Eine Anmeldung ist auch über die Anmeldeseite oder per Email an anmeldung [@] ag-familie [.] de möglich.

Weitere Informationen zur Geschichte der AGF: 60 Jahre AGF – Artikelserie

19. November 2014, Köln: „Väter heute: Ernährer, familiäre Hilfsarbeiter, gleichberechtigte Erziehende?!“ Fachtagung des Zukunftsforum Familie in Kooperation mit IMPULS Deutschland

Väter wollen aktiver in der Betreuungs- und Erziehungsarbeit ihrer Kinder sein. Dies ist ein Resultat veränderter Wertvorstellungen zum Verhältnis zwischen Erwerbsleben, Familienleben und Freizeit. Auch neuere gesetzliche Regelungen bestärken dieses neue Selbstverständnis als Vater. Die Realität hingegen sieht oftmals anders aus: Väter klagen über zu wenig Zeit, um die angestrebte aktive Rolle beim Aufwachsen des eigenen Kindes einnehmen zu können. Dies ist zurückzuführen auf den täglichen Spagat zwischen Arbeit und Familienleben.

Ziel der Fachtagung „Väter heute“ ist es zu beleuchten, was Vatersein heute bedeutet und wie unterschiedlich Väter ihre Rolle interpretieren. Zudem wird ein Blick auf die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben in familienbewussten Unternehmen geworfen.

Fachtagung des Zukunftsforum Familie e.V. in Kooperation mit IMPULS Deutschland gGmbH

19. November 2014, 10:30 Uhr bis 17.00 Uhr
im KOMED Zentrum für Veranstaltungen, Im MediaPark 6, 50670 Köln

Programm

  • 10.00 Uhr Anmeldung, Begrüßungskaffee
  • 10.30 Uhr Begrüßung
    Birgit Merkel, stellv. Vorsitzende des ZFF und Peter Weber, Geschäftsführer IMPULS Deutschland gGmbH
  • 10.45 Uhr Grußwort
    Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im BMFSFJ
  • 11.15 Uhr Input: „Vom Alleinernährer zum fürsorglichen Vater – Männer zwischen Kind und Karriere“ Dr. Thomas Gesterkamp, Journalist und Buchautor
  • 12.00 Uhr Kommentar
    Martin Rosowski, Vorsitzender Bundesforum Männer e.V.
  • 12.15 Uhr Diskussion
  • 12.30 Uhr Mittagspause
  • 13.30 Uhr Informationen und Hintergründe zum Programm „Vater sein.“
    Prof. em. Dr. Gudrun Cyprian, Universität Bamberg, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Jens Tieben, IMPULS Deutschland gGmbH, Projektleiter
  • 14.00 Uhr Input: „Zwei Partnermonate beim Elterngeld und das war’s? Väter als Adressaten familienbewusster Unternehmenspolitik“
    Dr. Frank Meissner, Leiter DGB Projekt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten“
  • 14.30 Uhr Kommentar
    Thomas Oehring, ehem. Bundesvorsitzender Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. und Vorsitzender des Vorstands FScon AG
  • 14.45 Uhr Diskussion
  • 15.00 Uhr Kaffee und Kuchen
  • 15.15 Uhr World Cafés: Väterarbeit in der Praxis
    • W1: Von der Arbeit mit Vätern zur Väterarbeit – Interkulturelle Väterarbeit in NRW, Coach e.V., Köln, Christian Gollmer, Christoph Kahle
    • W2: „Mein Papa kommt“. Besuchsprogramm für Väter
      Flechtwerk 2+1 gGmbH, München, Annette Habert, Jobst Münderlein
    • W3: Interkulturelle Vätergruppen des Vereins Aufbruch Neukölln e.V., Berlin, Kazim Erdogan, Kemal Hür
    • W4: Das Programm „Vater sein.“ in der Praxis IMPULS Deutschland gGmbH, Bremen, Reyhan Savran, Jens Tieben
  • 16.15 Uhr Abschlussdiskussion: Warten auf die „neuen“ Väter?!
    Prof. em. Dr. Gudrun Cyprian, Kazim Erdogan, Dr. Thomas Gesterkamp,
    Birgit Merkel, Dr. Frank Meissner, Thomas Oehring, Martin Rosowski
  • 16.50 Uhr Verabschiedung
    Birgit Merkel, stellv. Vorsitzende des ZFF und Peter Weber, Geschäftsführer IMPULS Deutschland gGmbH
  • 17.00 Uhr Ende der FachtagungModeration: Jasper Barenberg, Deutschlandfunk, Köln

Das vollständige Programm und Anmeldekarte als PDF finden Sie hier

Anmeldung
Anmeldeschluss ist der 7. November 2014. Der Teilnahmebeitrag beträgt 40,- Euro pro Person (inkl. Verpflegung). Sie können zur bequemen Anmeldung das Online-Anmeldeformular nutzen.

Veranstaltungsort
KOMED Zentrum für Veranstaltungen
Im MediaPark 6
50670 Köln
Anfahrtsbeschreibung

Veranstalter
Zukunftsforum Familie e.V.
Markgrafenstraße 11
10969 Berlin
www.zukunftsforum-familie.de

Workshop des Clusters Familienbildung

„Werte erlebbar machen im Miteinander der Generationen: Praxisbeispiele – Familienbildung“ am 2. September 2008 in Berlin

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In einer Fragebogenaktion wurden Ende 2007 Projekte unter der Überschrift „Werte erlebbar machen im Miteinander der Generationen“ erfasst. Eine Vielzahl interessanter und spannender Praxisbeispiele wurden den Teilnehmer/innen in diesem Workshop zugänglich gemacht. Zur Förderung des Austauschs und des Transfers von Erfahrungen wurden Praktiker/innen aus der Familienbildung eingeladen. Neben einleitenden Vorträgen gab es viel Zeit, sich mit den vielen aus- und vorgestellten Projekten vertraut zu machen.

Nach einführenden Vorträgen am Vormittag standen die Projekte im Mittelpunkt. Während der Mittagspause war Zeit für den Besuch des Marktes der Möglichkeiten. Und am Nachmittag wurden drei Arbeitsgruppen angeboten, um Impulse für die eigene Arbeit zu geben. In Form eines moderierten Gespräches wurden hier die ausgewählten Projekte präsentiert.

Einmischen in die Diskussion um kommunuale Bildungslandschaften

hocke_fb.jpgNorbert Hocke, Sprecher des Bundesforums Familie, bedankte sich in seiner Begrüßung bei der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, die die Schirmherrschaft für das Projekt „Kinder brauchen Werte – Bündnisinitiative: Verantwortung Erziehung“ übernommen hat. Er kritisierte, dass genau bei denjenigen, die mit den Familien arbeiten, in den letzten sechs Jahren am meisten Personal abgebaut wurde und bezeichnete diesen Personalabbau als Aderlass. Und appellierte an die Teilnehmer/innen, sich in den nächsten Monaten in die Diskussion um die kommunalen Bildungslandschaften einzumischen. Denn Kultur, Familie und die offene Kinder- und Jugendarbeit gehören in diese Diskussion. Es komme weniger darauf an, Leuchttürme und Botschafter/innen zu finden, sondern die öffentliche Verantwortung für ein gelingendes Aufwachsen und die Zuwendung zu den Lebenslagen und Lebensbedingungen der Familien einzubetten in ein Konzept der kommunalen Bildungslandschaften. In dieser Diskussion mit den Stärken zu brillieren und sich nicht an die Seite drängen zu lassen – hierin liegt Norbert Hocke zufolge die Zukunftsperspektive und Chance für die Familienbildung.

Eltern in die Arbeit einbeziehen

golze_fb.jpgDiana Golze, Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, wies in ihrem Grußwort auf den 12. Kinder- und Jugendbericht hin, der die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen mit einem ganzheitlichen Anspruch betrachtet. Der Blick auf die heutige Kindererziehung zeige, dass das Aufwachsen von Kindern heute eine sehr hohe Aufmerksamkeit erfahre und damit auch die Betrachtung der Kinder als eigenständige Persönlichkeiten, die es zu fördern und zu unterstützen gelte. Gleichzeitig wies Diana Golze auf die Problemsituation von Familien hin, denn veränderte, allzu oft familienunfreundliche Arbeitswelten stellten Eltern unter Druck. Aus diesem Grund brauchten Familien Orte des Austausches und der Begegnung  sowie Bildungsangebote, um Kompetenzen zu erlernen, die sie an ihre Kinder weitergeben können, und die Möglichkeit, sich selbst einbringen zu können. Besonders die Beteiligung und die Mitsprache von Eltern seien für die Vorsitzende der Kinderkommission wichtig, denn nur so könnten Demokratie, Toleranz und Solidarität erlernt werden.

Der Beitrag der Familienbildung zur Werteerziehung

loeher_fb.jpgMichael Löher vom Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. gab einen reichhaltigen Überblick über die Aufgaben und Anforderungen der Familienbildung und wies auf die stetig realen oder gefühlten Anforderungen an Eltern hin. Elterliche Kompetenz sei gefragt wie nie und die vielen Erziehungsratgeber und Fernsehformate zeigten die Nachfrage in erzieherischen Fragen, ohne jedoch wirklich eine große Hilfe zu sein. Familienbildung hingegen mit seinen vielfältigen Angeboten und Trägern unterstütze nachhaltig Familien. Löher stellte drei Thesen vor, welchen Beitrag die Familienbildung zur Werteerziehung leisten könne und solle:

Familienbildung als Brückenfunktion: Durch Familienbildung finde ein Wertetransfer statt. Dadurch, dass derjenige, der eine Familie im Rahmen einer Maßnahme der Familienbildung berät, der Familie Werte vorlebe, würden Werte in die Familie selbst hineingetragen.

Werte vorleben und weitergeben: Die Familienbildung könne die Werte der Eltern transparent und bewusst machen. So versetze sie die Eltern in die Lage, Werte bewusst weitergeben zu können. Doch gehe es hierbei nicht darum, der Familie möglichst viele Werte  nahezubringen oder gar um den besten Wert, sondern immer um die konkrete Familiensituation im Einzelfall. Die Herausforderung bestehe darin, dass Werte einem permanenten Wandel unterworfen seien. Doch, so betonte Löher, könne die Weiterentwicklung von Werten die Weiterentwicklung des Einzelnen bedeuten. Werte zu haben bedeute vor allem, einen Selbstwert zu besitzen und zu entdecken. Dazu müsse die Familienbildung beitragen. Sie müsse Eltern ermutigen, ihren eigenen Wert zu entdecken und schätzen zu lernen.

Familienbildung soll werteorientiert sein: Die Familienbildung müsse selbst werteorientiert sein, wenn sie erfolgreich sein wolle. Diejenigen, die in der Familienbildung tätig sind, müssten für sich selbst Werte gefunden haben, um sie den Familien vorleben zu können. Ohne Werte wie Achtung, Wertschätzung und Respekt gegenüber der Familie auch auszudrücken, könne die Familienbildung nicht die Werteerziehung und Werteorientierung der Eltern stärken.

 

Die Befragungsaktion des Bundesforums Familie

Dr. Katherine Bird vom Bundesforum Familie stellte in ihrem Vortrag die Befragungsaktion des Clusters Familienbildung vor. Ziel der Befragung war es, neue oder innovative Ansätze vieler Einrichtungen und Verbände zu erfassen und interessierten Praktiker/innen vorzustellen, um Impulse für die eigene Arbeit zu geben. Der zweiseitige Fragebogen wurde Ende 2007 an alle Mitgliedsorganisationen verschickt und stieß mit 126 ausgefüllten Antworten auf eine kate1.gifüberraschend große Resonanz. Eine Vielzahl von Angeboten, deren Großteil auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten sind, wurde erfasst: Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz und/oder Entwicklung von Partizipationsmöglichkeiten, religiöse Erziehung/religiöse Bräuche, Jung und Alt/Familienzeit, Ernährung/Hauswirtschaft, Förderung der Kultur/Natur sowie Patenschaften/„Leih-Omas“ o.Ä. Und eine breite Palette an Werten wurde erhoben, die in soziale, kulturelle, religiöse, ökologische und sonstige Werte unterteilt werden konnte.

Die sozialen Werte wie z.B. Solidarität, Toleranz oder Mitgefühl wurden am häufigsten benannt. Die Angaben zu den kulturellen Werten unterstrichen die Bemühungen der Anbieter, gewisse Traditionen weiterzugeben, aber auch die Lust an der Produktion und Rezeption von Kultur zu wecken und zu fördern. Bei den ökologischen Werten war es den Befragten oftmals wichtig, einen sparsamen Umgang mit den begrenzten Ressourcen zu vermitteln. Und als religiöse Werte nannten viele Nächstenliebe, Gottvertrauen sowie Achtung und Wertschätzung der eigenen Personen. Dr. Bird betonte aber hierbei, dass das Thema Werte komplex ist und daher die Klassifikation eines Wertes oder einer Aktion nicht so wichtig ist, wie das dahinter stehende Handlungsprinzip. Und dass es verschiedene Erklärungen, Grundlagen sowie Rechtfertigungen für unsere gemeinsamen Handlungsprinzipien gibt. Anschließend ging Dr. Bird auf drei kleinere spannende Projekte näher ein, um praxisnah aufzuzeigen, wie Werte erlebbar gemacht werden. Übertragbar, so Dr. Bird, sind bestimmte Organisationsformen, wie z.B. Mutter-Kind-Gruppen, Patenschaften oder Begegnungen zwischen Jung und Alt, aber die genaue Gestaltung hängt von den „Macher/innen“ vor Ort ab.

Werte erlebbar machen – die Arbeitsgruppen

gruppe_fb.jpgAm Nachmittag wurden drei Arbeitsgruppen angeboten, in denen in Form eines moderierten Gespräches unterschiedliche Projekte vorgestellt wurden, und mit den Teilnehmenden intensiv diskutiert. Im kleineren Kreis war es möglich, auf die Inhalte, Hintergründe und Beweggründe für das Projekt, Finanzierungsmöglichkeiten und weitere Hindernissen und Hilfen einzugehen.

Folgende Arbeitsgruppen wurden eingerichtet:
AG 1: Kurse für Erziehungspersonen (Moderation: Hubert Heeg, AKF – Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung e. V.)
•    „Auf eigenen Beinen stehen“, vorgestellt von Thea Strichau, Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern, AEEB
•    „Kess – Hand in Hand. (Erziehungs-)Kurs für Eltern und Großeltern“, vorgestellt von Sabine Schäfer, Caritas Erziehungs- und Familienberatung Berlin
•    „Stark für die Zukunft“ – Elternseminarreihe für Migrantenfamilien, vorgestellt von Dagmar Höpfner, BVHS Solingen Wuppertal
•    Werteorientierter Erziehungskurs „Kindern zum Leben helfen“, vorgestellt von Peter Scherer, Bistum Augsburg
AG 2: Angebote von Kooperationspartnern der Familienbildung (Moderation: Dr. Katherine Bird, Bundesforum Familie)
•    „GfG-Familienbegleitung von Anfang an“, vorgestellt von Ines Albrecht-Engel, Gesellschaft für Geburtsvorbereitung – Familienbildung und Frauengesundheit – Bundesverband e.V.
•    Toleranzprojekt „Ich bin anders. Du bist anders. Jeder ist einzigartig“, vorgestellt von Eva Neumann, Kindervereinigung Hohen Neuendorf e.V.
AG 3: Ehrenamtliches Engagement und selbstorganisierte Projekte (Moderation: Dr. Erika Neubauer, BAGSO)
•    „Bedeutung der Musikerziehung im frühkindlichen Bereich von behinderten und nicht behinderten Kindern für Eltern und Großeltern“, vorgestellt von Dr. Renate Heinisch, Elternverein Baden-Württemberg e.V.
•    „Initiative Z – Zeit und HerZ. Paten begleiten Familien“, vorgestellt von Christine Heppner, Jugendamt Stuttgart
•    „Stricken für Akzeptanz und Solidarität“ – ein humanitäres Projekt des Deutschen Hausfrauen-Bundes, vorgestellt von Sylvia Dieckhoff, Deutscher Hausfrauen-Bund Schleswig-Holstein

Eine Besonderheit der AG 3 war die Teilnahme gleich zwei Bundesverdienstkreuzträgerinnen: Sylvia Dieckhoff (links) und Dr. Renate Heinisch (rechts), die in langjähriger ehrenamtlicher Arbeit viele Menschen unterstützt haben.

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In einer Abschlussrunde fasste Heribert Rollik vom Deutschen Roten Kreuz die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen zusammen und sprach die Empfehlung aus, Länderinitiativen auf den Weg zu bringen, die sich an die oberste Landesjugendbehörde wenden, um das Erlebbar machen von Werten in § 16 des SGB VIII aufzunehmen.

Regionalkonferenz Süd des Kita-Clusters

„So entsteht ein Werteklima: In Kindertageseinrichtungen wertebewusst kommunizieren“

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Werte können Kindern nicht vermittelt werden – erst durch das eigene Tun und durch das Vorbild von Erwachsenen werden Werte für Kinder lebendig und begreifbar. Aus dem, wie sie Menschen im Umgang miteinander erleben, leiten Kinder intuitiv Regeln für ihr Leben ab. Dies setzt ein Werteklima voraus, das den erhobenen Zeigefinger überflüssig macht. Und genau darum ging es in dieser Regionalkonferenz. Die Kooperationspartner waren der Landesverband Katholischer Kindertagesstätten Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) – Bundesverband.

Am 17. Juli 2008 trafen sich mehr als 60 Erzieher*innen und Fachberater*innen im Christkönigshaus in Stuttgart-Hohenheim, um sich praxisnahe und konkrete Anregungen für die Beschäftigung mit Werten in Kindertagesstätten zu holen.

Zum Auftakt stellte Norbert Hocke, Sprecher des Bundesforums Familie, fest, dass jede Einrichtung ihreigenes Werteklima habe, das von den Mitarbeiter*innen geprägt werde und auf den Grundpfeilern von Authentizität, Respekt und Wertschätzung ruhe. Er bedauerte zutiefst, dass Erzieher*innen so wenig Wertschätzung erführen, denn wer wenig Wertschätzung erführe, könne sie auch nicht weitergeben. Für ihn sei das Peter SchererKlima einer Einrichtung wichtiger als vielfältige frühkindliche Bildungsangebote.
In seinem Grußwort wies Peter Scherer (Landesverband Katholischer Kindertagesstätten Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.) darauf hin, dass das Wertethema nicht neu sei und immer darunter leide, dass nicht genau definiert sei, was man mit Werten meine, und alle etwas anderes darunter verstünden. Ziel der Regionalkonferenz sei, zur Klärung dieser Frage beizutragen.

Frank Jansen (Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) – Bundesverband e. V.) ging in seinem Grußwort noch einmal auf die Entstehungsgeschichte des Projektes „Kinder brauchen Werte – Bündnisinitiative: Verantwortung Erziehung“ ein und erinnerte daran, dass es die damalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt gewesen sei, die die Idee für das Bündnis für Erziehung hatte und die Kirchen zum gemeinsamen Handeln aufforderte. Dann sei der Regierungswechsel gefolgt und die neue Ministerin von der Leyen hätte das erste Bündnis für Erziehung initiiert. Jansen berichtete von seiner Erfahrung auf der Bundespressekonferenz, auf der das Projekt vorgestellt und sogleich massiv kritisiert worden sei. Aus dieser Erfahrung sei dann das Projekt „Kinder brauchen Werte – Bündnisinitiative: Verantwortung Erziehung“ geworden. Schnell habe man dort gelernt, dass es nicht möglich ist, in so einem pluralen Zusammenhang bestimmte Werte festzulegen. Stattdessen habe man auf die Reflexion dessen gesetzt, was man tut, und versuche darüber zu einem Konsens zu kommen.

Uta Stolz

Den praktischen Teil der Veranstaltung leitete Mitorganisatorin Uta Stolz (Landesverband Katholischer Kindertagesstätten Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.) ein, die darauf hinwies, wie wichtig es sei, die Eltern in den Wertedialog einzubeziehen und dass Werte im Verborgenen wirkten und immer wieder herausgeholt werden müssten. Folgende Fragen formulierte sie für die Veranstaltung:
•    Wie wird im Elternhaus und Kindergarten ein Werteklima geschaffen?
•    Wie kann man Werte erlebbar machen?
•    Wie kann man sie teilen und vermitteln?
•    Wie kann man sie mit Leben füllen, überzeugend und bereichernd machen?

Werte erlebbar machen – gefühlt, gelebt, gezeigt…

Elke Schlimbach

Die Kommunikationsspezialistin, Trainerin für Kommunikation, Kooperation und Erlebniskommunikation Elke Schlimbach war von den Veranstaltern eingeladen worden, um den Teilnehmer*innen eine praxistaugliche Methode nahezubringen, um in ihren Einrichtungen einen Wertedialog führen zu können.
Schlimbach betonte die Wichtigkeit des Begriffs „Erlebnis“ im Hinblick auf die Gestaltung von nachhaltigen Kommunikationsprozessen. Ein Erlebnis habe einen pädagogischen Hintergrund. Was Menschen erleben, hinterlasse nachhaltige Spuren. Herz und Bauch würden Erlebnisse spürbar machen. Ein Erlebnis habe immer etwas mit Unbekanntem zu tun. Die fünf Sinne müssten angesprochen werden.
Wenn Werte erlebbar gemacht werden sollen, müssten sie ungewöhnlich und neu dargestellt werden, sodass Gefühle entstehen können und eine Anregung zum Mitdenken entsteht. Es sei einfacher darauf zu reagieren, wenn etwas nicht stimme mit den Werten.
Schlimbach stellte dann das Konzept der Kommunikationssphären vor. Auf einem Achsenkreuz befänden sich die Dimensionen Aktiviertheit und Innere Beteiligung. Nur in dem Bereich, wo sich Aktiviertheit und Innere Beteiligung treffen, könne ein Erlebnis entstehen. Als Beispiele für Aktiviertheit ohne innere Beteiligung nannte sie den Bildungsbereich. Weder innere Beteiligung noch Aktiviertheit fänden sich beim Fernsehen oder anderen Formen der „Berieselungsunterhaltung“. Hohe innere Beteiligung ohne Aktiviertheit könne in bestimmten Arten des ästhetischen Empfindens vorkommen.
Ziel sei also, sowohl die innere Beteiligung als auch die Aktiviertheit in einer Gruppe zu erreichen, damit es ein gemeinsames Erlebnis geben könne.

Was ist ein Erlebnis?                  –    Aus dem Alltag herausgelöst
Wie wird ein Erlebnis erreicht?    –    Aktivieren, Innere Beteiligung
Was bedeutet das für Werte?    –    Das Alltägliche besonders machen

Auf dieser Grundlage entwickelte sie ein Dreistufenmodell, um Werte erlebbar zu machen:
1.    Sich seiner eigenen Werte bewusst werden und definieren
2.    Leitsätze entwickeln (Wir-Aussagen, wir möchten, wir wollen …)
3.    Handlungsgrundsätze (Ich verpflichte mich, auf meiner persönlichen Ebene)
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Im weiteren Verlauf der Tagung ging es darum, sich die eigenen Werte bewusst zu machen und pädagogische Praktiken zu entwickeln, um sie erlebbar zu machen. Die weiteren Stufen der Entwicklung von Leitsätzen und Handlungsgrundsätzen sind Themen für die Teams in den einzelnen Einrichtungen und können deswegen auf so einer Tagung nicht sinnvoll diskutiert werden.

Was würde ein Kind über Sie erzählen?

Zur Bewusstmachung der eigenen Werte wurden sechs Teilnehmer*innen gebeten, vorne Platz zu nehmen und sich den anderen zu beschreiben. Um sie aus dem Alltag herauszulösen, bat Frau Schlimbach die Freiwilligen, sich aus der Sicht eines Kindes oder eines Haustiers vorzustellen:

•    Wie würde ein Kind oder ein Haustier Sie wohl beschreiben?
•    Was würde ein Kind oder ein Haustier über Sie erzählen?

Danach hatten die sechs Teilnehmenden die Aufgabe, auf Karten aufzuschreiben, welche Werte und Wertehaltungen aus den Vorstellungen der einzelnen Teilnehmenden deutlich wurden. Die große Sammlung wurde in einem mehrstufigen Diskussionsprozess auf drei zentrale Werte zusammengefasst: Verantwortungsbewusstsein, Toleranz und Gerechtigkeit
Alle Tagungsteilnehmenden wurden in drei Gruppen – eine pro Wert – aufgeteilt. Drei Tische mit unterschiedlichsten Materialen standen zu Verfügung. Nach dem Prinzip „Lernen mit allen Sinnen“ wurden jedem Tisch unterschiedliche Sinne zugeordnet. Die Idee war, der Kreativität der Teilnehmenden freien Lauf zu lassen und die Frage zu beantworten: Wie können wir Kindern und Erwachsenen den uns zugewiesenen Wert mit den uns zugewiesenen Sinnen näherbringen?
Eine Gruppe hatte die Aufgabe, „Gerechtigkeit“ akustisch und taktil erlebbar zu machen. Sie führte das Spiel „stiller Dirigent“ vor, in dem jede/r einen Rhythmus vorgab, den die anderen nachmachen sollten.

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Alle Gruppenmitglieder bekamen damit die Chance, die ganze Gruppe kurzzeitig zu führen. Aber das Spiel funktioniert nur, wenn alle die Grundbedingungen akzeptieren und mitmachen.
Die gestellte Aufgabe brachte für viele der Teilnehmenden eine neue Erkenntnis: In vielen ihrer Alltagsaktivitäten in der Kita werden Werte erlebbar gemacht; sie hatten aber noch nicht erkannt, dass sie das tun. Viele der Teilnehmenden genossen die neue Herangehensweise an eine derartige Problematik und die Gelegenheit, sich kreativ mit der Problemstellung auseinandersetzen zu können. Nicht wenige machten in Gesprächen deutlich, dass sie durchaus versuchen werden, das Gelernte in der eigenen Einrichtung umzusetzen.