Impulsworkshop am 28. Februar 2023: „Wenn die Familien wüssten, was wir in unseren Projektanträgen über sie schreiben, würden sie nicht mehr kommen“

Berlin, 20.03.2023 | Sprache in der sozialen Arbeit mit Familien – darüber wurde in einem Impulsworkshop des Bundesforums Familie am 28. Februar gesprochen. Er schloss sich an das Fachforum „Ansprache & Werthaltungen in der Familienunterstützung“ vom 20. Oktober 2022 an. Welche Wirkung kann Sprache haben und wie kann die Arbeit mit und für Familien durch eine sensible Sprache erleichtert werden? Hierzu diskutierten knapp 40 Teilnehmende online mit dem Referenten Prof. Dr. Christian Philipp Nixdorf.

Zu den Teilnehmenden zählten neben Vertreter*innen aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie auch Studierende und Kolleg*innen von Christian Nixdorf. Nach der Begrüßung vergegenwärtigte Projektkoordinatorin Elena Gußmann den Ursprung der Idee zu diesem Workshop.

Einleitung: Sprache im Fokus

Der Impulsworkshop sei eine Ergänzung zum Fachforum Ansprache & Werthaltungen am 20. Oktober 2022, so Elena Gußmann. Hier war das Thema Sprache kaum thematisiert worden – zumindest nicht systematisch. Punktuell wurde das Thema jedoch gestreift: So habe die Referentin Elizaveta Khan vom Integrations-Haus Köln betont, dass ihr Team den Begriff „Integration“‘ zwar ablehnen würde, ihn aber dennoch zur Ansprache ihrer Zielgruppe verwendete. Der Effekt dieses Signalwortes „Integrationdas ist was für uns, hier werden wir gemeint, da gehen wir hin“ sei hier in der Abwägung wichtiger als die korrekte Bezeichnung dessen, was in dieser Einrichtung gelebt werde. Ebenso berichtete Elizaveta Khan von einem täglichen sprachlichen „Spagat“: Sie müssten in Berichten und Anträgen die Klient*innen als defizitär darstellen, weil für die Behebung akuter Missstände eher Gelder flössen als für Präventivangebote. Aus diesem „2-Sprachen“ bzw. „2-Adressat*innen-System“ stamme der zugegebenermaßen etwas lange Titel dieser Veranstaltung, in der die Sprache im Zentrum stehe.

Impulsvortrag: Sprache und deren Wirkung im Sozialwesen

Der Workshop begann mit einem Impulsvortrag von Christian Nixdorf. Als Sozialwissenschaftler, Organisationspädagoge und Sozialarbeiter unterrichtet er als Professor für Soziale Arbeit und Integrationsmanagement an der Hochschule der Wirtschaft für Management in Mannheim. Er ist Autor des Buches „Sprachverwendung im Jobcenter – Wenn Kunden keine Kunden sind“ (2020). Für einen Kommentar war Sandra Clauß vom Landesjugendamt Rheinland und dem Beirat des Bundesforums Familie eingeladen, bedauerlicherweise konnte sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen.

Der Titel des Vortrags von Christian Nixdorf lautete „Sprache und deren Wirkung im Sozialwesen“. Christian Nixdorf stellte zu Beginn die These auf, dass der Sprache im Sozialwesen eine herausragende Bedeutung zukomme. Sozialarbeitende seien darauf angewiesen, dass Klient*in­nen bereit sind, mit ihnen zu sprechen. Diese Bereitschaft werde durch die Art beeinflusst, wie mit und über Klient*innen gesprochen wird. Kleine Unterschiede im Formulieren könnten große Wirkung haben – im Positiven wie im Negativen.

Sozial schwach: Unwort oder nicht?

Christian Nixdorf stellte Aussagen aus dem Bereich der sozialen Arbeit zum Ausdruck „sozial schwach“ vor (s. Präsentation, Folie 5) und fragte die Teilnehmenden: Wie verstehen Sie diesen Ausdruck „sozial Schwache“? Die Teilnehmenden antworteten:

  • „Menschen mit wenig sozialer Kompetenz und Empathie“
  • „Menschen mit wenig Empowerment, die kommen mit ihrem Leben nicht klar, brauchen Hilfe; aber besser wäre es, Elon Musk als sozial schwach zu bezeichnen“
  • „Menschen, die nicht sozial kompetent sind und andere ausgrenzen“
  • „Menschen, die sich nicht sozial verhalten.“

Christian Nixdorf bestätigte diese Assoziationen, die auftreten, wenn insbesondere in den Medien Arme als „sozial Schwache“ bezeichnet würden. In der Soziologie jedoch sei der Begriff nicht abwertend, sondern neutral beschreibend gemeint. In der Netzwerkforschung beziehe sich soziale Schwäche nicht auf individuelles (Fehl)verhalten, sondern auf das Fehlen von Strukturen und Kontakten, mit denen man Interessen durchsetzen oder Gehör finden kann. Arme hätten genauso wie andere Menschen starke soziale Beziehungen in ihrem nahen Umfeld (Familie, Freundschaften), aber weniger an schwachen sozialen Beziehungen und losen Kontakten zu Personen, die ihnen bei der beruflichen Entwicklung oder anderen Herausforderungen hilfreich sein können (Anwält*innen, Universitätsangehörige, Führungskräfte usw.). Arme oder in diesem Sinne sozial schwache Menschen seien strukturell benachteiligt.

Die Rahmung unserer Worte macht den Unterschied

Christian Nixdorf nannte weitere Beispiele für Ausdrücke und Formulierungen, die je nach fachlichem Hintergrund oder Milieu unterschiedlich aufgefasst würden. Auf die divergenten Verständnisse von sprachlichen Ausdrücken zu achten, sei im Sozialwesen sehr wichtig, so Nixdorf, weil das Sozialwesen oft mit Menschen zu tun habe, die Abwertung erfahren oder psychisch krank sind. Sie seien daher in besonderem Maße auf Sprache sensibilisiert. Es mache z. B. einen Unterschied, ob man sagt „Frau S. ist hilflos“ oder „Frau S. benötigt viel Unterstützung.“ Der Ausdruck „Systemsprenger“ wecke Zerstörungsassoziationen, wo eher Hilfeassoziationen angebracht wären.

Warum Worte im Sozialwesen so wichtig sind. Folie.

Die Herausforderung hierbei bestehe darin, dass das Reden von einer Normalität nötig ist, um einen Vergleichsmaßstab zu haben – das impliziere aber auch, dass das, was dieser Normalität nicht entspricht, anormal (und behandlungsbedürftig) sei. Probleme sollten benannt werden, aber um negative Assoziationen insbesondere bei den Klient*innen zu vermeiden, sollte auf die Rahmung oder Einbettung (engl. Framing) geachtet werden.

Framing/Rahmung „bezeichnet den Effekt, dass ein und dieselbe inhaltliche Information vom Empfänger unterschiedlich aufgenommen wird, je nachdem, wie sie (z. B. positiv oder negativ) formuliert oder (mit unterschiedlichen Begleitinformationen) verknüpft wird.“ (Schubert & Klein 2020)

Beispiel: Soziales Netz oder soziale Hängematte? Bei „soziales Netz“ sei das Framing Absicherung, die Wirkung Neutralität oder Zufriedenheit. Bei „soziale Hängematte“ hingegen sei das Framing Ausnutzung, und die Reaktion Wut über die „Sozialschmarotzer*innen“.

Christian Nixdorf führte diverse Begrifflichkeiten an, die Handlungsweisen und Überzeugungen professioneller Sozialer Arbeit beschreiben, wie Lebensweltorientierung, Ressourcenorientierung, Empowerment, etc. Diese Begriffe seien positiv besetzt und würden die Fähigkeiten der Klient*innen betonen. In der Praxis spräche man in der Sozialen Arbeit aber oft negativ über Klient*innen – das sei jedoch keine Anklage, denn es gebe Gründe dafür, z. B. Anreize bei der Antragstellung.

Fazit: Sprachsensibilität erleichtert die Arbeit

Sozialpädagogisch angemessen sei es, achtsam zu reflektieren, was trotz der Probleme noch alles möglich wäre – und das sprachlich abzubilden. Sprachsensibilität bedeute demnach Selbstzensur. Der Vorwurf der Sprachpolizei verkenne, dass es etwas mit Wertschätzung zu tun habe, wie gesprochen wird. Sprachsensibel vorzugehen sei gerade im Sozialwesen hilfreich, weil viele Klient*innen sie in ihrem Leben sonst oft eher selten erfahren. Eine sprachsensible Rahmung bedeute keinesfalls, alles durch die rosarote Brille zu sehen und Probleme schönzureden oder zu leugnen. Aber eine wirksame Unterstützung sei kaum möglich, wenn unsere Sprache zu sehr problemgeprägt sei. Klient*innen helfe eine lösungsorientierte Rahmung, da diese Machbarkeitsassoziationen wecke.

Diskussion: Menschenrechte der Kund*innen

Im Anschluss diskutierte die Runde zunächst, ob der Ausdruck „Kund*in“ für Unterstützungsnehmer*innen adäquat sei. Diese benenne die Menschen richtig als als Inanspruchnehmer*innen von Leistungen. Christian Nixdorf wies darauf hin, dass die „Kund*innen“ nur leider die Leistung oft nicht ablehnen dürften und dieser Umstand in dem Begriff nicht abgebildet werde. Eine andere Teilnehmerin hielt den Ausdruck „Kunde/Kundin“ für schwierig, „Ratsuchende“ sei besser geeignet als „Klient*innen“. Auch von „ALG II“ statt von „Hartz IV“ zu sprechen, mache etwas mit den Menschen.

Wie lassen sich nicht nur Fachkräfte, sondern auch große Träger für diese sprachlich wirkmächtigen Feinheiten sensibilisieren? Christian Nixdorf schlug vor, mit gutem Beispiel voranzugehen und in Briefen und Gesprächen auf eine sensible Sprache hinzuweisen. In seiner Zeit im Jobcenter habe er Briefe an die Leitung geschrieben und damit eine Änderung der Begriffe in offiziellen Schreiben erwirkt. Elena Gußmann fragte, ob es einen Code of Conduct oder Leitfaden gebe, der zu empfehlen sei. Christian Nixdorf nannte den Sprachleitfaden der Bundesagentur für Arbeit.

Fazit der Diskussion: an vielen Stellen intervenieren

Aus der Runde wurde auf das Problem hingewiesen, dass Alleinerziehende in der meist verwendeten Sprache oft kaum vorkämen, sie würden nicht mitgedacht. Hier müsse es eine Änderung geben, besonders in der Politik. Eine angemessene Sprache müsse als Menschenrecht gelten. Vorgeschlagen wurde, dass die Runde einen Brief an die Politik und die Medien für mehr Selbstreflektivität in der Sprache im Sozialwesen formulieren solle. Die Soziale Arbeit müsse sich ebenfalls verändern, das wäre eher intern zu bewerkstelligen. Christian Nixdorf teilte die Einschätzung, dass hierin eine große Chance läge – es sei auch die Verantwortung der Verbände. Man müsse selbst – da, wo man ist – aktiv werden und nicht auf die Aktivität von Anderen warten.

Download: Prof. Dr. Christian Philipp Nixdorf: „Sprache und deren Wirkung im Sozialwesen“ (Präsentation, 28.02.2023)

04./05.09.2023, Hannover: Hybride Familien? Familienbildung und -beratung digital

Fachtagung Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V.
„Hybride Familien? Familienbildung und – beratung digital“| 04. – 05. September 2023 | Ganztags | Wyndham Hannover Atrium | Karl Wiechert-Allee 68, Hannover

Digitale Angebote sind aus der Familienbildung und -beratung nicht mehr wegzudenken und werden spätestens seit der Corona-Pandemie verstärkt nachgefragt. Auch die Ergebnisse der Erhebung im Auftrag des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Stand der Familienberatung in Deutschland verweisen auf die Notwendigkeit, diese Angebote auszubauen und auf die Chancen die damit verbunden sind, möglichst viele Familien zu erreichen. Der Deutsche Verein möchte auf einer Fachtagung verschiedene best practice Beispiele vorstellen und gemeinsam mit Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Familienförderung, Familienbildung und Familienberatung über die Herausforderungen und Chancen solcher Angebote diskutieren.

Anmeldung bitte bis: 04.07.2023, 23:59 Uhr
Mehr Informationen auf der Website des Deutschen Vereins

16. Mai 2023, Berlin: Fachforum „Familienunterstützung finanzieren: Rahmenbedingungen, Umsetzungen, Ziele“

Fachforum des Bundesforum Familie
10:30-16:00 | Festsaal der Berliner Stadtmission

 

Inhalt

„Ohne Moos nix los“ – das Problem ist alles andere als neu. Auch der 9. Familienbericht bestätigt noch einmal, dass verbindliche Förderung und Ausstattung mit finanziellen und personellen Ressourcen maßgeblich für gelingende Familienunterstützung ist. In Zeiten knapper Kassen, multipler Krisen und Fachkräftemangel bei gleichzeitig wachsendem Anspruch wird diese Thematik noch präsenter und drängender.

Doch es ist nicht nur eine Frage der Quantität, die uns beschäftigen sollte. Verteilungsfragen, länderspezifische Ausgestaltungen und verwaltungstechnische Abläufe bestimmen, wohin das Geld fließt und welche Personengruppen am Ende davon profitieren. Finanzierungsstrukturen müssen auf die jeweiligen sehr unterschiedlichen Bedarfslagen von Familien reagieren und kommunale Gegebenheiten integrieren – es gibt keine perfekte Einheitslösung für alle. Wie können bei unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort passende Lösungen für eine verbindliche Förderung von flächendeckenden und wirksamen Angebotsstrukturen gefunden werden? Unabhängig von den unterschiedlichen Umsetzungen: Welche Steuerungsmöglichkeiten und Ansätze sind länderübergreifend relevant?

Ziel

Ziel des Fachforums soll es nicht sein, festzustellen, dass es im Bereich der Familienunterstützung an Geld und Ressourcen fehlt. Dies ist vielmehr die Ausgangslage der Veranstaltung. Ziel ist erstens, zu identifizieren, wohin politische, juristische, organisatorische Energie und Aufmerksamkeit fließen muss, damit familienunterstützende Strukturen finanziell und personell jetzt und in Zukunft gut ausgestattet werden. Dafür sollen am Vormittag aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu kommunalen Finanzen und Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe (Dr. Till Nikolka, DJI) und unterschiedliche Umsetzungsansätze des §16 SGB VIII in den Ländern kennengelernt und diskutiert werden. Ziel ist zweitens, am Nachmittag die Perspektive zu wechseln und über diese Ansätze hinaus zu denken. Dabei sollen durch verschiedene Diskussionsformate konkrete Ideen für verbessernde Vorstöße auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene entwickelt werden.

Ein ausführliches Programm sinden Sie in Kürze hier.

 

Anmeldung

Bitte melden Sie sich zur Veranstaltung bis an. Die Anmeldung ist bis zum 09.05.2023 möglich. Sie bekommen eine Bestätigung per Mail. Wenden Sie sich gerne bei Fragen an uns.

14. März 2023, online: Fachforum „Familienunterstützung verzahnen, verknüpfen, entsäulen: Potenziale und Ansätze aus der Familienbildung“

Online-Fachforum des Bundesforum Familie
14. März 2023 | 10:30-15:15 | Online via Zoom

Inhalt
Familienunterstützende Strukturen leisten viel, ihre Potenziale scheinen jedoch lange nicht ausgeschöpft. Ein zentraler Ansatzpunkt ist eine bessere Strukturierung. Insbesondere wird eine zu starke Versäulung als Hindernis für eine wirksame Familienunterstützung erkannt. Unter anderem fehlende Informationsflüsse und Vakanzen an koordinativen Positionen sorgen dafür, dass Unterstützungsstrukturen oft mehr nebeneinander-, statt ineinandergreifen. Häufige Folge: Angebotslücken, Angebotsdopplungen, Familien oder Familienmitglieder fallen „durchs Netz“ oder werden gar nicht erst erreicht. Alters- oder Zuständigkeitsgrenzen beenden existierende Unterstützungsbeziehungen abrupt.

Strukturen sind fast immer gewachsene Strukturen. Eine wichtige Rolle spielt die Familienbildung, die von Beginn an stets auf neue gesellschaftliche Herausforderungen reagiert und damit strukturelle Lücken in der Familienunterstützung auffängt. Durch ihre „Doppelrolle“ zwischen Jugendhilfe und Erwachsenenbildung bleibt ihre Zielsetzung (Bildung, Prävention, Partizipation) oft uneindeutig. Genau diese Mehrfachfunktion kann jedoch auch Chance für eine bessere Vernetzung sein, die auf das gesamte familienunterstützende System ausstrahlt.

Ziel
Das Fachforum will die Potenziale im Bereich der Familienbildung thematisieren und diskutieren, welche Akteure aktiviert und welche organisatorischen/kommunikativen/politischen Stellschrauben gedreht werden müssen, um einem wachsenden Anspruch an die Unterstützung gerecht zu werden. Die Diskussion zielt über den Tellerrand der Familienbildung hinaus: Inwiefern können positive Effekte einer besser koordinierten Familienbildung für die Familienunterstützung als Ganzes genutzt werden? Sind Praktiken der Familienbildung überhaupt auf andere Bereiche übertragbar?

Aufbau
Themenblock 1 | INPUT: „Neue Anforderungen an Familienbildung“
Impulsvortrag von Prof. Dr. Ute Müller-Giebeler (TH Köln, Co-Herausgeberin „Familienbildung – Praxisbezogene, empirische und theoretische Perspektiven“ (2002) und Verantwortliche für den Abschlussbericht zur Evaluation der familienpolitischen Leistungen in NRW), anschließend Q&A und Diskussion.

Themenblock 2 | AUSTAUSCH: „Unausgeschöpfte Potenziale“
In zwei aufeinanderfolgenden Kleingruppenphasen können sich die Teilnehmenden in moderierten Breakout-Rooms mit jeweils zwei der folgenden Aspekte vertiefend beschäftigen: Netzwerkarbeit auf kommunaler Ebene, gesetzliche Ausgestaltung, heterogene Personalstruktur, heterogene Finanzierungs- und Verwaltungsstrukturen, Digitalisierung, Gender.

Ablauf

10:15 Ankommen im digitalen Raum
10:30 Eröffnung und Begrüßung
THEMENBLOCK 1 | „Neue Anforderungen an Familienbildung“
10:45 Impulsvortrag Prof. Dr. Ute Müller-Giebeler
11:15 Verständnisfragen und Diskussion
11:50 Ergebnissicherungs-Phase
12:00 Mittagspause
THEMENBLOCK 2 | „Unausgeschöpfte Potenziale“
13:00 Einleitung
13:10 Arbeitsphase in Kleinguppen | Slot 1
13:35 Arbeitsphase in Kleinguppen / Gruppenwechsel | Slot 2
14:05 Rekapitulation: Stimmen aus den Kleingruppen
14:30 Abschlussdiksussion „Über den Tellerrand“
15:00 Ausblick
15:15 Ende der Veranstaltung

Anmeldung
Bitte melden Sie sich zur Veranstaltung bis an. Die Anmeldung ist bis zum 09. März 2023 möglich. Sie bekommen eine Bestätigung per Mail. Die Einwahldaten werden ebenfalls per Mail kurz vor der Veranstaltung allen angemeldeten Teilnehmer*innen zugesendet. Die Veranstaltung richtet sich an alle Mitglieder des Bundesforum Familie.

28. Februar 2023, online: Impulsworkshop „Wenn die Familien wüssten, was wir in unseren Projektanträgen über sie schreiben, würden sie nicht mehr kommen.“

Ein selbstreflexiver Blick auf den Sprachgebrauch in Unterstützungsstrukturen
28. Februar 2023 | 11:00-12:15 | online via zoom


Kontext

Wie über Personen und Kontexte gesprochen wird, ist keine Nebensache. Sprache bildet Werthaltungen ab, reproduziert Verhältnisse, Ausschlüsse und Stigmatisierungen und formt Erwartungen, Normen und Ideale. Dies kann subtil oder brutal, unbeabsichtigt oder ganz bewusst geschehen. Im Rahmen der aktuellen Themenperiode „Unterstützungsstrukturen für Familien – Wege zu wirksamen Angeboten“ soll daher der Zusammenhang von Sprache, Ansprache und gelingender Unterstützung genauer betrachtet werden. Die Veranstaltung antwortet damit auf Fragen, die in den Diskussionen des Fachforums „Ansprache und Werthaltungen in der Familienunterstützung“ am 20. Oktober 2022 identifiziert wurden.

Leitfragen

  • Wie kann vermieden werden, dass über Familien („Antrags-Prosa“, „Beantragungssprache“) anders gesprochen wird als mit Familien (wertschätzende Ansprache)?
  • Wie können Übersetzungsbedarfe zwischen unterschiedlichen Sprachen (Verwaltungssprache, juristische Sprache, Alltagssprache, etc.) reflektiert und ein Raum für diese Reflexion strukturell verankert werden?
  • Welche Ansätze gibt es, Unterstützung in Problemlagen anzubieten, ohne die Unterstützungsnehmenden zu problematisieren? („Das Problem ist strukturell“ statt „Die Familien sind problematisch“)

Der Impulsworkshop fokussiert auf die Kommunikation innerhalb der unterstützenden Strukturen und fragt, wie ein Bewusstsein für Sprache auf allen Ebenen geschaffen werden kann.

Input

Prof. Dr. Christian Philipp Nixdorf ist Sozialwissenschaftler, Organisationspädagoge, Sozialarbeiter und unterrichtet als Professor für Soziale Arbeit und Integrationsmanagement an der Hochschule der Wirtschaft für Management in Mannheim. Er ist Autor des Buches „Die Verwaltungssprache des Jobcenters – Semantik der Grundsicherungsarbeit“ (2020). Im Input wird am Beispiel der „sozialen Schwäche“ nicht nur dargelegt, warum bestimmte Begriffe, die täglich im Sozialwesen genutzt werden, problematisch sein können. Beleuchtet wird ebenfalls, wie die Herkunft der Begriffe und das jeweilige Framing zu unterschiedlichen Konnotationen führen kann. Wie kann ein professioneller, sprachsensibler Umgang mit den Widersprüchen gelingen?

Im Anschluss wird Sandra Clauß (Landesjugendamt Rheinland, Beirat Bundesforum Familie) den Input einordnend kommentieren und in eine offene Diskussion überleiten.

Ablauf des Workshops

11:00 Begrüßung und Einleitung: BFF Geschäftsstelle
11:10 Impuls: Prof. Dr. Christian Philipp Nixdorf
11:35 Kommentar: Sandra Clauß
11:45 Offene Diskussionsrunde
12:15 Abschluss

Anmeldung

Bitte melden Sie sich zur Veranstaltung bis an. Die Anmeldung ist bis zum 26.02.2023 möglich. Sie bekommen eine Bestätigung per Mail. Die Einwahldaten werden ebenfalls per Mail kurz vor der Veranstaltung allen angemeldeten Teilnehmer*innen zugesendet. Die Veranstaltung richtet sich an alle Mitglieder des Bundesforum Familie sowie die Studierenden von Prof. Dr. Christian Philipp Nixdorf.

Fachforum am 20. Oktober 2022: „Ansprache & Werthaltungen in der Familienunterstützung“

Berlin, 20.10.2022 | Knapp 40 Vertreter*innen aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen anlässlich des ersten Fachforums der aktuellen Themenperiode „Unterstützungsstrukturen für Familien – Wege zu wirksamen Angeboten“ im Festsaal der Berliner Stadtmission zusammen. Im Fokus der fachlichen Diskussion stand der enge Zusammenhang zwischen der Wirksamkeit von Unterstützung und den Werthaltungen seitens der unterstützungsgebenden Fachkräfte sowie der Träger und Fördermittelgeber. Damit stellte das Fachforum bewusst eine selbstreflexive Perspektive in den Vordergrund: Welche Werthaltungen in den Organisationen führen zu Ansprachen, die eine Unterstützung ermöglichen oder verhindern? Wie kann hier Veränderung stattfinden?

Einleitung durch die Ad-Hoc-AG „Ansprache und Werthaltungen“

DSabine Felgenhauer (PEKiP)r. Verena Wittke (Arbeiterwohlfahrt Bundesverband) und Sabine Felgenhauer (PEKiP) stellten im Auftrag ihrer das Fachforum vorbereitenden Arbeitsgruppe den bisherigen Diskussionsstand vor: Im Austausch innerhalb der AG sei bewusst geworden, dass sowohl Wissen als auch Sensibilität für die unterschiedlichen Lebenslagen der Familien Voraussetzung für eine wirksame Zusammenarbeit sei. Zuschreibungen durch gesellschaftliche Familienbilder sowie die eigene sozial erworbene Werthaltung beeinflusse die Arbeit mit den Familien.

Von elementarer Bedeutung sei es daher, dass Institutionen bzw. deren Fachkräfte die eigenen Werthaltungen und die eigene „Hauskultur“ hinterfragten, da gerade hier etablierte Machtebenen oft unmerklich reproduziert würden. Es brauche diese kritische Beschäftigung mit „dem Eigenen“, um von einer zuschreibenden zu einer zuhörenden Unterstützungsstruktur zu kommen. Im Zuge dessen sei es wichtig, dass die Partizipation von Familien gestärkt werde – unter anderem dadurch, dass Familien ihren Unterstützungsbedarf selbst definieren können.

Dr. Verena Wittke (AWO Bundesverband)Im Kontext von Partizipation sei der Begriff des „Empowerments“ im Verlauf der bisherigen Themenperiode von den Mitgliedsorganisationen sehr kritisch diskutiert worden. Klar geworden sei, dass es in der Unterstützung von Familien eher um ein „Powersharing“ ginge: „Menschen oder Gruppen können nur sich selbst empowern und nicht von Anderen empowert werden“, so Dr. Verena Wittke. Im Sinne des Powersharings sei zufragen, wer in der Unterstützungs-Begegnung die Definitionsmacht habe, welche Privilegien die Fachkraft besitze (oder gerade nicht) und letztlich auch, wie und welche Ressourcen geteilt und verteilt werden könnten.

Als Ergebnis der AG-Diskussion wurden vier Fragen vorgestellt, die das Fachforum inhaltlich leiten sollten:

  1. Wie gehen wir mit der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Lebenswelten um?
  2. Inwieweit ist die vielzitierte „Begegnung auf Augenhöhe“ in familienbegleitenden und -unterstützenden Angeboten möglich?
  3. Welche Bedeutung haben die Art der Sprache und die Wortwahl in der Ansprache von Familien?
  4. Partizipation – wer definiert Bedarfe und Themen? Wie können die Menschen vor Ort in Bedarfsentwicklung und Angebotsgestaltung einbezogen werden?

Ziel sei es, so Sabine Felgenhauer abschließend, in der Diskussion des Fachforums nicht nur theoretische Ansätze, sondern auch Umsetzungsideen zur Frage: „Was bedeutet Powersharing für die Arbeit mit Familien?“ zu finden.

Praxisimpuls „Partizipation als Antwort auf Hürden bei der Inanspruchnahme Früher Hilfen“

Till Hoffmann (NZFH)Till Hoffmann vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) stellte in seinem Beitrag am Beispiel der Frühen Hilfen vor, auf welche konkreten Hürden Unterstützungsstrukturen in der Praxis stoßen und zeigte auf, welche Bedeutung Werthaltungen und Ansprache in diesem Kontext einnehmen. Ein bekanntes Grundproblem sei das Präventionsdilemma – ein Effekt, der beschreibt, dass durch Präventionsmaßnahmen der Abstand zwischen erreichten ressourcen-starken und nicht erreichten ressourcen-schwachen Familien noch verstärkt wird. Um auf diese Problemlage zu antworten, setze das NZFH auf einen partizipativen Ansatz bei der Inanspruchnahme Früher Hilfen.

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen

Till Hoffman stellte zunächst den Aufbau und die Arbeit des NZFH vor. Der Aufbau der Frühen Hilfen werde in Form von Netzwerken gestaltet und koordiniert. Ausgangspunkt und Bestandteil seien dabei die bereits bestehenden kommunalen Strukturen. Die Kommune definiere den Bedarf an Frühen Hilfen und sei für deren Organisation zuständig. Frühe Hilfen würden dabei von allen Mitgliedern des Netzwerkes geleistet, die Kontakt zu psychosozial belasteten Familien und deren Kindern haben, insbesondere Kinderärzt*innen und Hebammen etc. Der Schwerpunkt der Arbeit läge bei den benachteiligten Familien, die Arbeit im Netzwerk der Frühen Hilfen richte sich jedoch prinzipiell an alle werdenden bzw. jungen Eltern und deren Kinder bis zum 3. Lebensjahr. Die regelmäßige Evaluation habe gezeigt, dass die Angebote eine hohe Akzeptanz erfahren und eine nachhaltige Wirkung entwickelten, so Till Hoffmann.

Partizipationsansatz

Der Ansatz des NZFH sehe vor, die Zusammenarbeit jeweils an den Ressourcen der Familie auszurichten, das Selbsthilfepotential zu stärken und in der Praxis an der elterlichen Verantwortung anzusetzen. Ziel sei es, durch einen niedrigschwelligen Zugang Hilfen für alle, insbesondere aber für psychosozial belastete Familien zu bieten. Partizipation sei hier auch auf der institutionellen und professionellen Ebene ein wichtiger Ansatz. Till Hoffmann stellte in dem Zusammenhang die Partizipationspyramide nach Straßburger und Rieger vor, welche die Stufen der Partizipation sowohl aus der Perspektive der Institutionen als auch der Bürger*innen beschreibt.

Partizipationspyramide nach Straßburger/Rieger (Hg.): Partizipation kompakt - Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe 2014, S. 232f.

Partizipationspyramide nach Straßburger/Rieger (Hg.): Partizipation kompakt – Für Studium, Lehre und Praxis sozialer Berufe 2014, S. 232f.

Partizipation brauche vor allem Zeit und Flexibilität, um der dafür notwendigen Interaktion Raum zu geben. Von den Fachkräften verlange der Ansatz mehr Risikobereitschaft und die Offenheit, auf die Lebensweltperspektive der Eltern einzugehen. Till Hoffman betonte, dass dies für Beratungssituationen in Zwangskontexten umso wichtiger sei. Dafür seien hohe soziale Kompetenzen sowie methodische Kenntnisse von den Fachkräften gefordert.

Erreichbarkeitsstudie

Till Hoffmann betonte, dass Partizipation und Erreichbarkeit sich wechselseitig bedingen. Um besser zu verstehen, warum Familien nicht erreicht und so auch nicht beteiligt werden können, gab das NZFH 2018 eine Erreichbarkeitsstudie in Auftrag, die subjektive Lebensrealitäten und Bedürfnisse von Familien erfragte. In einem Studiendesign wurden 123 Mütter mit Kindern im Alter von 0-3 Jahren in Form von häuslichen Interviews befragt. Die qualitative Studie bestand aus Leitfadeninterviews sowie standardisierten Fragebögen. Anhand der Erreichbarkeitsstudie konnten als Fazit verschiedene Hürden für die Inanspruchnahme Früher Hilfen abgeleitet werden: gesellschaftliche Rollenbilder wie „die gute Mutter“, die eigene soziale Identität, der Anspruch, es „alleine zu schaffen“. Ebenso bestehe eine Angst vor Stigmatisierung bei Inanspruchnahme Früher Hilfen, was wiederum zu Versagensgefühlen und Selbstzweifeln führe. Das Ziel Früher Hilfen müsse es daher sein, diese Zweifel, Sorgen und Ängste der Eltern bereits in der Ansprache und in der Kommunikation von Angeboten ernst zu nehmen und soweit möglich aufzufangen. Die Schaffung einer wertungsfreien und vertrauensbildenden Atmosphäre „auf Augenhöhe“ sei hier besonders wichtig. Für die konkrete Zusammenarbeit bedeute dies z.B. mit sprachlicher Sensibilität vorzugehen und das fachliche Wissen unterstützend anzubieten, anstatt zu belehren.

Partizipation sei immer eine Querschnittsaufgabe, die auf allen Netzwerkebenen verankert werden müsse. Um diese Verankerung zu unterstützen, habe das Netzwerk das Projekt „Qualitätsdialoge Frühe Hilfen“ entwickelt, das im Qualitätsrahmen im Zeitraum 2017—2021 umgesetzt wurde. Das Projekt entwickelte Praxismaterialien, die den Fachkräften ermöglichen, das Thema Partizipation und damit konkrete Vorgehensweisen zu deren Umsetzung gemeinsam im Netzwerk zu erarbeiten.

Diskussion

In der anschließenden Diskussion wurden einzelne Aspekte der Frühen Hilfen kritisch sowie im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit auf andere Unterstützungsstrukturen diskutiert. Im Kontext von Werthaltungen diskutierten die Teilnehmenden das Verständnis von Augenhöhe, die Definitionen von Zielgruppen sowie den Umgang mit Diversität in der Zusammenarbeit mit den Familien.

Diskussion weiterlesen

Augenhöhe: Kontrovers diskutiert wurde insbesondere der Begriff der Augenhöhe. Einerseits sei fraglich, was genau unter Augenhöhe verstanden werde und ob andererseits Augenhöhe in einer asymmetrischen Begegnung von Unterstützungsnehmenden und –gebenden überhaupt möglich sei. Unabhängig davon sei es jedoch auf jeden Fall möglich und wichtig, eine respektvolle Beziehung zwischen Fachkräften und Familien zu entwickeln, in der beide Seiten als Expert*innen ihres Fachs bzw. ihrer Lebenswelt anerkannt werden. Seitens der Fachkräfte sei es wichtig, sich die Gründe für den eigenen Wissensvorsprung vor Augen zu führen. Insbesondere in der Frage, wer den Unterstützungsbedarf bestimmt, sei besondere Sensibilität gefordert.

Zielgruppen: Einerseits ermögliche eine Definition von Zielgruppen eine genauere Zuschreibung der Angebote und Bedarfe der Familien. Andererseits gehe mit der Definition von Zielgruppen häufig bereits eine Stigmatisierung einher. Wie die Erreichbarkeitsstudie des NZFH festgestellt habe, könne dieses Gefühl der (potentiellen) Stigmatisierung eine Hürde für die Inanspruchnahme von Hilfen darstellen. Dies führe letztlich zu einer Ablehnung von Hilfsangeboten. Fraglich sei daher, ob eine universelle Ausrichtung nicht besser sei. Till Hoffmann betonte, das Angebot des NZFH richte sich zwar im Schwerpunkt an psychosozial belastete Familien, sei aber vom Leitgedanken her ein Angebot für alle Familien. Bedeutend sei, dass die Zielgruppen in den Netzwerken vor Ort festgelegt werden, da diese den Bedarf und die Strukturen vor Ort kennen.

Diversity: Es wurde diskutiert, dass es im Sinne eines Diversity-Ansatzes notwendig sei, diesen auch im Monitoring der Netzwerkakteure zu berücksichtigen. Die Frühen Hilfen seien mit ihren Angeboten an alle Formen von Familien adressiert. Da die konkrete Ausgestaltung jedoch vor Ort stattfinde, variierten die Angebote je nach Bedarf der kommunalen Strukturen vor Ort. Hierzu verwies Till Hoffman an noch offene Kommunalbefragungen, die dazu mehr Ergebnisse bringen werden.

Erreichbarkeit: Deutlich wurde, dass der Aufbau von gut funktionierenden Netzwerken mit vermittelnden Akteuren vor Ort als ein wichtiges Kriterium für Unterstützung gelten muss. So könnten bspw. Familienhebammen den Bedarf in den Familien erkennen und Angebote unmittelbar an die Familien herantragen. Lotsendienste in den Geburtskliniken könnten eine ähnlich wichtige Funktion einnehmen. Die gelungene Erreichbarkeit durch die Frühen Hilfen müssten durch lebenslauforientierte Anschluss-Angebote weitergeführt werden. Wenn die Frühen Hilfen beendet seien, in der Regel mit dem erreichten 3. Lebensjahr, entstehe bisher unter Umständen ein Kompetenzverlust der teilnehmenden Eltern und Familien. Es werde hierzu bereits diskutiert, die Frühen Hilfen auf ein anderes Altersspektrum auszuweiten. Offen sei dazu die Finanzierung: Seit 2012 seien 50 Millionen Euro für Angebote für 0–3-Jährige bereits nicht ausreichend gewesen. Ohne finanzielle Absicherung könne das Angebot nicht ausgeweitet werden. Wie hier sinnvoll Übergänge geschaffen werden können, müssten die Kommunen klären.

Aufbau von wirksamen Strukturen: Es wurde die Möglichkeit diskutiert, dass bestimmte Angebote der Frühen Hilfen, wie zum Beispiel Familienhebammen, als Regelleistung angeboten werden könnten. Davon sei die derzeitige Versorgungslage noch weit entfernt, fehle an diesem Punkt doch die Finanzierung, die Fachkräfte und teils der strukturelle Aufbau. Um daran zu arbeiten, sei es notwendig, redundante Strukturen zu erkennen und Akteure wie Selbsthilfeinitiativen oder Kitas besser zu verknüpfen. Till Hoffman betonte die Notwendigkeit, die Konzeptionen der Frühen Hilfen durch Kommunalbefragungen mit der Realität abzugleichen und gegebenenfalls anzupassen. Problematisch sei es jedoch, dass die Befragung der kommunalen Akteure fast ausschließlich über kommunale Hilfen erfolge. Die Kinder- und Jugendhilfe sei jedoch auf allen Landes- und Bundesebenen anders. Förderale Strukturen seien hier für ein sehr heterogenes Bild in der Ausgestaltung der Netzwerke verantwortlich. Till Hoffmann verwies außerdem darauf, dass Partizipation auf Fachkräfte-Ebene im Kontakt mit den Familien mitgedacht werde, die Partizipationsmöglichkeiten innerhalb von Behörden jedoch sehr gering seien. Hier lohne eine weitere Diskussion.

Workshop-Phase

Am Nachmittag kamen die Teilnehmer*innen des Fachforums in zwei verschiedenen Workshops zusammen:

1. „Für oder mit? Familien erreichen, Familien beteiligen – eine Frage der Haltung?“

Britta Kreuzer von derBritta Kreuzer, Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Niedersachsen e.V. Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Niedersachsen e.V. und Jasmin Harbers, Koordinatorin der bundesweiten Programme „Griffbereit“ und „Rucksack KiTa“ im Landkreis Ammerland, stellten Projekte vor, deren kultursensible Ansätze in der Familienarbeit anschließend diskutiert wurden. Fokus der Programme sei ein Angebot an mehrsprachige Eltern, welches wiederum von mehrsprachigen Eltern umgesetzt werde.

Workshop-Bericht weiterlesen

Das Angebot richte sich an Familien mit Kindern in einem Alter ab einem Jahr bis zur 2. Schulklasse. Die Eltern und Kinder fänden sich über ein Jahr in gemeinsamen festen Gruppen zusammen, die von Elternbegleiter*innen angeleitet würden. Die Gruppen seien mehrsprachig. Gemeinsam arbeiteten die Eltern an verschiedenen Themen zu Erziehungs- und Bildungsfragen, zum Angebot zählten zudem Spiele oder Gruppenaktivitäten (z.B. Eltern-Kind-Frühstück). Die Themen würden parallel der Themen in Kita, Schule und Elterngruppe festgelegt. Zur Umsetzung und Begleitung der Gruppen arbeiteten Elternbegleiter*innen mit den pädagogischen Fachkräften der jeweiligen Partnereinrichtung (Kita bzw. Schule) zusammen. Dafür würden Eltern aus den am Programm beteiligten Kitas und Schulen ausgebildet. Die pädagogischen Fachkräfte der Bildungseinrichtungen fungierten als Gruppenleiter.

Britta Kreuzer und Jasmin Harbers betonten, dass durch die Umsetzung dieses Peer-Ansatzes (von Eltern für Eltern) gleich mehrere Effekte erreicht würden, die für eine gelungene Ansprache und Werthaltung in der Familienarbeit zentral seien.

Die Augenhöhe würde unter anderem dadurch erreicht, dass Elternbegleiter*innen und Eltern beide mehrsprachig seien und aus dem gleichen Sozialraum stammten. Ohnehin entstehe durch die Sozialraumorientierung eine authentische Verbundenheit und Vertrauensstärkung zwischen den Eltern. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit stünden zwar die beteiligten Familien und deren Kinder, aber auch die Elternbegleiter*innen selbst würden dadurch in ihren Kompetenzen gestärkt. Die Eltern erlebten, dass ihre eigenen Lebenserfahrungen und ihre Erziehungskompetenz anerkannt werde und sie diese in die Förderung ihrer Kinder einbringen könnten. Eltern würden sich hier gleichzeitig als Teilnehmende und Mitgestaltende erleben. Das Programm verfolge einen Multiplikatorenansatz von Eltern für Eltern, statt Fachkräfte „von außen“ einzusetzen. Zudem würden die Elternbegleiter*innen durch die Qualifizierung Fachkompetenzen erlangen und sich für den ersten Arbeitsmarkt qualifizieren. Die Stärkung der Sprachbildung, insbesondere durch das mehrsprachige Angebot, stärke dabei die Familiensprache und verhelfe zur einer Anregung zur Spracherziehung.

Ein weiterer Leitgedanke sei, dass der partizipative Ansatz auf allen Ebenen Wirksamkeit entfalte: Die Eltern hätten Mitsprache und Gestaltungsspielraum in der Angebotsentwicklung. Die Familienbegleiter*innen würden als Akteure im Gemeinwesen wahrgenommen. Pädagogische Fachkräfte und Bildungsinstitutionen würden von der Wechselseitigkeit profitieren und sich hinsichtlich einer effektiveren Unterstützungsleistung weiterentwickeln. Für die Umsetzung des partizipativen Ansatzes sei das Projekt auf Offenheit und Flexibilität der Bildungseinrichtungen angewiesen. Es brauche eine hohe (Kultur-)Sensibilität sowie eine Bedarfsorientierung für die Erreichbarkeit der Familien und die Annahme der Angebote. Hervorgehoben wurde, dass generell eine stärkere Diversitätsorientierung der Bildungseinrichtungen notwendig sei, um Familien besser anzusprechen. Die Bildungseinrichtungen müssten sich stärker auf Mehrsprachigkeit und Vielfalt der Familien einstellen und diese als Ressource begreifen. Die Kultursensibilität sei insbesondere in der aufsuchenden Arbeit erforderlich. Programme wie „Griffbereit“ und „Rucksack-Kita“ seien grundsätzlich auf „Komm-Strukturen“ ausgelegt, könnten hier jedoch auch für „Geh-Strukturen“ einen Beitrag leisten: eine Hauskultur verändere sich, wenn dort regelmäßig mehrsprachige Familien teilnehmen würden.

Als herausfordernd für die Umsetzung des Programms wurden die sehr sprachheterogenen Gruppen sowie eine eingeschränkte Mobilität in den Flächenländern beschrieben. Letztlich sei auch eine Lebensweltorientierung nur realisierbar, wenn die Organisationsentwicklung personell und strukturell entsprechend aufgestellt sei. Britta Kreuzer hob hervor, dass sich in der Durchführung von derartigen Projekten stets folgende Fragen stellten:  Worum geht es in den Familien? Wie werden sie erreicht? Wo ist Beteiligung möglich? Welche Rahmenbedingungen gibt es?

Wünschenswert sei, dass die Programme langfristig wirken können. Dazu gehöre auch eine entsprechende Finanzierung. Statt als Einjahresprojekt über ein Bundes- oder Landesprogramm sei über die Anschubfinanzierung hinaus eine dauerhafte Finanzierung, zum Beispiel über kommunale Mittel notwendig. Dies sei auch gut begründbar, schließlich böten derartige Projekte für Kommunen einen vielfältigen Mehrwert. Positiv sei beispielsweise die Qualifizierung der Elternbegleiter*innen für den ersten Arbeitsmarkt, woraus sich für die Personen neue Zukunftsperspektiven ergeben würden. Für die Projekte hätte dies jedoch den praktischen Nachteil, dass qualifizierte Elternbegleiter*innen für das Projekt verloren gingen. Eine bessere finanzielle Entschädigung der Elternbegleiter*innen könnte dem entgegenwirken. Letztlich wurde herausgestellt, dass die Erreichbarkeit der Familien auch in diesem Programm auf dem Aufbau eines funktionierenden Netzwerkes angewiesen sei. Die Ansprache von Eltern erfolge in den Projekten vielfach über Mund-zu–Mund-Propaganda. Die Netzwerke müssten jedoch zunächst aufgebaut werden, wenn sie nicht ohnehin bereits vorhanden seien; Kinderärzte, Hebammen und Gynäkolog*innen sowie Stadtteilzentren, Familienzentren und aufsuchende Arbeit müssten dabei miteinbezogen werden.

 

2. „Powersharing in der Praxis“

Elizaveta Khan (In-Haus | Integrationshaus e.V.)Wie die eigene Werthaltung die Praxis konkret beeinflussen kann, zeigte Elizaveta Khan vom In-Haus | Integrationshaus e.V. in Köln. Das In-Haus ist interkulturelles Zentrum der Stadt Köln, Träger der freien Jugendhilfe und Integrationskursträger. Mit vielen Beispielen aus ihrer täglichen Arbeit stellte Elizaveta Khan im Workshop die im Integrationshaus gelebte Idee des Powersharings vor. Dabei wurden die Workshop-Teilnehmenden angeregt, die vorgestellten theoretischen Überlegungen in ihre jeweiligen persönlichen Tätigkeitsfelder zu übertragen.

Workshop-Bericht weiterlesen

Jede Ebene von Unterstützungsstruktur habe, so Khan, Macht in Form von Ressourcen, Zugängen, Mitteln und Räumen, die mit gesellschaftlich minorisierten Individuen und Gruppen geteilt werden könnten. Eine „Poweranalyse“ frage im ersten Schritt nach den Möglichkeiten und Spielräumen von Individuen und Institutionen, die eigene „Power“ (dazu gehören z.B. Handlungsmacht, Definitionsmacht, Spielräume, Möglichkeiten, Privilegien) zu erkennen und zu reflektieren. Im zweiten Schritt setze das „Powersharing“ die Erkenntnisse in die Praxis um. Damit bilde „Powersharing“ das unterstützende Gegenstück zum „Empowerment“, welches die Selbst-Ermächtigung von minorisierten Gruppen und Individuen bezeichne.

Die Förderung von Resilienz sei, so Elizaveta Khan, eines der ausgewiesenen Ziele sozialer Arbeit. Da sich Resilienz aus internen und externen Ressourcen ausbilde, müsse sich Soziale Arbeit vor allem auf die gerechte Verteilung von und dem Zugang zu Ressourcen fokussieren. Dazu gehöre zum Beispiel das Bereitstellen von Räumen, Mitteln oder auch juristischer Trägerschaft bei gleichzeitiger Abgabe von Entscheidungsmacht. An dieser Stelle bezog sich Khan auf das Neun-Stufen-Modell der Partizipation nach Roger Hart (1992) und Wolfgang Gernert (1993), das Entscheidungsmacht als höchste Form der Partizipation ausweist. Das Modell könne Unterstützungsgebenden als „Selbstcheck“ dienen, inwiefern die eigenen Angebote tatsächlich partizipativ gestaltet seien.

Neun-Stufen-Modell der Partizipation nach Roger Hart (1992) und Wolfgang Gernert (1993)

Neun-Stufen-Modell der Partizipation nach Roger Hart (1992) und Wolfgang Gernert (1993).  Quelle: Präsentation Elizaveta Khan.

Problematisch sei, so Elizaveta Khan, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen echte Partizipation oft verhinderten – so müssten zum Beispiel in Förderanträgen Zielgruppen problematisiert und eine ressourcenorientierte Beschreibung vermieden werden, um erfolgreich zu sein: „Wenn die Familien wissen würden, wie wir in den Projektanträgen über sie schreiben, würden sie nicht mehr kommen“, so Elizaveta Khan. Auch benötigten partizipative Prozesse Zeit und Ergebnisoffenheit, was mit der Realität von Bewilligungszeiträumen und Projektvorgaben in Konflikt stünde.

Elizaveta Khan regte die Workshop-Teilnehmer*innen mit folgenden Fragen an, im eigenen Einflussbereich „Powersharing“ umzusetzen: „Was kann ich/meine Institution teilen?“ und „Wo stehen die Angebote meiner Institution im Neun-Stufen-Modell und wie könnte ich die nächste Stufe der Partizipation erreichen?“. Es gehe um einen gemeinsamen Lernprozess, der fortwährend diese Fragen stellt und Unterstützungsgebende ausbildet, die gut und aktiv Zuhören.

Abschlussdiskussion & Ausblick

Elena Gußmann, BFFElena Gußmann verabschiedete die Runde mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Diskussionspunkte, die zugleich einen Ausblick auf die folgenden Fachforen darstellten: Es habe sich gezeigt, dass partizipative Ansätze und eine selbstkritische Auseinandersetzung mit eigenen Werthaltungen Voraussetzung für gelingende Familienunterstützung seien. Benannt wurde der Bedarf, Partizipationsmöglichkeiten nicht nur auf der Ebene der Fachkräfte im Blick zu haben. Auch auf der Verbands- und Leitungsebene sollten sich eine wertschätzende Haltung und Einflussnahme auf die Gestaltung von Rahmenbedingungen widerspiegeln. Welche finanziellen und strukturellen Veränderungen dafür notwendig seien, werde in folgenden Veranstaltungen der Themenperiode diskutiert.

Fotos: Holger Adolph, AGF

Impulsworkshop am 28. Juni 2022: „Empowerment als Leit- & Zielperspektive in der Familienunterstützung“

Berlin, 28.06.2022 | Das Bundesforum Familie hat sich für die Themenperiode 2022/23 die Frage zum Ziel gesetzt: Wie können Familien nicht nur gut betreut oder versorgt, sondern nachhaltig gestärkt und befähigt werden? Welche Haltungen, Strukturen und Ressourcen werden dafür in den Angeboten der Familienunterstützung benötigt? In diesem Zusammenhang ist häufig von „Empowerment“ die Rede. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Zu dieser Frage diskutierten über 50 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie mit der Referentin Yasmine Chehata.

Bei der Kick-Off-Veranstaltung am 22. März 2022 war bereits eine erste Strukturierung der aktuellen Themenperiode erarbeitet worden. Der Beirat hatte in diesem Zusammenhang angeregt, dass für die nachfolgende Bearbeitung ein gemeinsamer Austausch zum Empowerment-Begriff grundlegend und zielführend sei. Dementsprechend lud die Geschäftsstelle die Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie zu einem Impulsworkshop am 28. Juni 2022 mit Yasmine Chehata (TH Köln, Herausgeberin des Sammelbandes „Empowerment und Powersharing“ [2020]) ein.

Was ist Empowerment (nicht)?

Yasmine Chehata startete ihren Impulsvortag mit der Betonung ihrer Perspektive: Sie beziehe sich vor allem auf rassismuskritische Diskurse. Aus dieser Sicht ergebe sich die Notwendigkeit, auf die ursprüngliche Intention des Konzepts aufmerksam zu machen, wenn der Empowerment-Begriff übernommen werde. So sei das planmäßige Einwirken auf Andere kein Empowerment im eigentlichen Sinne. Empowerment sei weder eine vermittelbare Kompetenz noch ein in Methode umsetzbares Wissen. Aus ihrer Sicht sei es eine Verwechslung, Empowerment als Instrument zu verstehen, um Menschen in den bestehenden Verhältnissen anzuleiten und damit zu stärken. Stattdessen bezeichne der Empowerment-Ansatz, dass Menschen sich selbst stärkten, um bestehende Verhältnisse zu verändern. Dementsprechend verkenne die Nutzung des Empowerment-Begriffs durch z.B. staatlich institutionalisierte und/oder professionalisierte Akteure diese Idee von Selbstermächtigung und angestrebter struktureller Veränderung.

Yasmine Chehata betonte die Ursprünge des Begriffs in der Schwarzen Bürger*innenrechtsbewegung. Zwar habe sich seitdem der Begriff in seiner Nutzung und Ausprägung stark verändert, die Zielrichtung sei aus ihrer Sicht jedoch nach wie vor eine Veränderung der gesellschaftlichen sozialen und ökonomischen Verhältnisse. Dies sei unmittelbar verbunden mit Konfliktivität. Empowerment, so Chehata, sei daher kein friedliches Konzept. Es gehe nicht um individuelles Bewältigen von Benachteiligungen, sondern um kollektive Öffnung und Aneignung von Berechtigungsräumen. Diesen Zielhorizont definiere eine minorisierte Community selbst. Inwieweit also Empowerment als Leit- und Zielperspektive in der Familienunterstützung durch professionelle und/oder institutionalisierte Akteure sinnvoll sei, sei mindestens fraglich. Es müsse hinterfragt werden, mit welcher Absicht hier der Empowerment-Begriff genutzt werde.

Powersharing und Handlungsmöglichkeiten professionalisierter staatlicher Akteure

Yasmine Chehata betonte, dass wenn Empowerment im ursprünglichen Verständnis genutzt würde, ein „Empowern“ von Anderen unmöglich wäre. Empowerment sei daher nicht die Aufgabe professionalisierter bzw. staatlicher Institutionen. Sie schlug als Kompromissformulierung vor, dass diese jedoch „empowermentorientiert“ handeln könnten. Dies bedeute, Empowermentpraktiken zu flankieren und durch Abgabe von Ressourcen, Macht und Raum Platz für Empowermentprozesse zu schaffen. Es gelte, auf diese Weise an langfristigen Veränderungen mitzuwirken oder diese zumindest nicht zu stören. In diesem Zusammenhang stellte Yasmine Chehata den Begriff des Powersharings vor. Damit würden Praktiken bezeichnet, die das Teilen von Zugängen, Möglichkeiten und Positionen anstrebten und so Macht von den privilegierten Institutionen auf die marginalisierten Gruppen umverteilten. Powersharing sei somit empowermentorientiertes Handeln, das strukturell privilegierte Akteure zu Verbündeten werden lasse. Yasmine Chehata schlug vor, das Erkennen von Veränderungserfordernissen und die Beschäftigung mit dem Eigenen in den Mittelpunkt im Rahmen der Themenperiode stattfindenden Reflexion zu stellen. Eine kritische Auseinandersetzung solle vor allem die eigenen Normalitäten hinterfragen anstatt die Werte der sogenannten „Anderen“. Statt also beispielsweise die Werte der Unterstützungsnehmenden zu hinterfragen gelte es, die Werthaltungen innerhalb der Unterstützungsstrukturen auf den kritischen Prüfstand zu stellen.

Behutsame Verstehensprozesse

In einem anschließenden Kommentar verwies Beiratsmitglied Prof. Dr. Paul Mecheril auf die unterschiedlichen Wissensebenen im Raum. So sei sowohl die akademische wie auch die lebensweltliche Ebene anwesend und Wissen und Erfahrungen dementsprechend unterschiedlich verteilt. Gerade daher sei es wichtig, behutsam und mit genügend Zeit über dieses Thema zu reden, um gemeinsam zu reflektieren und zu verstehen. Organisationen und Institutionen hätten verständlicherweise die Sehnsucht, ihre Arbeit als „gute“ Arbeit zu legitimieren. Diese Legitimation sei mit einem Empowerment-Ansatz, wie ihn Yasmine Chehata vorgestellt habe, nicht zu bekommen. In dem Sinne gebe es keine gute, d.h. „empowernde“ Institution in einem ungerechten System. Der Begriff Empowerment könne daher bestenfalls als Reflexionsinstrument dienen, um zu untersuchen, ob nicht auch unter der Überschrift „Empowerment“ strukturelle Benachteiligungen reproduziert würden. Diese Frage gelte es auszuhalten.

Diskussion

Die Impulse regten eine lebendige Diskussion unter den Teilnehmenden an. Grundtenor zahlreicher Wortmeldungen war ein gesteigertes Interesse an dem Ansatz des Powersharings, gleichsam wurde mehrfach auf die Problematik hingewiesen, dass der Input durch die akademische Sprache nur schwer zugänglich gewesen sei. Es bestehe großes Interesse an der Thematik in leichterer oder leichter Sprache für die Diskussionsteilnehmenden selbst, aber auch, um über die Veranstaltung hinaus möglichst viele Menschen auf dem Weg dieser Reflexion mitzunehmen.

Hervorgehoben wurde außerdem die Diversität der Organisationen im Bundesforum Familie. Hier seien sowohl sozialstaatliche Akteure als auch Selbstvertretungen anwesend und zusammen im Dialog. Die Stärke des Bundesforums sei, dass hier ergebnisoffen und in Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven diskutiert würde. Es wurde nachgedacht, inwiefern das Bundesforum als Plattform noch attraktiver für selbstorganisierte Akteure marginalisierter Familien werden könne oder solle.

Ein vieldiskutierter Aspekt beleuchtete das Problem einiger Verbände und Organisationen, zugleich diskriminierte und diskriminierende Struktur zu sein. So liefen teilweise auch Selbstvertretungen benachteiligter Gruppen in ihren eigenen Strukturen Gefahr z.B. klassistische oder rassistische Ausschlüsse zu (re-)produzieren. Es gelte, sich jeweils zugleich selbstbehauptend und selbstkritisch zu bewegen. Konkurrenz oder Hierarchisierung unter verschiedenen benachteiligten Familien sei nicht zielführend. Zusammenarbeit und die Anerkennung anderer Akteure sei hier ein wichtiges Ziel, so einige Stimmen der Diskussionsrunde.

Diskutiert wurden auch pragmatische Möglichkeiten der Umsetzung. Was tun, wenn „von außen“ nicht empowert werden könne, die Gelder jedoch „von außen“ kämen? Wie sähe eine sinnvolle Förderung und Stärkung von Familien ohne Einmischung in der Praxis aus? Wie ließe diese sich organisieren?

Fazit und Anregungen zur weiteren Themenbearbeitung

Dr. Laura Block verabschiedete die Runde mit einem kleinen Fazit. Die Intention der Veranstaltung sei mitunter gewesen, eine selbstkritische Reflexion für die Arbeit mit und für Familien anzustoßen und Denkimpulse zu setzen. Dies sei in jedem Fall erreicht worden. Eine Zusammenfassung der Diskussion als Grundlage für die weitere Bearbeitung scheine ausgehend von der Vielzahl der Perspektiven und Wortmeldungen zwar schwierig, aber einige Punkte hätten sich deutlich gezeigt: 1. Es bestehe großes Interesse an einer sprachlich niedrigschwelligeren Vermittlung der dargestellten Konzepte von Empowerment und Powersharing. 2. Es brauche auch im Weiteren eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen, um Schwachstellen in der Familienunterstützung zu erkennen. 3. Familienunterstützung müsse, um nachhaltig zu sein, die Familien nicht nur innerhalb des Systems stärken, sondern auch verbesserte Bedingungen, d.h. strukturelle Veränderungen des Systems zum Ziel haben. Bei diesen Prozessen gelte es im Sinne des Powersharing-Ansatzes, benachteiligten Familien sowie entsprechenden Selbstorganisationen mehr (Gestaltungs-)raum zu erschließen.

10. Mai 2023, Berlin: Fachtag und politischer Jahresempfang des Bundesforums Männer

Das Bundesforum Männer lädt zum Fachtag „Männerpolitiken – gleichstellungsorientiert. So geht das! und im Anschluss zum politischen Jahresempfang des Bundesforum Männer.

Beide Veranstaltungen werden im IG Metall-Haus, Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin, stattfinden.  

Thema des Fachtags

Zentral werden uns auf dem Fachtag folgende Fragen beschäftigen: 

  • Warum brauchen wir eine gleichstellungsorientierte Jungen-, Männer- und Väterpolitik?
  • Wie kann eine solche Perspektive als Teil einer nachhaltigen Gleichstellungspolitik wirksam werden?
  • Wie kann ein solcher Politikansatz auf den verschiedenen politischen Ebenen – Kommune, Länder, Bund und darüber hinaus – stärker verankert werden?

Politischer Jahresempfang

Beim anschließenden politischen Jahresempfang ab 17:00 Uhr freuen wir uns u.a. auf eine Keynote zu gleichstellungsorientierter Männerpolitik in der Ampelkoalition von Sven Lehmann, parlamentarischer Staatssekretär im BMFSFJ und Queer-Beauftragter der Bundesregierung sowie ein Gespräch mit Boris von Heesen, Autor des Buchs „Was Männer kosten“.

Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der Website des Bundesforums Männer

Kick-Off-Veranstaltung am 22. März 2022: „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen – Zugänge schaffen und Familien stärken“

Berlin, 22.03.2022 | Wie können Familien nachhaltig gestärkt werden? Wie erreicht Unterstützung die Familien, die sie brauchen? Und welche impliziten Annahmen stecken bereits in der Formulierung „Familien, die sie brauchen“? Was für normative, strukturelle und finanzielle Faktoren spielen eine Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung von Unterstützungsangeboten? Zu diesen Fragen kamen die Mitglieder des Bundesforums Familie zur Auftaktveranstaltung der Themenperiode 2022/23 zusammen.

Begrüßung und Einleitung

Dr. Laura Block begrüßte die große Runde von über 50 Teilnehmenden aus den Mitgliedsorganisationen, die sich im digitalen Raum eingefunden hatte. Das rege Interesse bestätige die hohe Relevanz des im November 2021 auf dem Netzwerktreffen des Bundesforums Familie gewählten Themas für die Arbeit der Mitgliedsorganisationen. Die Kick-Off-Veranstaltung setze sich das Ziel, gemeinsam das Thema in seinen Aspekten zu diskutieren und aus den vielseitigen Beiträgen eine Grundlage für die weitere Bearbeitung in der Themenperiode zu schaffen. Der Beirat des Bundesforums Familie habe dazu im Vorfeld bereits einen Zugang erarbeitet, der heute vorgestellt und weiterentwickelt werden solle.

Ulrike Bahr, MdB (Vorsitzende des Familienausschusses des Deutschen Bundestags und Mitglied des BFF-Beirats) betonte in einem Grußwort die Wichtigkeit von Stabilität und Resilienz gerade in den aktuellen krisenhaften Zeiten. Dafür spiele die Stärkung von Familien eine wichtige Rolle. Die Verzahnung von Politik und zivilgesellschaftlichen Akteuren und die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft sei dabei unabdingbar – sie wolle mit ihrer frisch aufgenommenen Beiratstätigkeit im Bundesforum Familie hierfür einen Beitrag leisten. So werde sie die Ergebnisse des Bundesforums Familie gerne an die Mitglieder des Familienausschusses weiterleiten – wie die eben erschienene Publikation „Platz für Familie“ der Themenperiode 2020/21.

Einführung: Ergebnisse des 9. Familienberichts zum Themenfeld Unterstützungsstrukturen

Titelbild der Präsentation von Dagmar Müller (DJI)

Präsentation von Dagmar Müller zum Download

Um dem Anspruch einer engen Zusammenarbeit mit der Wissenschaft gerecht zu werden und der Diskussion einen inhaltlichen Einstieg zu bieten, stellte Dagmar Müller vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) die für das Thema Unterstützungsstrukturen relevanten Ergebnisse des Neunten Familienberichts vor. Als drei Kerndiagnosen der Sachverständigen-kommission seien der steigende Anspruch an Elternschaft, die zunehmende Diversität von Familien und die wachsende soziale Ungleichheit zu nennen. Diese Gemengelage sei deswegen problematisch, da die Intensivierung von Elternschaft vor dem Hintergrund ungleicher sozioökonomischen Voraussetzungen zu einer vermehrten psychosozialen Belastung in vielen Familienzusammenhängen führe. Hier gelte es zu entlasten: Die Empfehlung der Kommission ziele vor allem auf die Gewährleistung wirtschaftlicher Absicherung von Familien, aber auch auf Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Anreize beim Elterngeld. Dagmar Müller betonte die Bedeutung der Befähigung durch Familienbildung und -beratung und der Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung. Hierbei müsse das Präventionsdilemma berücksichtigt und entsprechend gegengesteuert werden, etwa durch die (Um-)Gestaltung der Zugänge und Settings von Unterstützungsangeboten. Der Familienbericht zeige, dass sowohl digitale Angebote als auch offene Angebote wie Familiencafés und Familienzentren hier einen wichtigen Beitrag leisteten. Allerdings gebe es auch Lücken: Beratungen in Trennungssituationen, bei der Nutzung digitaler Medien und Angebote für die Phase der Pubertät gebe es zu wenig und Väter würden immer noch schwer erreicht. Zudem müsse der Ausbau von Präventionsketten verstärkt werden.

Diskussion zur weiteren Themenbearbeitung

Die Ergebnisse des Familienberichts zeigten, dass das Thema „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen“ einen Nerv treffe, so Sandra Clauß (Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter und Mitglied des BFF-Beirats). Wie kann dieses sehr komplexe Thema gewinnbringend eingegrenzt und durch das Bundesforum Familie bearbeitet werden? Sandra Clauß stellte dafür einen Vorschlag für einen Zugang vor, der im Nachgang zum Netzwerktreffen am 22.11.2021 durch den Beirat erarbeitet worden war. Bestimmend seien darin die Wahrnehmung von Ambivalenzen im System der Familienunterstützung. Diese sollten mit selbstkritischem Blick reflektiert werden. Es gehe etwa darum, Stigmatisierungen in den Unterstützungsangeboten offenzulegen, beispielsweise durch die Frage, mit welchem Bild von Armut gearbeitet werde. Diese reflektierende Perspektive böte sich speziell nach der akuten Erfahrung der COVID-19-Pandemie an. Nach diesem „Stresstest“ der Strukturen brauche es jetzt ein Innehalten mit der Frage, was eine nachhaltig stärkende Unterstützung für Familien behindert und was sie gelingen lässt.

Mit diesen Leitfragen wurden die Teilnehmenden in kleinere Break-Out-Gruppen eingeladen. In einer ersten Phase diskutierten die Kleingruppen „Hürden, Barrieren und Restriktionen“, die gelingenden Unterstützungsstrukturen im Weg stehen. In einer zweiten Phase wurde nach „Wegen, Brücken und Spielräumen“ gefragt, die Familien stärken könnten. Nach jeder Phase wurden die Teilnehmenden eingeladen, ihre individuellen Ergebnisse schriftlich festzuhalten und über ein Umfrage-Tool der Geschäftsstelle des Bundesforums zukommen zu lassen.

Schlagwortwolke "Unterstützungsstrukturen"

Ausblick

Die reichhaltigen Rückmeldungen aus den Kleingruppen werden nun durch die Geschäftsstelle strukturiert und ausgewertet und daraus in enger Absprache mit dem Beirat ein Fahrplan für die inhaltliche Bearbeitung erstellt. Voraussichtlich wird die weitere Arbeit zunächst in Ad-Hoc-AGs stattfinden, die durch die Mitglieder des Bundesforums gestaltet werden. Zur konkreten Mitarbeit in diesen AGs werden die Mitglieder zeitnah eingeladen. Im Oktober 2022 wird das diesjährige Netzwerktreffen geplant, welches hoffentlich wieder als Präsenzveranstaltung in Berlin stattfinden wird. Sobald der definitive Termin feststeht, wird er an alle Mitgliedsorganisationen kommuniziert werden.

 

 

„Platz für Familie“ an Vorsitzende des Familienausschusses übergeben

Berlin, 23. März 2022 | Der Geschäftsführer der AGF, Sven Iversen, hat am 23. März die kürzlich erschienene Abschlusspublikation „Platz für Familie. Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ an die Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestags, Ulrike Bahr, MdB, übergeben. Frau Bahr, die seit ihrer Übernahme des Ausschussvorsitzes auch Mitglied im Beirat des Bundesforum Familie ist, nahm gleich einen ganzen Klassensatz entgegen, um jedem der 38 Mitglieder des Familienausschusses ein Exemplar der Publikation weiterzureichen. So werden den politischen Entscheidungsträger:innen die Ergebnisse des zweijährigen Diskussionsprozesses an die Hand gegeben, welche unterstreichen, dass Familie eine viel zentralere Rolle in einer nachhaltigen und zukunftsgerichteten Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik einnehmen muss.

Foto: Büro Bahr (Dr. Ruth Vornefeld)

Druckexemplare der Publikation können weiterhin unter info@bundesforum-familie.de bestellt werden.

22. März 2022, online: Kick-Off-Veranstaltung „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen“

Das Schwerpunktthema der Themenperiode 2022/23: „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen – Zugänge schaffen und Familien stärken“ wurde beim Netzwerktreffen des Bundesforums Familie am 22. November 2021 mit großer Mehrheit von den anwesenden Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen gewählt. Erkenntnisse aus dem Neunten Familienbericht sowie Erfahrungen aus den Unterstützungsstrukturen unter dem „Stresstest“ der Pandemie begründen die Relevanz des Querschnittsthemas.

Bereits in den Diskussionen während des Netzwerktreffens wurden zu dem Thema erste Gedanken ausgetauscht. Festgehalten wurde unter anderem, dass die Zugänge zu Ressourcen für Familien in Deutschland insgesamt ungerecht verteilt sind. Dies gilt beispielsweise für die Teilhabe an Bildung, Wohnraum, Gesundheit etc. ebenso wie für den Zugang zu Unterstützungs-möglichkeiten in der Erziehungs- und Bildungsarbeit. Betont wurde, dass es daher wesentlich auf eine nachhaltige gerechtere Verteilung der materiellen und sozialen Ressourcen ankommt, aber auch auf die Schaffung barrierearmer Zugänge zu Unterstützungsangeboten für belastete Familien. Wie können Zugänge zu Unterstützung geschaffen und Familien gestärkt werden?

Um diese Frage zu beantworten, müssen einerseits die nach Unterstützung suchenden Familien und ihre Bedarfe, andererseits die Unterstützungsstrukturen selbst und die hier handelnden Fachkräfte in den Blick genommen werden. Letztere agieren im Spannungsfeld zwischen gesetzlichem Regelwerk und praktischer Umsetzung und sind täglich mit immanenten und auferlegten Restriktionen konfrontiert, die gelingende Zugänge erschweren. Das Bundesforum Familie hat sich in der Themenperiode 2022/2023 das Ziel gesetzt, durch die Eröffnung eines Reflexionsraumes diese Restriktionen, aber auch die Stellschrauben und Gelingensbedingungen für eine nachhaltige Stärkung von Familien durch Unterstützungsstrukturen zu identifizieren. Welche Potenziale werden durch einen selbstkritischen Blick auf Unterstützungsstrukturen freigelegt? Wie kann und muss mit bekannten Ambivalenzen des Systems umgegangen werden?

Die Kick-Off-Veranstaltung eröffnet ein Forum, in dem der Austausch zu diesen Fragen möglich ist. Sie bildet den Auftakt für die Themenperiode, der sowohl inhaltlichem Input als auch Diskussionen Raum bietet und strukturelle Grundsteine für den Weg der nächsten zwei Jahre legt.

Die Teilnahme ist den Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie vorbehalten. Wir bitten um Anmeldung bis zum 21. März 2022, 11 Uhr.

Publikation „Platz für Familie – Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ der Themenperiode 2020/21 erschienen

Das Bundesforum Familie hat in einem intensiven Diskussionsprozess 2020-2021 den Themenschwerpunkt „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ bearbeitet. In einer Serie von Fachforen brachten die Mitgliedsorganisationen ihre unterschiedlichen Perspektiven auf Wohnen und Familie ein. Die nun vorliegende Publikation „Platz für Familie – Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ fasst diesen Prozess und seine Ergebnisse zusammen.

Familie muss eine viel zentralere Rolle in der Wohnungspolitik einnehmen: Die beteiligten Organisationen erkennen die herausragende Rolle von Wohnbedingungen und Wohnumfeld für die Sozialisationsleistungen von Familien und die Notwendigkeit der Entwicklung von familiengerechtem Wohnraum. Hinsichtlich aktueller Entwicklungen immer knapper werdenden Wohnraums sind es gerade Familien, die auf dem Wohnungsmarkt vor besonderen Herausforderungen stehen – insbesondere z.B. Einelternfamilien, Mehrkindfamilien, Familien mit behinderten Mitgliedern sowie von Armut oder Rassismus betroffene Familien.

In der Publikation werden mehrere Themen vertieft:

  • Familiengerechte Wohnpolitik als Aufgabe für Staat und Gesellschaft: Die Bedarfe von Familien müssen verstärkt Teil der Wohnraumdebatte sein, sei es im Neubau, in der Mietenpolitik oder im Eigentumserwerb. Es braucht politische Rahmenbedingungen, um einen familiengerechten Wohnungsmarkt zu etablieren. Familiengerechtigkeit muss in Beständen, Bau und Infrastruktur berücksichtigt und Diskriminierungen auf dem Wohnungsmarkt verhindert werden.
  • Beteiligung an kommunaler Infrastruktur: Um gute Strukturen für Familien in ihren Quartieren bzw. Kommunen zu etablieren, ist eine Vielzahl von Gelingensbedingungen notwendig. Es gilt, Familien als Expert*innen ihrer Lebensräume zu erkennen und ihre Bedarfe in die Angebotsplanung einzubeziehen. Um Beteiligung zu ermöglichen, braucht es Mittel, die kon­junkturunabhängig zur Verfügung stehen sowie die langfristige Förderung personeller Ressourcen.
  • Wohnungslosigkeit von Familien: Nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit steigen die Zahlen wohnungsloser Familien. Hier sind dringend präventive statt kurative Maßnahmen nötig, um das Phänomen nachhaltig anzugehen. Versteckte Wohnungslosigkeit muss besser erfasst werden, so dass eine zügige Vermittlung in normale Wohnverhältnisse statt langer Aufenthalte in Sonder­wohnformen gewährleistet werden kann.
  • Gemeinschaftliches Wohnen für Familien: Das Wissen über gemeinschaftliche Wohnformen kann für die Familienpolitik fruchtbare Erkenntnisse liefern. Gemeinschaftliches Wohnen für Familien bietet ein beachtliches Anpassungspotential an familienbiographische Umbrüche und schafft Ressourcen, die auf das umliegende Quartier und die Gesamtgesellschaft ausstrahlen.

Wir freuen uns über die Verbreitung der Publikation. Diese kann hier abgerufen werden. Für Druckexemplare wenden Sie sich an die Geschäftsstelle des Bundesforums Familie.

 

Netzwerktreffen am 22. November 2021: Abschluss der Themenperiode „Familie, Wohnen und Kommunale Infrastruktur“, Beiratswahl und Wahl des Schwerpunktthemas 2022/23

Berlin, 22.11.2021 | Über 40 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen am 22. November 2021 im Festsaal der Stadtmission am Hauptbahnhof zusammen. Inhalt des Netzwerktreffens war der Abschluss der Themenperiode 2020/21 sowie die Wahl des Schwerpunktthemas für 2022/23 und die Wahl eines neuen Beirats.

Wrap-Up der Themenperiode „Familie, Wohnen und Kommunale Infrastruktur“

Laura Block eröffnete den Rückblick und resümierte, dass sich in der vergangenen Themenperiode deutlich gezeigt habe, von wie großer und vielschichtiger Relevanz die Wohnungsfrage für familiäre Lebenswelten sei. Leider würde dies von politischer Seite zu oft nicht als Familienthema wahrgenommen werden. Im Laufe der Themenperiode konnte das Bundesforum Familie mit verschiedensten Veranstaltungsformaten zu einem fruchtbaren fachlichen Austausch zur Identifikation von Handlungsschwerpunkten sowie Lösungsansätzen beitragen. Die Ergebnisse des zweijährigen, gemeinsam gestalteten Prozesses würden Anfang des nächsten Jahres Form einer Publikation veröffentlicht und an alle Mitgliedsorganisationen verschickt werden.

„Was sind die drängendsten Zukunftsfragen für Familien in Bezug auf Wohnen & kommunale Infrastruktur?“ Diese zukunftsgewandte Frage wurde nun als Eisbrecher in einer kleinen Podiumsrunde an Ulrike Gebelein (Diakonie Deutschland), Silke Raab (DGB Bundesvorstand), Lisa Sommer (Zukunftsforum Familie) und Dörthe Gatermann (Deutscher Verein) gestellt.

Ulrike Gebelein nannte in ihrer Antwort drei dringende Aspekte: Erstens sei es von immenser Wichtigkeit, dafür zu sorgen, dass der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen nicht weiter eskaliere. Dieses Problem betreffe Familien insbesondere im Niedriglohnsektor, aber zunehmend auch im Mittelstand, hier vor allem Mehrkindfamilien und Alleinerziehende. Als zweites betonte Gebelein, dass man den ländlichen Raum dringend im Blick behalten müsse. Allzu oft beschränke sich die Wohnungsfrage und ihre Lösungsansätze auf die Ballungsräume. Eine dritte Entwicklung, die weiterhin bearbeitet werden müsse, sei die steigende Gefahr, als Familie wohnungslos zu werden. Lisa Sommer schloss sich ihrer Vorrednerin an und betonte, dass Wohnen als existentielles Grundbedürfnis immer schwerer zugänglich sei. Neben der finanziellen Lage von Familien sei es die sozialräumliche Trennung, mit der eine Vielfalt von Benachteiligungen einhergehe. Es brauche effektive Wege, Folgen der sozialen Segregation abzubauen, etwa durch Bildungs- und Betreuungsprogramme. Silke Raab betonte die Wichtigkeit des Themas aus gewerkschaftlicher Sicht. Arbeitszeitverkürzungen und Lohnerhöhungen seien für Arbeitnehmer*innen kein Gewinn, wenn das Mehr an Zeit in Pendelzeit und der höhere Lohn in Miete und Pendelkosten fließen würden. Es brauche dringend bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, um bezahlbaren Wohnraum in Arbeitsplatznähe zu ermöglichen. Der letzte Impuls aus den Mitgliedsorganisationen war ein Statement von Dörthe Gatermann; sie betonte darin die Wichtigkeit von niedrigschwellig erreichbaren Beratungsangeboten auf kommunaler Ebene (z.B. Familienbüros). Diese würden als „freiwillige“ Leistungen der Kommunen oft zu kurz kommen. Der Deutsche Verein setze sich daher als Arbeitsvorhaben für 2022 thematisch die Förderung und Verstetigung von Angebotsstrukturen, wobei Gatermann insbesondere auf die Fachtagung des Deutschen Vereins im kommenden Jahr verwies.

Anschließend an die Inputs wurden in einer Diskussion im Plenum weiterführende Aspekte und Fragen thematisiert, darunter: Quartiersentwicklung, Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt, innovative und gemeinschaftliche Wohnkonzepte, Infrastruktur vor Ort, Wohnungsgemeinnützigkeit und Gewinnbeschränkung. Die Wohnungsfrage und der Ausbau kommunaler Infrastruktur für Familien werde, so die Einschätzung in der Runde, mittlerweile zunehmend als drängendes Thema erkannt, nun gehe es aber um die politische Gestaltung von Lösungen. Auch diesbezüglich werde der Koalitionsvertrag mit Spannung erwartet. Die bald erscheinende Publikation zur Themenperiode könne, so Laura Block, den Mitgliedsorganisationen als Informations- und Argumentationsgrundlage für die weitere eigene Arbeit an dem Thema dienen.

 

Wahl des Beirats

Nächster wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die Wahl von fünf Personen aus den Reihen der Mitgliedsorganisationen in den Beirat des Bundesforums Familie. Der insgesamt zehnköpfige Beirat besteht neben diesen fünf Personen aus fünf weiteren durch die AGF berufenen Personen. Der Beirat begleitet die Arbeit des Bundesforums inhaltlich und methodisch und unterstützt die Rückkopplung der Arbeit in die Fachöffentlichkeit.

Von den 15 Kandidat*innen wurden gewählt: Sandra Clauß (Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter), Anna Gerwinat (Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern), Astrid Hollmann (dbb beamtenbund und tarifunion), Silke Raab (DGB Bundesvorstand) sowie Martin Rosowski (Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland). Zusätzlich durch die AGF in den Beirat nominiert werden Prof. Dr. Donja Amirpur (Hochschule Niederrhein), Dr. Christina Boll (Deutsches Jugendinstitut), Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Bielefeld) sowie Dr. Thomas Metker (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Zudem ist ein Platz im Beirat für den Vorsitz des Familienausschusses des Deutschen Bundestages reserviert, der jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststeht.

Laura Block gratulierte dem frisch gewählten Beirat und dankte den zahlreichen Kandidat*innen für ihr Interesse und ihre Bereitschaft, sich im Beirat einzubringen. Auch bedankte sich Laura Block im Namen des gesamten Bundesforums Familie sehr herzlich bei den scheidenden Beiratsmitgliedern für ihr langjähriges Engagement.

Wahl des Schwerpunktthemas für 2022/23

„Nach dem Thema ist vor dem Thema!“ – war das Motto des letzten Tagesordnungs-Punktes. Im Vorfeld waren 60 Themenvorschläge eingereicht worden. Diese Vielzahl durch den Beirat im Vorfeld des Netzwerktreffens auf folgende vier Bereiche zugespitzt: 1. „Zukunft der Sorgearbeit“, 2. „Elternschaft 2030? Zukunft der Familie. Rechtliche und soziale Aspekte neuer Familienkonstellationen“, 3. „Konflikte, Gewalt und Schutz in Familien“ und 4. „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen: Zugänge schaffen und Familien stärken“.

Die jeweiligen Vorschläge wurden in Kleingruppen von Themenpat*innen aus den Mitgliedsorganisationen vorgestellt und im Rundlauf diskutiert. Die anschließende Wahl fiel mit deutlicher Mehrheit auf das Thema: „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen: Zugänge schaffen und Familien stärken.“ Hervorgehoben wurde, dass der Zugang zu materiellen und sozialen Ressourcen in Deutschland nach wie vor ungerecht verteilt ist. So haben unter anderem Familien mit niedrigen Einkommen keine gleichen Chancen auf Teilhabe an Bildung, Wohnraum oder Gesundheit. Mit diesem Schwerpunkt werden auch Themen aufgegriffen, die bereits in der Themenperiode „Familie und Inklusion“ (2013-2015) angesprochen wurden, als das Bundesforum unterschiedliche Formen der Exklusion von Familien identifizierte. In den nächsten zwei Jahren werden vor allem Unterstützungsmöglichkeiten in der Erziehungs- und Bildungsarbeit angesprochen, die gerade belastete Familien adressieren, jedoch oft unbekannt oder zu wenig zugänglich sind: Wie werden Eltern in die Lage versetzt, Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen? Wie werden Akteur*innen in Bildungs- und Betreuungsinstitutionen in die Lage versetzt, die Potenziale und Unterstützungsbedarfe von Eltern zu sehen und sie bei der Erziehung ihrer Kinder auf Augenhöhe zu unterstützen? Welche Rolle könnte dabei auch eine zunehmende Digitalisierung der Unterstützungsstrukturen spielen? Diese sowie weitere Fragen in dem Themenbereich hätten, so der Tenor der Diskussionsrunden, in der Pandemie weiter an Relevanz gewonnen und seien sowohl sehr praxisorientiert, als auch dazu geeignet, die Arbeit der Mitgliedsorganisationen zu reflektieren. Die Themenwahl greift damit auch die Handlungsempfehlung des Neunten Familienberichts auf, Eltern bei der Erziehungs- und Bildungsarbeit zu unterstützen.

Im nächsten Schritt werden die zahlreichen Anregungen aus der Diskussion dazu genutzt, in Abstimmung mit dem neuen Beirat einen spannenden Fahrplan für die neue Themenperiode zu entwerfen.

08. Dezember 2022, online: „Stärkung von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten – Was folgt nach dem Corona-Aufholpaket?“ Veranstaltung des Deutschen Caritasverbandes

Online-Veranstaltung
10:00 – 14:30 Uhr

Ausgerechnet die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen, die schon vor Beginn der Pandemie in prekären Verhältnissen lebten und vielfältigen Benachteiligungen ausgesetzt waren, haben sich im Laufe der Pandemie weiter verschärft. Das Mitte 2021 initiierte Corona-Aufholpaket, mit dem noch bis Ende 2022 Kinder und Jugendliche durch Angebote in den Bereichen Bildung, Sprachförderung, Freizeit und Erholung unterstützt werden sollten, läuft in wenigen Monaten aus. Die Pandemie allerdings bleibt.

Zusätzliche Ängste und Sorgen löst der Ukraine-Krieg aus. Die steigenden Preise bei Lebensmitteln, Strom, Gas, Schulmaterialien und Dingen des täglichen Lebens drängen vor allem Familien mit geringen Einkommen an den Rand des Existenzminimums. Viele Kinder, Jugendliche und Familien, aber auch die Fachkräfte in den Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe sind am Limit. Damit Kinder, Jugendliche und Familien den aktuellen Herausforderungen gut gewappnet begegnen können, brauchen sie Rückhalt. Vor diesem Hintergrund kommt einer weitergehenden Unterstützung der von den Auswirkungen der Pandemie besonders betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien nach Beendigung des Corona-Aufholprogramms eine entscheidende Bedeutung zu.

Welche dringend notwendigen Weichenstellungen und Rahmenbedingungen jetzt auf den Weg gebracht und zügig umgesetzt werden müssen, um jedem Kind gute Voraussetzungen für ein gesundes Aufwachsen und soziale Teilhabe zur Verfügung zu stellen, darüber möchten wir mit Ihnen und weiteren Akteuren aus Politik, Verbänden, der Kinder- und Jugendhilfe und der Zivilgesellschaft sowie mit jungen Menschen selbst ins Gespräch kommen.

Programm und Anmeldung über die Seite des Deutschen Caritasverbandes.

29. November 2022, Online: „Digitalisierung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Anschluss an hybride Lebenswelten“ Fachveranstaltung Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ richtet als Forum und Netzwerk der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland regelmäßig Fachveranstaltungen aus, um Praxisakteur*innen in den Austausch über aktuelle fachliche Themen zu bringen. Die nächste AGJ-Fachveranstaltung des Fachausschusses V „Jugend, Bildung, Jugendpolitik“ findet am 29. November 2022 von 9-13 Uhr in digitalem Format unter folgendem Titel statt: „Digitalisierung in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit. Anschluss an hybride Lebenswelten“. .

Für junge Menschen ist die Antwort auf die Frage „analog oder digital?“ leicht zu beantworten: „Beides!“. Denn das soziale Leben und die Bewältigung der Kernherausforderungen im Jugendalter finden in hybriden Lebenswelten statt. Dies prägt die Formen der gesellschaftlichen Teilhabe junger Menschen. Ungleiche Zugangsmöglichkeiten zur Nutzung digitaler Medien verschärfen bestehende Ungleichheiten und erhöhen die Relevanz digitaler Ausstattung und Kompetenzen – dies zeigte sich in der Coronakrise deutlich. Andererseits war die Pandemie auch Treiberin digitaler Weiterentwicklungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Akteur*innen nutzen kreativ Wege, um ihre Angebote auch auf digitale Räume zu erweitern, mit jungen Menschen in Kontakt zu sein und sie zu unterstützen In der Fachveranstaltung sollen Prozesse und Ansätze der Digitalisierung und Digitalität in der Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit im Mittelpunkt stehen, medienpädagogisch reflektiert sowie aktuelle Herausforderungen und Folgen für Adressat*innen und Fachkräfte diskutiert werden.

Die AGJ-Fachveranstaltung richtet sich an die interessierte Fachöffentlichkeit, insbesondere Akteur*innen aus den Strukturen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit.

Mehr Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der Website der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

24./25. November 2022, online: „Kinderrechte für Alle?! Klassismuskritische Arbeit in Kita und Grundschule“ Fachtagung des Deutschen Kinderhilfswerks

Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. Die Corona-Krise hat zu einer weiteren Verschärfung der Lage beigetragen – viele Untestützungsangebote für Kinder und deren Familien fielen weg, wodurch Bildungsungleichheiten umso offensichtlicher hervortraten. Aktuell treiben der Krieg in der Ukraine sowie eine steigende Inflationsrate die Preise für Energie und Lebensmittel in ungeahnte Höhen, wodurch sich die ohnehin schon prekäre Lage der Betroffenen noch einmal verschlechtert.

Aus einer demokratischen Perspektive wird so gegen das Diskriminierungsverbot (Art. 2) und gegen das in der UN-Kinderrechtskonvention verankerte Recht auf Beteiligung (Art. 12) verstoßen. Über die ungleichen sozioökonomischen Ausgangslagen wird zahlreichen Kindern der Zugang zu kultureller Bildung und digitalen Teilhabemöglichkeiten eingeschränkt. Durch diese Prozesse verhindert Klassismus demokratische Partizipation.

Die Fachstelle Kinderrechtebildung organisiert am 24. bis 25. November 2022 eine thematisch anküpfende Fachtagung „Kinderrechte für Alle?! Klassismuskritische Arbeit in Kita und Grundschule – Bewusstsein schaffen. Benachteiligungen entgegenwirken. Kinder und Familien stärken.“. In diesem Rahmen können Expert*innen, Praktiker*innen, Verbands und- Elternvertreter*innen gemeinsam über die Ursachen der fest verankerten klassistischen Strukturen diskutieren sowie über ihre Auswirkung auf die Demokratiebildung und dem pädagogischen Umgang in Kita, Hort und Ganztag.

Folgende Fragen stehen dabei im Fokus:

  • Auf welche Barrieren im Bildungssystem stoßen von sozioökonomischer Benachteiligung betroffene Kinder und ihre Familien?
  • Welche kinderrechtlichen Grundlagen für klassismussensibles Handeln gibt es?
  • Welche geeigneten und nachhaltigen Konzepte, Methoden, Materialien gibt es für eine klassismuskritische Praxis, wo sind Lücken?

Die Einladung und das Programm finden Sie hier.

Donnerstag, 24. November 2022 von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Freitag, 25. November 2022 von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Link zur Anmeldung
Kosten: kostenfrei

Mehr Informationen online

18.11.2022, Berlin: „Hilfe oder Emanzipation? – Beratung von Männern zwischen Klientenorientierung und gesellschaftlichen Werteverständnissen“

Am 18. November 2022 lädt das Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e.V. zum 8. Netzwerktreffen Männerberatung ein.

Wann? 18. November 2022 | 10:30 Uhr – 16:00 Uhr
Wo? Refugio Berlin | Lenaustraße 3-4, 12047 Berlin

Das Netzwerktreffen Männerberatung ist das fachliche Austauschtreffen im Rahmen des vom Bundesforum Männer e. V. betriebenen Info-Portals Männerberatungsnetz.de, mit dem wir die Auffindbarkeit von geschlechter- und männlichkeitsreflektierten Beratungsangeboten für Jungen, Männer und Väter erleichtern wollen.  

Unser Leitfaden »Männer gut beraten – Ein Leitfaden zur geschlechterreflektierten Beratung von Jungen, Männern und Vätern«, den wir im Mai auf dem Fachtag vorgestellt haben, ist mittlerweile in 2. Auflage erschienen und kann als interaktives PDF heruntergeladen oder als Druckexemplar bestellt werden.

Alle Informationen rund um die Veranstaltung und die Anmeldung finden Sie auf der Website vom Bundesforum Männer.

08./09. November 2022, Berlin: „Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen“ Wissenschaftliche Jahrestagung des Deutschen Jugendinstituts

Bei der Jahrestagung 2022 des Deutschen Jugendinstituts dreht sich alles um die Fragen des gesunden Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen.

Eine ausführliche Information sowie ein Programm wird in den kommenden Wochen auf der Website des DJI zur Verfügung gestellt, ebenso wie Informationen zur Anmeldung.

Die Veranstaltung wird hybrid durchgeführt.

25. Oktober 2022, Nürnberg: „Demokratiebildung und Familien“ Fachtag der eaf Bayern

Der diesjährige Fachtag der eaf bayern steht unter dem Thema „Demokratiebildung und Familien“ – ein sehr wichtiges Thema, wie wir finden!

Untersuchungen aus der Pandemiezeit haben ergeben, dass Kinder und Jugendliche sich von der Politik während der Krisenzeit nicht gehört und gesehen gefühlt haben. Andere Untersuchungen belegen „die Demokratie verliert an Boden: Erstmals seit 2004 verzeichnet der Transformationsindex (BTI) der Bertelsmann Stiftung mehr autokratische als demokratische Staaten. Von 137 untersuchten Ländern sind nur noch 67 Demokratien, die Zahl der Autokratien steigt auf 70.“

Mit unserem Fachtag möchten wir diesen beängstigenden Ergebnissen etwas entgegensetzen und für die „Demokratiebildung von Anfang an“ plädieren. Das Thema „Demokratiebildung“ beginnt bereits im frühen Kindesalter. Neben den Werthaltungen der Familie, in die ein Kind hineingeboren wird, spielen in seiner weiteren Sozialisation die Institutionen, in denen es gefördert und gefordert wird eine wesentliche Rolle für die politische Bildung. Die Beteiligung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen gilt hier als wesentlicher Faktor.

Der Fachtag der eaf bayern möchte dieses Thema breit angehen. Neben zwei Vorträgen am Vormittag, werden am Nachmittag vier Workshops angeboten, die sich neben der Elternbildung (demokratische Aspekte der innerfamiliären Konfliktlösung), mit Partizipation und Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen in KITA und Schule beschäftigen. Das Förderprogramm „Demokratie leben“ wird ebenso vorgestellt, wie das geplante Demokratiefördergesetz der neuen Bundesregierung. Darüber hinaus wird es Zeit zu Austausch und Vernetzung geben.

Mehr Informationen auf der Website der eaf Bayern