14./15. Oktober 2022, online: „Klima – Gerechtigkeit. Genderperspektiven für eine nachhaltige Zukunft“ Bundesfachseminar des Deutschen Frauenrings

“Climate” ruft die Sprecherin, “Justice” antworten die Demonstrierenden. Eine typische Szene auf Demonstrationen für eine nachhaltige Klimapolitik. Als eine der größten Herausforderungen der Menschheit, verändern die Folgen der Klimakrise sowie die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Abmilderung unsere Gesellschaft tiefgreifend. Dabei zeigt die beschriebene Szene eindrücklich, dass Fragen nach der Verursachung, den Folgen und den politischen Antworten allesamt auch Fragen der Gerechtigkeit sind. Zumeist steht dabei die Gerechtigkeit zwischen den Generationen oder Ländern des globalen Südens und Nordens im Vordergrund. Allerdings wird auch immer deutlicher, dass sowohl die Folgen der Klimakrise als auch die (nicht) getroffenen politischen Maßnahmen Menschen je nach ihrer sozialen Position unterschiedlich hart treffen. Marginalisierung aufgrund des Geschlechts – häufig besonders wirkmächtig im Zusammenspiel mit anderen Diskriminierungslinien – beschränkt dabei immer noch gesellschaftliche Teilhabe und Ressourcenverteilung und hat damit auch unmittelbare Implikationen für das Ziel der Klimagerechtigkeit.  

Der Deutsche Frauenring e.V. möchte daher zusammen mit allen Teilnehmenden der Frage nachgehen, wie ein gesellschaftlicher Wandel in eine gendergerechte nachhaltige Zukunft aussehen kann.  

Sie sind herzlich eingeladen und können sich bis zum 29. September 2022 anmelden!

Konkret soll danach gefragt werden, wer zurzeit beteiligt ist, wenn Klimapolitiken ausgehandelt werden und wessen Perspektive fehlt, inwieweit die jetzige Klimapolitik tatsächlich die Lebenswirklichkeiten aller Frauen berücksichtigt und inwiefern sie andere Lasten hinsichtlich der Folgen der Klimakrise tragen. Schließlich sollen auch konkrete Auswege und Perspektiven für eine nachhaltige und zugleich (gender)gerechte Zukunft entwickelt werden. 

Für einen perspektivenreichen Austausch konnten wir Referentinnen und Initiativen aus der Wissenschaft sowie dem politischen bzw. aktivistischen Bereich gewinnen, aber auch lokale Initiativen, die bereits Projekte für ein nachhaltiges Zusammenleben umsetzen. So wird Meike Spitzner vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie einführend die Themen Klima und Gender in Verbindung setzen und dabei schwerpunkthaft auf Gender Mainstreaming und Gender-Responsivität in der Klimapolitik eingehen. Darya Sotoodeh von Fridays for Future wird den Teilnehmenden konkrete Einblicke in Gendergerechtigkeit in der Klimabewegung geben. Am zweiten Tag wird unsere Frauenringsfrau Prof. Dr. Maja Göpel als Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung und Mitgründerin von Scientists4Future Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Transformation zu einer nachhaltigen und gerechten Ökonomie beleuchten. Gotelind Alber von GenderCC – Women for Climate Justice e.V. diskutiert schließlich eine gendergerechte Klimapolitik im nationalen und internationalen Kontext.  

Konkrete Handlungsperspektiven auf der individuellen Ebene, aber auch Hürden auf lokaler Ebene, zeigen schließlich die Beiträge von den Initiativen Solidarische Landwirtschaft Neustadt, dem Bürgerbus Weyher, der Mobilität im ländlichen Raum fernab des Autos schafft, und das Unverpacktladenprojekt GrammGenau e.V. für einen nachhaltigeren Lebensmittelkonsum. 

Gelegenheit zu gemeinsamer Diskussion und direkten Fragen an die Referentinnen wird es nach jedem Beitrag und schließlich auch gebündelt in einer gemeinsamen Abschlussdiskussion geben. 

Mehr Informationen und Anmeldemöglichkeit auf der Website des Deutschen Frauenrings

13. Oktober 2022, online: „Alles auf Neu?! Familienbildung in und nach der Pandemie“ Fachtagung des Paritätischen Bildungswerks

Studien verdeutlichen, die negativen Auswirkungen der langanhaltenden Belastungssituation für Kinder und Familien im Zusammenhang mit der Coronapandemie. Gleichzeitig bieten Krisen auch immer Chancen zur Weiterentwicklung und Neuausrichtung. Bei der diesjährigen Tagung zur Eltern- und Familienbildung laden wir Sie dazu ein, gemeinsam mit Expert_innen und Kolleg_innen Ihre Erfahrungen in der Pandemie zu reflektieren. Gemeinsam tauschen wir uns zu den Bedarfen von Familien, den sich aus der Pandemie ergebenden Chancen sowie zur optimalen Nutzung von Ressourcen aus.

Die Veranstaltung setzt sich aus Fachvorträgen ausgewählter Referent_innen, und kollegialem Austausch zusammen. Innerhalb des Nachmittages erhalten Sie die Möglichkeit, aktuelle Forschungsergebnisse und themenspezifische Theorien kennenzulernen und sich in Arbeitsgruppen damit auseinanderzusetzen.
Die Veranstaltung ist gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Teilnahmebeitrag: EUR 20,-

Link zur Anmeldung mit der Seminar-Nr. 510-2022

Programm und weitere Informationen auf der Website des Paritätischen Bildungswerkes

11. Oktober 2022, Berlin: „Arbeitsmarkt und Familie: Wie können wir die Arbeitswelt familienfreundlich gestalten?“ Fachtagung des Zukunftforums Familie

Schon länger lässt sich die Erwerbsbeteiligung und die Übernahme von Sorgearbeit miteinander in Einklang bringen – zumindest, wenn wir der politischen Programmatik der vergangenen Jahre Glauben schenken. Dies entspricht auch dem Wunsch vieler junger Eltern: Eine Mehrheit gibt an, Beruf und Familienarbeit partnerschaftlich vereinbaren zu wollen. Die Realität zeigt allerdings, wo das Modell an Grenzen stößt. Frauen übernehmen weiter den Großteil der Sorgearbeit und gehen vielfach einer nicht existenzsichernden Beschäftigung nach. Männer kehren nach einer kurzen Elternzeit häufig in eine überlange Vollzeittätigkeit zurück.

Verschiedene Trends und Strukturen auf dem Arbeitsmarkt verstärken die Herausforderungen für eine gute Vereinbarkeit. Hierzu zählen u. a. die zunehmende Flexibilisierung, die Verdichtung des Arbeitsaufkommens oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse.

Aus Sicht des ZFF müssen gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie auch Arbeitsverhältnisse selbst, so gestaltet sein, dass Sorgearbeit als selbstverständlicher Teil von Erwerbsverläufen ermöglicht wird. Aber wie können diese Rahmenbedingungen mit Blick auf den Arbeitsmarkt ausgestaltet werden? Gemeinsam mit u. a. Prof. Dr. Bettina Kohlrausch und Teresa Bücker, wollen wir in unterschiedlichen Formaten diskutieren, wie der Weg zu einer familienfreundlichen Arbeitswelt aussehen kann.

Mehr Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie auf der Website des Zukunftforum Familie

10./11. Oktober 2022, Berlin: „Familie – das sind wir ALLE!“ Fachtagung des Bundesverbandes der Familienzentren

Familie umfasst alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, das heißt Ehepaare, nichteheliche gemischt- und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften sowie Alleinerziehende mit Kindern im Haushalt. Einbezogen sind – neben leiblichen Kindern – auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder ohne Altersbegrenzung. Damit besteht eine Familie immer aus zwei Generationen: Eltern/-teile und im Haushalt lebende Kinder unterschiedlichen Alters.

Familienbeziehungen bieten Chancen und Risiken, keineswegs nur dort, wo minderjährige Kinder aufwachsen. Aber Familien mit Kindern sind besonders bedeutsam für die gesellschaftliche Entwicklung, denn auch in Deutschland haben Kinder ungleiche Startchancen. Selbst wenn Eltern das Beste für ihr Kind wollen – viele können das nicht alleine schaffen.

Der Bundesverband der Familienzentren plädiert seit mehr als 10 Jahren dafür, dass vorhandene gesundheitliche und Bildungshürden gesenkt und flachendeckend und wohnortnah qualitätsvolle und passgenaue Unterstützungsangebote für Familien vorgehalten werden. Familienzentren sind, vor allem wenn sie an vorhandene Bildungseinrichtungen andocken, prädestiniert dafür, Familien einen niedrigschwelligen Zugang zu Bildung und Gesundheit zu ermöglichen. Als sozialräumliche Koordinierungs- und Knotenpunkte sind Familienzentren über die bildungs- und gesundheitspolitischen Absichten hinaus auch für arbeitsmarkt- und sozialpolitische Überlegungen von Bedeutung.

Die landesgesetzlichen Regelungen spiegeln bis heute die große Chance der Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren bis auf wenige Ausnahmen kaum wieder. Frühkindliche Bildung bei gleichzeitiger Stärkung von Familien ist jedoch eine nationale Zukunftsaufgabe. Die Jubiläumsfachtagung soll ermutigen und Ideen geben für den Ausbau und die Weiterentwicklung von Familienzentren. Dazu braucht es die Unterstützung aller – auch IHRE..

Mehr Informationen zur Fachtagung auf der Website des Bundesverbands der Familienzentren.

07./08. Oktober 2022, Leipzig: „Sichere Orte für Kinder! Schutz der Kinderrechte: Verantwortung aller Institutionen für Kinder!“ Jahrestagung der Deutschen Liga für das Kind

Vor zehn Jahren ist das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft getreten, mit vielen Verbesserungen für den vorbeugenden und eingreifenden Schutz von Kindern, etwa vor Gewalt oder Vernachlässigung. Risiken für Kinder können jedoch nicht nur von ihrem familiären Umfeld ausgehen, sondern auch durch Personal in Institutionen, die eigentlich nur für Kinder da sind.

Was macht einen Ort, der Lebenswelt für Kinder ist, zu einem sicheren Ort? Ist Schutz vor Gewalt genug Schutz für Kinder? Wie verantworten Institutionen den Schutz der Rechte von Kindern insgesamt und wie sehen Kinder das selbst? Auf der Tagung wird erörtert, was reale und virtuelle Lebenswelten zu sicheren Orten für Kinder macht und wie Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte einander bedingen. Es soll diskutiert werden, welche Verantwortung den Institutionen zukommt, in denen sich entscheidet, wie sicher der Alltag von Kindern ist. Die interdisziplinäre Tagung richtet sich an alle mit Kindern und Familien tätigen Fachkräfte, an Verantwortliche in Politik, Justiz und Verwaltung sowie an Studierende, Auszubildende und alle am Thema Interessierte.

Mehr Informationen auf der Website der Deutschen Liga für das Kind

23./24. September 2022, Potsdam: „Vielfalt im Team: Potenziale und Hindernisse für die pädagogische Praxis“ Bundesfachtagung des Pestalozzi-Fröbel-Verbands

(Multi-)professionelle Teams bilden in der Kinder- und Jugendhilfe seit jeher eine Facette des Personals. Im Zuge der starken Expansion der Arbeitsfelder und des hohen Personalbedarfs werden die pluralen Ausbildungs-, Studien- und Lebenshintergründe – insbesondere in Kindertageseinrichtungen – deutlicher sichtbar als zuvor. Erweiterte Ansprüche an die pädagogische Arbeit, veränderte Fachkräfterichtlinien und neue Formen inklusiver Zusammenarbeit unterstützen diese Prozesse. Auf der Bundesfachtagung sollen die Potenziale und Hindernisse für die pädagogische Praxis gemeinsam ausgelotet werden. Mit der Tagung wird Raum gegeben für offene Fragen von Ausbildung, Praxis, Wissenschaft und Fachpolitik. Impulsvorträge und Workshops rahmen diese Auseinandersetzungen. Die Tagung bietet neben dem unmittelbaren Austausch vielfältige Möglichkeiten der Mitwirkung.

Die Veranstaltung ermöglicht eine Standortbestimmung aus theoretischer und praktischer Perspektive. Sie richtet sich an alle, die sich mit den Handlungsfeldern Kindertageseinrichtungen oder dem offenen schulischen Ganztag beschäftigen sowie an diejenigen, denen die Weiterentwicklung guter Bildungsorte in unserer Gesellschaft ein offenes Anliegen ist.

Die pfv-Bundesfachtagung 2022 führt der Pestalozzi-Fröbel-Verband e.V. (pfv) in Kooperation mit der Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam sowie den Beruflichen Schulen Hermannswerder durch. Sie findet am 23. und 24. September 2022 auf der Insel Hermannswerder in Potsdam statt.

Save-the-Date des pfv

Programm

Anmeldung

21./22. September 2022, Ludwigshafen: „Jetzt wird’s aber Zeit! Eckpunkte für eine familienfreundliche Zeitpolitik“ Jahrestagung der evangelischen arbeitsgemeinschaft familie

Wenn Eltern von kleinen Kindern von der Arbeit nach Hause gehen, bleibt für sie kaum Zeit zum Luftholen: Nach der Kita geht`s noch kurz mit den Kindern auf den Spielplatz. Dort schnell noch ein aufgeschlagenes Knie verarzten, ehe man mit den Kindern im Schlepptau Einkäufe erledigt, zu Hause angekommen das Abendessen vorbereitet und währenddessen tausend Kinderfragen beantworten muss. Im Kopf schon die to-do-Liste für den nächsten Tag: Kindergeburtstagsgeschenke besorgen, Arzttermine vereinbaren und die nächste Kinderschuhgröße ist auch schon erreicht…
Eltern geht die Puste aus, so eng getaktet ist ihr Alltag. Was ihnen fehlt, ist Zeit.

Während der Start in das Zusammenleben als Familie durch die Regelungen zu Elternzeit und Elterngeld erleichtert wird, stellt sich die Frage nach Familienzeit danach ganz konkret und alltäglich. Wie finden Familien jenseits von beruflichem Druck und privaten Organisationsaufgaben genügend Ruhe und Muße für ihr gemeinsames Leben?

Auf unserer diesjährigen Fachtagung wollen wir Ihnen unsere Eckpunkte für eine dynamische Familienarbeitszeit vorstellen und diskutieren: Wie kann das gehen? Mehr Zeit für die Familie bedeutet weniger Zeit im Unternehmen. Dafür müsste sich nicht zuletzt die Arbeitswelt verändern. Welche Regelungen ermöglichen es Eltern, flexibel auf Lebensumstände und Bedürfnisse zu reagieren?

Gemeinsam mit Ihnen und Expert:innen aus Forschung, Politik und Wirtschaft möchten wir ausloten, ob und unter welchen Bedingungen das Instrument einer dynamischen Familienarbeitszeit Eltern tatsächlich zeitlich entlasten kann. Dazu laden wir Sie sehr herzlich ein und freuen uns auf einen spannenden Austausch!

Weitere Informationen und Programm auf der Website der eaf

20. September 2022, Berlin: „Gleichstellungspolitische Strukturen und Instrumente in der Digitalpolitik“ Politischer Talk des Deutschen Frauenrats

Die Digitalisierung ist einer der wichtigsten Transformationsprozesse unserer Zeit. Die Entwicklungen im Feld machen deutlich, dass Digitalisierung nicht geschlechtsneutral ist.

Gemeinsam mit Ana Dujic (Abteilungsleiterin Denkfabrik, Digitale Arbeitsgesellschaft im Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Dr. Petra Follmar-Otto (Abteilungsleiterin Gleichstellung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Daniela Kluckert (Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Digitales und Verkehr), Lisi Maier (Co-Direktorin Bundesstiftung Gleichstellung), Dr. Beate von Miquel (Vorsitzende Deutscher Frauenrat), Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok (Vorsitzende Sachverständigenkommission für das Gutachten zum Dritten Gleichstellungsbericht, Direktorin HTMI) wollen wir diskutieren, wie der Weg zu einer geschlechtergerechten Digitalisierung gestaltet werden kann.

Eine Tagung des Deutschen Frauenrats und des Harriet Taylor Mill-Instituts.
Am 20. September 2022 von 14.00 bis 18.00 Uhr.
An der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Aula Gebäude B, Badensche Str. 52, 10825 Berlin.

Die Anmeldung zur Veranstaltung ist bis zum 13.9.2022 hier möglich.

Mehr Informationen gibt es auf der Website des Deutschen Frauenrats.

20. September 2022, online: „Diskriminierungsarme Räume in der Jugendarbeit schaffen“ Regenbogenparlament des LSVD

Nicht nur Erwachsene erleben Ausgrenzung und Diskriminierung, sondern auch Kinder und Jugendliche. Auch sie sind keine homogene Gruppe. Ihre Erfahrungen, Chancen und Identitäten sind abhängig von vielen Faktoren: sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität, Hautfarbe, Alter, Religion, (sozialer) Herkunft, ob sie sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren oder nicht. In der Jugend probieren sich Menschen in unterschiedlichen sozialen Rollen und Räumen aus. Neben der Schule und den sozialen Medien sind auch die Angebote der Jugendarbeit Teil des Sozialraums junger Menschen. Diese Orte prägen das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Gleichzeitig können sie auch Räume sein, in denen junge Menschen Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren.

Am Weltkindertag wollen wir darüber diskutieren, wie eine diskriminierungskritische Jugendarbeit die vielfältigen Identitäten und Bedarfe von jungen Menschen berücksichtigen kann.Welche Rolle spielen Sprache und Mehrfachdiskriminierung? Wie kann ein diskriminierungsarmer Raum für Kinder und Jugendliche geschaffen werden? Darüber wollen wir beim Regenbogenparlament Frankfurt in Workshops und Vorträgen diskutieren und uns austauschen.

Alle Informationen auf der Website des LSVD

19. September 2022, Berlin: „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ Beteiligungsveranstaltung des BMFSFJ

Die Veranstaltung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend richtet sich an Akteurinnen und Akteure aus der Kinder- und Familienpolitik und der Zivilgesellschaft. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir den Beteiligungsprozess zur Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ starten. Damit schließen wir inhaltlich an die Diskussionen des Digitalen Kick-Offs am 5./6. Mai 2022 an.

Mit dem Nationalen Aktionsplan setzt Deutschland die Ratsempfehlung zur Einführung einer Europäischen Kindergarantie um. Ziel ist, von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Kindern und Jugendlichen den Zugang und die Teilhabe in den Bereichen Erziehung und Betreuung, Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohnraum zu gewährleisten.

Im ersten Teil der Veranstaltung werden das weitere Verfahren, die geplante Arbeitsstruktur sowie die Service- und Monitoringstelle zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans vorgestellt. Darüber hinaus kommen in einem Panel Vertreter von Bund, Ländern, Kommunen und NGOs zu Wort.

Im zweiten Veranstaltungsteil besteht in fünf parallelen Workshops die Gelegenheit, auf Basis der Ergebnisse des Digitalen Kick-Offs Themenvorschläge für die Agenda des NAP-Ausschusses zu erarbeiten. Der NAP-Ausschuss soll als zentrales Arbeitsgremium unter aktiver Mitwirkung der Akteurinnen und Akteure aus den unterschiedlichen Bereichen die Umsetzung des Aktionsplans begleiten.

Im dritten Teil der Veranstaltung – einem Get Together – laden wir Sie zum gemeinsamen Austausch, Gesprächen und Vernetzung ein.

Die Veranstaltung findet statt am Montag, den 19. September von 13:00 bis 19:00 Uhr im Ameron Hotel Abion Spreebogen, Alt-Moabit 99, 10559 Berlin.

Alle weiteren Informationen zu Programm und Anmeldung finden sich online.

16. September 2022, online: „Über Armut sprechen“ Dialogforum der Arbeiterwohlfahrt Mittelrhein

Die Chancenwerkstatt und die LVR-Koordinationsstelle Kinderarmut laden am 16. September 2022, 11.00 – 12.30 Uhr zum Dialog ein. Das gemeinsame Anliegen ist es, Klassismus sichtbar zu machen, Barrieren abzubauen und einen Beitrag zu mehr Teilhabe zu leisten. Das Dialogforum dient dem Austausch und der Reflexion der Teilnehmenden über konkrete Situationen im Zusammenhang mit Familienarmut.

Leitfragen:
Wie gelingt es Ihnen im beruflichen Alltag, über Armut zu sprechen?
In welchen Situationen werden Sie besonders gefordert, wenn Sie von Armut betroffene oder bedrohte Kinder und Jugendliche in ihrem pädagogischen Alltag begleiten?
Auf welche Tabus stoßen Sie und was haben Sie selbst als stigmatisierend empfunden?

Zielgruppe:
Die digitale Veranstaltung richtet sich sowohl an Mitarbeiter*innen pädagogischer Einrichtungen (z.B. aus Kitas, Schulen, OGS, Jugendtreffs) und der sozialen Arbeit (z.B. aus Beratungsstellen, von Angeboten für Kinder psychisch kranker und/oder suchtgefährdeter Eltern) als auch an Menschen, die ehrenamtlich mit dem Thema „Kinderarmut in Deutschland“ befasst sind und sich hierüber aktiv im Dialogforum austauschen wollen. Alle Teilnehmenden sollten daher zum Dialogforum konkrete Situationen, Erlebnisse oder Erfahrungen mitbringen, die sie dort besprechen wollen.

Dialog:
Das Dialogforum soll einen Ort für einen offenen und wertschätzenden Austausch zum Umgang mit Armut bieten. Konkrete Situationen und Fragestellungen, die herausfordernd oder verunsichernd sind, können im kollegialen, moderierten Austausch gemeinsam und nach Lösungen suchend reflektiert werden. Da es beim vergangenen Treffen einen ersten kurzen Austausch zu (Essens-)Beiträge, die von Einrichtungen erhoben werden, gab, wollen wir diesen Dialog am 16. September 2022 hierzu fortführen: Inwiefern behindern Teilnahme- und Essensbeiträge Teilhabe? Wie gehe ich hiermit als Einrichtung, die Kinder und Jugendliche begleitet, um?

Die Vorstellungen der Mitwirkenden finden Sie auf dieser digitalen Pinnwand:
https://padlet.com/corinnaspanke/eikk9nwsna50xvds

Anmeldung erforderlich. Anmeldung bis zum 09. September 2022 unter folgender E-Mailadresse möglich: kinderarmut@lvr.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Mittelrhein e.V.

15. September 2022, online: „Demokratie für alle – aber wie? Soziale Gerechtigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ Fachtagung der AWO

Seit ihrer Gründung setzt sich die AWO für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit ein. Soziale Ungleichheit führt nicht nur dazu, dass Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden, sondern stellt auch eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie dar. Seit der Corona Pandemie hat sich die soziale Ungleichheit mit Blick auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen deutlich verschärft. Die zunehmende soziale und ökonomische Ungleichheit trägt dazu bei, dass Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder der sozialen und/oder ökonomischen Lage diskriminiert, angefeindet und angegriffen werden und sich menschenverachtende Einstellungen z.B. gegenüber langzeitarbeitslosen und obdachlosen Menschen verbreiten. Auch Vertrauensverluste in Politik, Wissenschaft und Medien sind Folgen zunehmender sozialer Ungerechtigkeit. Hinzu kommt die Vereinnahmung des Themas soziale Gerechtigkeit durch rechtspopulistische und rechtsextremistische Akteure, die Ängste schüren und gesellschaftliche Spaltungen vorantreiben und die tatsächlichen Gründe für soziale Ungleichheit ignorieren.

Mit der digitalen Fachtagung zum Thema „Demokratie für alle – aber wie? Soziale Gerechtigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Ansätze der AWO“ wollen wir uns am Internationalen Tag der Demokratie mit diesen Entwicklungen und den Ansätzen und Möglichkeiten der AWO beschäftigen, um – wie in unserem Grundsatzprogramm verankert – Ungleichheiten zu überwinden, soziale Gerechtigkeit zu schaffen und allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen. Wie zeigt sich soziale (Un-)Gerechtigkeit? Wie betrifft das die AWO? Wie können wir als AWO den sozialen Zusammenhalt und die gesellschaftliche Teilhabe aller stärken?

Mehr Informationen zu Programm und Anmeldung auf der Website der AWO

15. September 2022, Frankfurt: „Familienpolitik über Grenzen – transnationale Familienverhältnisse und Alter“ Familienpolitische Fachtagung des Verbands binationaler Familien und Partnerschaften, iaf

Transnationale, migrantische binationale Familien sind oft mit einer Doppelbelastung konfrontiert: sie sorgen in Deutschland für ihre Kinder und gleichzeitig müssen sie die Verantwortung für die Betreuung und Pflege der eigenen (Groß-)Eltern im Herkunftsland übernehmen. Die Tagung befasst sich mit den (sozial-)rechtlichen, migrationspezifischen sowie psychologischen Aspekten.
Unsere Fragestellung: Hat Familienpolitik die transnationalen Besonderheiten dieser Familien im Blick?

Mehr Informationen und Anmeldungsmodalitäten finden Sie auf der Webseite des Verbands binationaler Familien und Partnerschaften

13. September 2022, online: „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe: Was ändert sich durch die neue Brüssel IIb-Verordnung?“ Fachveranstaltung des Internationalen Sozialdienstes

Die Bearbeitung von grenzüberschreitenden Einzelfällen stellt Fachkräfte der Sozialen Arbeit häufig vor besondere Herausforderungen sowohl in der fachlichen Einschätzung als auch in der notwendigen Zusammenarbeit mit Fachstellen im Ausland. Für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stehen jetzt wesentliche Veränderungen bevor: zum 1. August 2022 löst die neue sogenannte Brüssel IIb-Verordnung, die die Zuständigkeit, Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Ehesachen und in Verfahren betreffend die elterliche Verantwortung sowie über internationale Kindesentführungen regelt, die bisherigen Regeln der sogenannten Brüssel-IIa-Verordnung ab. Damit verbunden sind wesentliche Neuerungen für die Zusammenarbeit mit dem Ausland, die sich auch auf die Praxis der Sozialen Arbeit auswirken. Dies betrifft insbesondere das Einholen von Sozialberichten und die Zusammenarbeit bei der Unterbringung von Minderjährigen im Ausland. Diese Veränderungen und insbesondere die zukünftigen Wege der Zusammenarbeit mit dem Ausland sollen in der Veranstaltung erläutert werden.

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Bundesamt für Justiz als deutsche Zentrale Behörde durchgeführt.

Mehr Informationen auf der Website des Deutschen Vereins

Fachforum „Gemeinschaftliches Wohnen für Familien – Zukunft des Zusammenlebens?“ am 11. Mai 2021

Berlin, 11.05.2021 | Etwa 45 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen am 11. Mai 2021 digital zum dritten und letzten Fachforum der Themenperiode „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ zusammen. Das Thema lautete: „Gemeinschaftliches Wohnen für Familien – Zukunft des Zusammenlebens?“

Einführend eröffnet wurde das Fachforum von konkreten Einblicken in die Lebensrealitäten von Familien in drei gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Den Impulsvortrag hielt im Anschluss Dr. Martina Heitkötter (Deutsches Jugendinstitut) mit aktuellen Forschungsergebnissen zu Familien in gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Im Anschluss gaben Expert*innen aus ihren Perspektiven Antworten auf die Frage: Welche Rahmenbedingungen fördern gemeinschaftliches Wohnen für Familien?

Gemeinschaftliches Wohnen in der Praxis: Berichte aus Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen

Agnes Schuster berichtete von der Gemeinschaft Tempelhof, ein Ökodorf im ländlichen Baden-Württemberg, wo auf 30 ha Land 2010 ein basisdemokratisches und ökologisch nachhaltiges Wohnprojekt entstanden ist, in dem mittlerweile ca. 150 Personen (etwa 100 Erwachsene und 50 Kinder) gemeinschaftlich leben und arbeiten. Der großzügig vorhandene Raum in den Bestandsgebäuden bietet zahlreiche Möglichkeiten: Neben den Wohnflächen gibt es u.a. einen Waldkindergarten, eine freie weiterführende Schule, Seminarräume, Großküchen, Werkstätten, einen Hofladen und ein Café sowie eine Mehrzweckhalle mit Bühne, außerdem 26 ha Agrarland, welches von der Gemeinschaft bewirtschaftet wird. Die Gemeinschaft verfügt zudem über Bauland in Reserve. Agnes Schuster beschrieb, wie Mehrgenerationenwohnen und Gemeinschaft in Tempelhof funktioniere: jede*r Bewohner*in verfüge über ein Wohnrecht auf Lebenszeit, jedoch nicht über ein Anrecht auf bestimmte Räume. So könne sich das „Wohnkarussell“ in der Gemeinschaft drehen und neue bedarfsgerechte Lösungen mit Unterstützung anderer Menschen aus der Dorfgemeinschaft, die bereit sind, sich zu verändern, gefunden werden, wenn sich im Lebenslauf und durch familiäre Veränderungen, insbesondere durch Trennungen, andere Wohnbedürfnisse ergäben. Als Mehrgenerationenprojekt sei in letzter Zeit zudem des Öfteren das Thema „Heimathafen“ für junge Erwachsene aufgekommen: wenn junge Erwachsene das Elternhaus in Tempelhof verließen und die Eltern sich in dem Zuge räumlich verkleinerten, fehle ein Ort für die erwachsenen Kinder, an den sie für Besuche heimkehren könnten. Um dieses Problem anzugehen, hätte eine Gruppe von jungen Erwachsenen eine eigene Genossenschaft gegründet, um auf dem Gelände „Wohnboxen“ für Besuche zu errichten. Insgesamt sei die in Tempelhof praktizierte Konsenskultur, achtsame Kommunikation und eine Verpflichtung aller Bewohner:innen, in den sozialen Räumen präsent zu sein, für diese Prozesse sehr wichtig.

Danach gab Teena Ihmels Einblicke in das gemeinschaftliche Wohnprojekt Schöner Hausen in Leipzig, ein Komplex aus 4 Gründerzeitbauten, wo nach zwei Jahren selbstorganisierter und gemeinschaftlicher Sanierung seit 2017 80 Personen zwischen 0 und 65 Jahren leben. Die Häuser wurden von einer Stiftung erworben und der Projektgruppe über einen Erbbaurechtsvertrag zur Nutzung überlassen, außerdem ist das Projekt Teil des Mietshäusersyndikats. Ihmels hob hervor, dass die langfristige Wohnperspektive, der günstige Wohnraum, die geteilten Gemeinschaftsflächen sowie die Unterstützungsstrukturen in der Care-Arbeit, die sich im Kollektiv ergäben, große Anziehungskraft auf Familien hätten. Sie unterstrich, dass sehr viele Einelternfamilien Teil des Projekts seien, und es auch weiterhin viele Anfragen von Alleinerziehenden gebe, die besonders viel von der Gemeinschaft und der gegenseitigen Unterstützung profitierten. Sie berichtete außerdem, dass das Projekt mit teils sehr großen Gemeinschaftswohnungen mit vielen Kindern gestartet sei und es dann insgesamt eine Verkleinerungstendenz innerhalb der Wohneinheiten gegeben habe, da das Bedürfnis nach Rückzugsräumen gerade auch in der Gemeinschaft bedeutsam sei. Dennoch stünden offene Türen und Gemeinschaft nach wie vor im Fokus der Projektgruppe.

Das genossenschaftliche Wohnprojekt Uferwerk Werder in Nähe von Potsdam wurde von Dr. Wenke Wegner vorgestellt: hier leben seit 2017 ca. 100 Erwachsene und 65 Kinder in einem nachhaltigen Mehrgenerationenwohnprojekt auf einem Ufergrundstück. Wegner berichtete von vielen Vorteile des Wohnens im Uferwerk für Familien: das großzügige Außengelände mit vielen anderen Kindern böten eine abenteuerliche und dennoch sichere Spielumgebung, Kinder wüchsen mit vielfältige Bezugspersonen auf und erlernten im Projekt viele Kompetenzen, nach Trennungen könnten beide Elternteile durch Wohnungstausche vor Ort bleiben und die Gemeinschaft unterstütze sich gegenseitig in den Care-Aufgaben. Das Thema Care habe im Uferwerk eine besondere Relevanz, da es als explizites Mehrgenerationenprojekt viele ältere Bewohner*innen gebe. Teils fungierten diese als „Ersatz-Großeltern“, gleichzeitig würden die Unterstützungs- und Pflegebedarfe der älteren Uferwerk-Genoss*innen in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen. Auch wies Wegner auf einige Herausforderungen hin, die es für Familien im Uferwerk gebe: so sei es sehr schwierig, mal als Familie „unter sich“ zu bleiben und man müsse sich intensiv mit den teils divergierenden Erziehungsstilen der anderen Familien auseinandersetzen, weil man so eng zusammenlebe. Auch käme es durchaus zu Interessenskonflikten in der Gemeinschaft, z.B. bzgl. der Nutzung des Außengeländes – diese Konflikte gelte es dann möglichst unter Einbeziehung aller Stimmen im Gruppenprozess zu lösen.

Impulsvortrag: Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen – Unterstützungsnetzwerke und „atmende Lebensräume“

Dr. Martina Heitkötter (Deutsches Jugendinstitut) präsentierte in ihrem Impulsvortrag ausgewählte Ergebnisse des zweijährigen Forschungsprojektes Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen (FageWo), das das DJI in Kooperation mit Architekt*innen der Hochschule Karlsruhe durchgeführt und das Familien in gemeinschaftlichen Wohnprojekten in ganz Deutschland untersucht hat. Zunächst unterstrich Heitkötter die gesellschaftliche Relevanz des gemeinschaftlichen Wohnens, welches letztlich als Suche nach Antworten auf verschiedene gesamtgesellschaftliche Fragen unserer Zeit zu verstehen sei. Gemeinschaftliche Wohnprojekte reagierten auf gesellschaftliche Herausforderungen und könnten gleichzeitig innovative Lösungsansätze für den demografischen Wandel, ökologische Herausforderungen und Klimawandel, die Wohnungskrise und ungleiche Verteilung von Wohnraum und nicht zuletzt auch für die Care-Krise hervorbringen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt FageWo ist u.a. den Fragen nachgegangen, wie eine gegenseitige Unterstützung im Alltag in gemeinschaftlichen Wohnprojekten gelebt wird, inwiefern sozial- und wohnräumliche Bedarfe, die durch familiäre Lebensveränderungen entstehen, in gemeinschaftlichen Wohnprojekte befriedigt werden können, und welche spezifischen Anforderungen das Leben in Gemeinschaft für Familien birgt.

Gemeinschaftliche Wohnformen ließen netzwerkartige Strukturen der Unterstützung für Bewohner*innen entstehen, sei es praktischer, emotionaler, finanzieller, informationeller Art, führte Heitkötter aus. So würden vor allem neue Ideen geteilt, verschiedenste Hilfeleistungen in der Bewältigung des Alltags gegeben oder auch Trost und Aufmunterung gespendet, sowohl innerhalb als auch zwischen den Generationen und Lebensformen. Familien geben an, dass Familie und Beruf in gemeinschaftlichen Wohnprojekten insgesamt leichter zu vereinbaren seien. Ebenso bietet das Umfeld ein besonderes Umfeld für das Aufwachsen von Kindern: sie erfahren unterschiedliche Lebensformen und Lebensmodelle, bewegen sich meist in altersgemischten Gruppen und haben unterschiedliche erwachsene Bezugspersonen. Die Unterstützungsnetzwerke und sozialen Bezüge, die in gemeinschaftlichen Wohnformen entstehen, werden von vielen Bewohner*innen als erweiterter Familienkreis erlebt, auch wenn die Kleinfamilie nach wie vor meist zentraler Bezugsrahmen bleibt. Gemeinschaftlich genutzte Räume und Freiflächen erweiterten zudem den Wohnraum, den die Familie für sich zur Verfügung habe. Darüber hinaus entlasteten weitere Sharing-Angebote, wie Kleidertausch, Lebensmittelläden, Car-Sharing etc. Familien. Auch finanziell fühlen sich weniger Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen von den Wohnkosten belastet, gleichzeitig haben sie aufgrund gemeinschaftlicher Eigentumsverhältnisse häufig eine sicherere Wohnperspektive. Gleichzeitig sind knapp ein Fünftel der Wohnungen in den Befragten Gemeinschaftsprojekten Sozialwohnungen und bieten auch unteren Einkommensschichten Zugang zu dieser Wohnform. Vielfach können gemeinschaftliche Wohnprojekte auf verändernde Familienverhältnisse flexibel reagieren, indem z.B. Wohnungen getauscht, Übergangslösungen gefunden oder maßgeschneiderte Wohnarrangements kreiert werden. Dadurch werden trotz Veränderungen kontinuierliche Wohnbiographien in den Projekten möglich, wenn gewünscht.

Heitkötter betonte, dass es neben diesen positiven Aspekten es auch spezifische Herausforderungen gibt, denen Familien in gemeinschaftlichen Wohnformen ausgesetzt sind. Wohnen in Gemeinschaft erfordert ein gewisses Zeitpensum um sich für die Gemeinschaft und das Projekt zu engagieren, dies kann zu Konflikten im Familienalltag oder/und Berufsalltag führen. Zudem können andauernde interne Konflikte innerhalb der Gemeinschaft die Familien belasten. Die teils schwierige Abgrenzung zwischen Privat und Gemeinschaft kann ebenfalls Schwierigkeiten für das Familienleben bergen. Vielfach haben diese Projekte daher unterstützende Formen der Konfliktbegleitung und der Kompetenzschulung etabliert.

Heitkötter hob hervor, dass gemeinschaftliche Wohnformen neben dem direkten Mehrwert für die Bewohner*innen auch einen gesellschaftlichen Mehrwert hätten, indem sie Lernorte für Demokratie, solidarisches Handeln, Energiekonzepte etc. seien. Ebenfalls stärkten sie soziale Kohäsion. Familien brauchen die Qualitäten des Gemeinschaftlichen. In einer nachhaltigen Familienpolitik der Zukunft sollte daher der Dreiklang „Zeit, Geld, Infrastruktur“ durch Gemeinschaft ergänzt werden.

Bildschirmpräsentation von Martina Heitkötter (DJI) zum Download

Im Gespräch mit Expert:innen: „Welche Rahmenbedingungen fördern gemeinschaftliches Wohnen für Familien?“

Den Abschluss des Fachforums bildete eine spannende Runde mit Expert:innen aus Verwaltung und Praxis, die aus ihren verschiedenen Perspektiven diskutierten, welche Rahmenbedingungen gemeinschaftliches Wohnen für Familien förderten.

Axel Burkhardt, Beauftragter für Wohnen und barrierefreies Bauen der Stadt Tübingen unterstrich, dass das gemeinschaftliche Wohnen für viele Familien eine attraktive Alternative zum konventionellen Wohnen darstelle, es jedoch zahlreiche Hürden für sie gebe. Zeitliche Ressourcen, die es brauche, um ein gemeinschaftliches Wohnprojekt zu gründen oder zu finden, sei bei Familien mit kleinen Kindern notorisch knapp. Gleichzeitig stünden, insbesondere in den Innenstädten, nicht genügend bezahlbare Gebäude oder Grundstücke für solch eine Nutzung zur Verfügung. Gemeinden wie Tübingen, die das gemeinschaftliche Wohnen von kommunaler Seite aus fördern wollten, könnten dies bspw. durch eine entsprechende Konzeptvergabe von Grundstücken, mit Beratung und Projektsteuerung bei der Gründung. Zudem könnte der rechtliche Rahmen vereinfacht werden, z.B. durch das Vorhalten einer kommunalen Dachgenossenschaft.

Gabriele Schmitz, Geschäftsführerin des Berliner Beirats für Familienfragen, berichtete von Dialogforen, die der Beirat 2017 mit Berliner Familien zum ihren Wünschen beim Thema Wohnen durchgeführt habe. Hier habe Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum für alle an erster Stelle gestanden, ebenso wie der verwandte Wunsch, nicht aus der gewohnten Umgebung verdrängt zu werden. Ebenso hätten Familien den Wunsch nach mehr gemeinnützigen Wohnungen geäußert, zum Beispiel bei öffentlichen Wohnbaugesellschaften und in -genossenschaften. Auch gebe es großes Interesse für größere Familienwohnungen, altersgerechten / barrierefreien Wohnraum sowie Mehrgenerationenwohnprojekte. Für das Wohnumfeld wünschten sich die befragten Familien eine gute Durchmischung und nachbarschaftliches Miteinander ebenso wie gute ÖPNV-Anbindung und ein sicheres Radwegenetz.

Bildschirmpräsentation von Gabriele Schmitz (Berliner Beirat für Familienfragen) zum Download

Constance Cremer, Geschäftsführerin von STATTBAU Berlin, führte aus, dass die STATTBAU unter anderem als Netzwerkagentur für das Land Berlin fungiere und in dieser Funktion gemeinschaftliche und generationsübergreifende Wohnprojekte berate, unterstütze, vernetze und vermittle. Sie unterstrich, dass für Familien die Bezahlbarkeit von Wohnraum oberste Priorität habe und es somit unverzichtbar sei, politisch wieder mehr auf die Gemeinwohlorientierung in der Wohnungswirtschaft zu setzen. Außerdem seien Mitgestaltungsmöglichkeiten wichtig, damit Familien ihre Bedarfe schon in frühen Phasen von Bauplanungen miteinbringen könnten. Neue bedarfsgerechte Typologien wie Cluster-Wohnungen oder gestapelte Einfamilienhäuser in der Innenstadt erwähnte Cremer ebenso wie die wichtige Rolle, die für Familien die Gemeinschaft im Wohnen einnehme. Dies trifft insbesondere auf Unterstützungsstrukturen, gute Nachbarschaft und gemeinschaftlich nutzbare Flächen und Räumen zu.

Bildschirmpräsentation von Constance Cremer (STATTBAU Berlin) zum Download

Irene Mohr, regionale Ansprechperson der Stiftung trias für Berlin und Brandenburg, erläuterte wie die Stiftung viele gemeinschaftliche bzw. genossenschaftliche Wohnprojekte finanziere und somit dazu beitrage, dass Grund und Boden Gemeingut würden und blieben. Die Stiftung trias erwerbe und entziehe Grundstücke der Spekulation und führe sie mittels Erbbaurecht dauerhaft einer sozialen und ökologischen Nutzung zu. Damit ermögliche und sichere die Stiftung innovative Projekte des Wohnens und Arbeitens in der Stadt und auf dem Land. In den drei Handlungsfeldern Ökologie, Boden und Wohnen schaffe die Stiftung Freiräume.

Bildschirmpräsentation von Irene Mohr (Stiftung trias) zum Download

Sabine Seitz, Referentin für Neue Wohnformen der GAG Immobilien AG aus Köln, stellte dar, wie die GAG als konventionelle Wohnungsbaugesellschaft das gemeinschaftliche Wohnen für sich entdeckt habe und zunehmend umsetze. So sagte sie, dass Grundrisse flexibler gestaltet werden müssten, um der Lebenslaufentwicklung von Familien gerecht zu werden. Ebenso würden immer häufiger Gemeinschaftsflächen beim Neubau mit geplant, sodass die Mietbelastung von Familien geringer sei und Räume und Freiflächen gemeinsam genutzt werden könnten. Die Zukunft des Wohnens liege in einer Vielfalt von Wohnformen in einem Quartier um für eine gute Durchmischung zu sorgen.

07. Juli 2022, online: „Offene Kinder- und Jugendarbeit in Corona-Zeiten“ Transfer-Frühstück der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe

Wie die AGJ in einem aktuellen Positionspapier hervorhebt, kann die Corona-Zeit als Unzeit für die Jugend ausgemacht werden. Neben den psychischen Belastungen, fehlendem Austausch mit Gleichaltrigen und Zukunftsängsten, kamen der Wegfall sowie die Einschränkungen, die die Angebote der Jugendarbeit erfuhren, für die jungen Menschen erschwerend hinzu. So mussten diese in einer essenziellen Entwicklungs- und Lebensphase auf Peer-Kontakte, Erprobungsräume und Partizipation verzichten.

Im fünften und letzten Transfer-Frühstück geht es daher um das Thema Offene Jugendarbeit und wie Corona diese beeinflusst hat. Wir laden ein, sich innerhalb einer Frühstückslänge durch zwei Inputs von Prof. Dr. Gunda Voigts (HAW Hamburg) und Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg) mit neuen Forschungsergebnissen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Offene Kinder- und Jugendarbeit zu informieren. Die Moderation übernimmt Katrin Rönicke, Erziehungswissenschaftlerin und Podcasterin.

Programm auf der Website der AGJ

Informationen und Anmeldung auf der Website der AGJ

01. Juli 2022, online: „Vorfahrt für Gemeinnützigkeit“ Not For Profit-Gipfel des Paritätischen Gesamtverbandes

Das Streben nach Gewinn und der Markt als Ordnungsprinzipien prägen zentrale Bereiche unserer Gesellschaft: die Soziale Arbeit, die Pflege, das Gesundheitssystem, den Klimaschutz, den Wohnungsmarkt, die Landwirtschaft u.v.m. Eine auf den Logiken des Marktes beruhendes Wirtschaften strebt jedoch nach der Gewinnmaximierung für Einzelne und nicht nach der Versorgung der Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung. Ein überlastetes Gesundheits- und Pflegesystem, hohe Mieten, niedrige Löhne und ein unzureichender Klimaschutz sind die Folgen.

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie und die drastischen Folgen des Klimawandels führen klar vor Augen, dass es dringend eine andere Form des Wirtschaftens braucht, die die Bedürfnisse aller Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht das Streben nach Profit. Für eine gesellschaftlich nachhaltige Form des Wirtschaftens müssen gemeinnützige Strukturen gestärkt werden.

Gemeinnützige Strukturen und Akteure leben vom Selbstgestaltungswillen der Menschen und fördern bürgerschaftliches Engagement in aller Vielfalt. Sie sind die lebendige Zivilgesellschaft in ihrer organisierten Form und befördern den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.

Auf dem Not For Profit-Gipfel kommen wir mit Expert*innen in den Austausch, zeigen eine alternative, am Gemeinwohl orientierte Form der Daseinsvorsorge und des Wirtschaftens auf und stellen die Folgen eines auf profitorientierten Handelns auf verschiedene Lebensbereiche dar.

Sie können sich hier zur Veranstaltung anmelden. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Das Programm wird demnächst veröffentlicht auf:
www.not-for-profit-gipfel.de

30. Juni 2022, Berlin: „AWO-Werte in der Praxis – wie vielfaltsbewusste Führung gelingt“ Tagung des AWO-Bundesverbandes

Die AWO verfolgt das Ziel, mehr Geschlechtergerechtigkeit in den eigenen Strukturen zu erreichen und Vielfalt im AWO Haupt- und Ehrenamt zu stärken. Das ESF-Gleichstellungsprojekt „Vielfaltsbewusst in Führung. Mit Diversity Management Potentiale erkennen, Strukturen verändern, Personal gewinnen und binden (ViF) liefert konkrete Anknüpfungspunkte, wie das gelingen kann. An den beiden Modellstandorten Westliches Westfalen und Schwaben wurden in einem intensiven partizipativen Arbeitsprozess AWO-spezifische Diversity-Konzepte entwickelt. Dazu gehören Leitbilder vielfaltsbewusster Führung sowie Standards vielfaltsbewusster Personalgewinnung und -entwicklung mit konkreten Maßnahmen für die Umsetzung. Führungskräften kommt dabei als Entscheidungsträger*innen und Personalverantwortlichen eine besondere Verantwortung zu. Die Abschlusstagung richtet sich an Interessierte aus der AWO und anderen Verbänden der Sozialwirtschaft sowie der Fachöffentlichkeit insgesamt. Sie bietet Gelegenheit:

  • Einblicke in die Ergebnisse und Erfahrungswerte aus dem ViF-Projekt zu gewinnen,
  • sich mit Schwerpunktthemen im Bereich vielfaltsbe-wusster Führung, Personalgewinnung und ‑entwicklung auseinanderzusetzen,
  • Kenntnisse und Bewusstsein für Aspekte gesellschaft-licher Vielfalt zu erweitern,
  • die eigene Vielfaltskompetenz zu stärken und
  • Impulse für den eigenen Verbands- und Arbeitskontext mitzunehmen.

Link zum Anmeldeformular auf der AWO-Website

Fachforum „Gutes Wohnen für Familien – eine Aufgabe für Staat und Zivilgesellschaft“ am 18. März 2021

Berlin, 18.03.2021 | Knapp 50 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen am 18. März 2021 digital zum zweiten Fachforum der Themenperiode „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ zusammen. Im Fokus diesmal: „Gutes Wohnen für Familien – eine Aufgabe für Staat und Zivilgesellschaft“. Die Wohnungsnot von Familien, vor allem ausgelöst durch steigende Mieten und Immobilienpreise, ist ein akutes Thema. Die Verdrängung aus einzelnen Stadtvierteln ist für Familien oft besonders problematisch: Unter anderem sind sie auf eine gewisse Infrastruktur angewiesen und sie werden aus ihrem sozialen Umfeld herausgeholt. Gleichzeitig verbleiben ältere Menschen häufig in ihren angestammten, aber ungeeigneten Wohnungen, weil ein Umzug und die meist höhere Miete für eine kleinere Wohnung für sie nicht finanzierbar sind. Da der soziale Status und gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten unter anderem davon abhängt, wo und wie wir wohnen, wird (gutes) Wohnen oft als Grundrecht verstanden. Aber was heißt das konkret? Welche Herausforderungen haben Familien in verschiedenen Lebensphasen auf dem Wohnungsmarkt? Welche Rollen können Staat und Zivilgesellschaft bei der Lösung dieser Probleme spielen? Das grundlegende Ziel des Fachforums war es, zu erörtern, welche Rahmenbedingungen es braucht, um adäquaten und bedarfsgerechten Wohnraum für alle Familien zu sichern. Nach einem einleitenden Impulsvortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit mit Expert:innen in Break-Out-Rooms zu drei unterschiedlichen Schwerpunktthemen ins Gespräch zu kommen.

Impulsvortrag „Wie stellt sich die aktuelle wohnungspolitische Lage von Familien dar?“

Zu Beginn des Fachforums führte Dr. Gerd Kuhn (urbi-et, Tübingen) in seinem Impuls in die aktuelle wohnungspolitische Lage von Familien ein. Er unterstrich, dass Familien momentan – vom Baukindergeld einmal abgesehen – viel zu wenig Relevanz in wohnungspolitischen Debatten hätten und diesbezüglich unbedingt ein Paradigmenwechsel stattfinden müsse. Einerseits müsse die Quantität von verfügbarem und bezahlbarem Wohnraum für Familien deutlich erhöht werden, andererseits müsse ein Augenmerk auf die Qualität gelegt werden, sodass nicht nur irgendein Wohnraum, sondern vor allem auch mehr familiengerechter Wohnraum entstehen bzw. erhalten bleiben könne. In einem historischen Abriss erläuterte Kuhn, wie in den 1950er und 1960er Jahren Wohnungspolitik ein wichtiger Teil von Familienpolitik gewesen sei: in den 1950ern noch durch die intensive Schaffung von sozialem Wohnungsbau, und ab den 1960ern zusätzlich mit einer Förderung von Eigentum und Eigenheimen für Familien. Während Familienpolitik heutzutage leider immer weniger den Wohnungsmarkt im Blick hätte, herrsche in den wohnungspolitischen Maßnahmen, die es in Bezug auf Familien gebe, vielfach das Familienbild der 1950er vor, z.B. würden multilokale Lebensformen nicht berücksichtigt. Insgesamt führe all dies zu einer Überbelegung von Wohnungen und einem „Lock-In-Effekt“, vor allem für junge Familien. Als enormes Problem skizzierte Kuhn die quantitative Versorgung mit sozialem Wohnungsbau, da jährlich deutlich mehr Sozialwohnungen aus der „Bindung fielen“ (ca. 43.000 Wohnungen) als nachgebaut werde (ca. 25.000 Wohnungen). Habe es in den 1980ern noch 4 Millionen und 2002 noch 2,47 Millionen Sozialwohnungen gegeben, seien dies 2020 nur noch 1,13 Millionen gewesen. Ideen, wie politisch aus der Wohnungskrise herauszufinden sei, gebe es mittlerweile einige, diese seien jedoch teils auch umstritten, weil sie oftmals den Interessen von Immobilienkonzernen zuwiderliefen. Kuhn erwähnte das Berliner Volksbegehren „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“, welches vorsehe, Konzerne mit über 3000 Wohneinheiten zu enteignen, den Berliner Mietendeckel, das Mietenstopp-Volksbegehren aus Bayern, Mietmoratorien ebenso wie Ansätze der „Neuen Gemeinnützigkeit“ sowie dem „Neuem Bodenrecht“.

Kuhn unterstrich weiterhin, dass neben dem quantitativen Mangel an bezahlbarem Wohnraum die qualitative Ausgestaltung des Familienwohnens defizitär sei; hier bedürfe es dringend wohnungspolitischer Korrekturen. Es sei dringend notwendig, die Förderkriterien an die sozialen Realitäten von Familien anzupassen und somit auch bei der qualitativen Ausrichtung die verschiedenen Familienformen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen, z.B. durch ein verstärktes Angebot von flexiblen Cluster-Wohnungen für Familien. Zudem müssten die Sozialbindungen langfristiger bzw. dauerhaft Bestand haben, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu halten. Kuhn gab einen umfassenden Einblick in die historische Entwicklung des Wohnungsbaus und die zunehmend weniger familienorientierte Wohnungsbaupolitik und machte deutlich, dass genau dies wieder verändert werden müsse: Familien müssten wieder viel stärker in den Fokus der Wohnungspolitik rücken – wenn dies auch in unterschiedliche lokale Handlungsansätze resultieren könnte, da die Herausforderungen sich teils auch regional stark unterschieden.

Bildschirmpräsentation „Wie stellt sich die aktuelle wohnungspolitische Lage von Familien dar?“ von Dr. Gerd Kuhn (zum Download)

Im direkten Anschluss wurde Kuhns Impulsvortrag durch Dr. Patricia Arndt aus der Ad-Hoc-AG im Bundesforum Familie kommentiert. Sie merkte an, dass während Wohnungs- und Familienpolitik in früheren Dekaden durchaus zusammen gedacht wurde, sich dies zunehmend auseinanderentwickelt habe, was es dringend zu ändern gelte – auch wenn Wohnen immerhin im 9. Familienbericht als Themenfeld erwähnt werde. Familien – in all ihrer Vielfalt und in Anbetracht des stetigen gesellschaftlichen Wandels – müssten wieder zentral in Wohnungs- und Baupolitik sowie schon in der Architekt:innenausbildung mitgedacht werden. Weiterhin gelte es, Familien nicht nur in einer Lebensphase, sondern über ihren gesamten Lebenszyklus in den Blick zu nehmen.

In der anschließenden Diskussion der Teilnehmenden im Plenum wurde unterstrichen, dass Wohnen weitaus mehr sei, als die Wohnung oder das Haus, in dem eine Familie wohne. Es sei vielmehr ein Netzwerk an Strukturen und Angeboten, die die Qualität des Wohnens fundamental bedingten – daher müsse die Diskussion um die qualitative Ausgestaltung von Wohn- und Sozialraum in den Quartieren verstärkt werden. Beispielsweise entstünden aufgrund von Multilokalität von Familien immer mehr Engpässe hinsichtlich der Care-Arbeit innerhalb der Familien, dies könne zumindest teilweise durch ein gutes nachbarschaftliches Netzwerk aufgefangen werden. Auch wurde gefordert, intensiver über Möglichkeiten nachzudenken, Mehrgenerationenwohnen sowie Wohnungstausch zu fördern, sodass Familien in den unterschiedlichen Lebenslaufzyklen adäquaten bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung hätten. Die Teilnehmenden fragten kritisch, warum immer weniger in sozialen Wohnungsbau investiert werde, wo doch gerade belastete Familien hiermit unterstützt würden.

Drei parallelstattfindende Expert:innengespräche

Familiengerechtes Wohnen – ein marktwirtschaftliche Perspektive
Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanzmärkte und Immobilienmärkte am Institut der deutschen Wirtschaft, vertiefte im ersten Expert:innengespräch die marktwirtschaftliche Perspektive auf Familien auf dem Wohnungsmarkt. Er legte dar, dass vor allem der Wohnungsneubau in den Städten gefördert werden müsse, um der Nachfrage gerecht zu werden sowie, dass Familien der Zugang zu Wohneigentum durch adäquate Förderungen und Instrumente erleichtert werden solle. Die Sozialpolitik müsse sich verstärkt an den sich wandelnden Bedürfnissen von Familien orientieren. Die Infrastruktur im Umland von Städten müsse ausgebaut werden, um die Attraktivität des ländlichen Raums für Familien zu vergrößern. Hierbei müsse sowohl die Infrastruktur vor Ort sowie die Anbindung an zentrale Knotenpunkte ausgebaut werden.

Angemerkt wurde u.a., dass das Baukindergeld zwar Wirkung zeige, jedoch mit 10 Mrd. Euro zu teuer sei. Gegebenenfalls könnten die Mittel mit anderen Maßnahmen zielgerichteter und effektiver ausgegeben werden. Seit 2010 sei ein starker Mietenanstieg zu verzeichnen, die Wohnkostenbelastung im Gegenzug bleibe zumindest dort relativ konstant, wo höhere Löhnen auf niedrige Bestandsmieten träfen – nicht jedoch bspw. bei ALG-2-Empfänger:innen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Sozialwohnungen ein gutes Mittel seien, um belastete Familien zu unterstützen. Derzeit seien diese jedoch häufig falsch belegt. Voigtländer schlug vor, Mietverträge in Sozialwohnung zu befristen und die Bedürftigkeit alle fünf Jahre zu prüfen, sodass der Zugang zu Sozialwohnungen zielgerichteter möglich sei. Ein weiteres Problem, welches den Wohnungsmangel vor allem in Städten verstärke, sei die Nutzung von Wohnungen als Ferien- oder Zweitwohnungen. Diese Wohnungen fehlten auf dem Markt, zudem trügen die Besitzer:innen nicht zu einem lebendigen Stadtleben bei. Intensiv diskutiert wurde anschließend die Frage von Mietobjekt versus Eigentum. Voigtländer legte am Beispiel von Großbritannien dar, warum ein ausgewogener Anteil von Miete und Eigentum zusammen mit verstärkten Neubau die Wohnungskrise aufhalten könne. Eine Wohneigentumsquote von 50-60% sei günstig, in Deutschland liege diese derzeit bei 40%. Sie sei seit 2010 nicht mehr gestiegen, obwohl die derzeitig niedrigen Zinsen ein Anreiz zum Erwerb von Eigentum darstellen könnten. Jedoch seien die Kosten von Bauland und Bau im Vergleich ebenfalls stark gestiegen. Wegen niedriger Zinsen sei der Erwerb von Wohneigentum gerade vielerorts günstiger als zu mieten, jedoch fehle oftmals gerade jüngeren Menschen in der Familien(gründungs)phase das Startkapital. Dies bedeute, dass der Eigentumserwerb meist nur für diejenigen, die Kapital erbten, möglich sei, was sozialen Sprengstoff berge. Lösungen, um den Eigentumserwerb auch ohne Erbschaft zu ermöglichen, seien die Gewährung von Nachrangdarlehen und Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer. Die Förderung von Eigentum sozial verträglich zu gestalten, sei insgesamt sehr schwierig, daher müssten sowohl Instrumente, die den Mietmarkt regulierten, als auch Instrumente für die Finanzierung von Eigentum entwickelt und gefördert werden. Die Grundsteuer könne durch die Einführung einer Bodenwertsteuer reformiert werden. Darüber hinaus wurde angemerkt, dass die Erschließung von Bauland immer auch aus ökologischer Perspektive zu betrachten sei.

Bildschirmpräsentation „Familiengerechtes Wohnen – eine marktwirtschaftliche Perspektive“ von Prof. Dr. Michael Voigtländer (zum Download)

Wohnungslosigkeit von Familien
Im zweiten Expert:innengespräch erörterten Sarah Lotties & Joachim Krauß von der BAG Wohnungslosenhilfe den aktuellen Problemkomplex der Wohnungslosigkeit von Familien mit den Teilnehmenden. Die Referent:innen legten in ihrem Kurzimpuls dar, dass Wohnungslosigkeit von Familien kein Randphänomen mehr sei, sondern dass mittlerweile viele Familien die Hilfsangebote der Beratungsstellen aufgrund von (drohender) Wohnungslosigkeit in Anspruch nähmen. Wohnungslosigkeit von Familien würde jedoch häufig viel zu spät erkannt, da Familien oftmals zunächst auf ihre Hilfsnetzwerke (Familien und Freundeskreise) zurückgreifen würden und bei diesen unterkämen. Weiter ergänzten sie, dass Familien häufiger auf Hilfen zurückgriffen als Alleinlebende, was grundsätzlich dafür spräche, präventive Hilfen auszubauen, sodass Familien gar nicht erst in die Lage gerieten, wohnungslos zu werden.

In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden wurden unterschiedliche Handlungsfelder identifiziert, die dazu beitragen könnten, Familien vor der Wohnungslosigkeit zu bewahren. Die Gesellschaft müsse grundsätzlich für das Thema Wohnungslosigkeit stärker sensibilisiert werden, sodass das stereotypische Bild eines zottligen, alkoholkranken Obdachlosen aus den Köpfen der Menschen verschwinde. Denn Obdach- bzw. Wohnungslosigkeit sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Präventionsketten wie sie beim Kinderschutz angewandt würden, könnten auch dazu beitragen, Wohnungslosigkeit frühzeitig zu erkennen und dem früh entgegen zu steuern. Neben der Stärkung präventiver Maßnahmen müssten die Unterstützungsinstanzen besser vernetzt werden, sodass die häufig multiplen Gründe für die Problemsituation angegangen werden könnten. Beratungsstellen müssten außerdem die Möglichkeit haben, multilingual zu beraten, bzw. Dolmetscher:innen hinzuziehen zu können.

Ergänzend hingewiesen wurde auf die Erkenntnisse des Online-Fachgesprächs „Wohnungslosigkeit von Familien im europäischen Vergleich“, welches das Bundesforum Familie am 03. Dezember 2020 mit Expert:innen aus Finnland, Irland und Deutschland durchgeführt hatte.

Bildschirmpräsentation „Familien in Wohnungsnotfallsituationen“ der BAGW (zum Download)

Treiber und Konsequenzen der Wohnstandortwahl von Familien
Dipl. Ing. Ricarda Pätzold, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik stellte im dritten Expert:innengespräch Treiber und Konsequenzen der Wohnstandortwahl von Familien vor. In der Diskussion mit den Teilnehmenden kristallisierte sich heraus, dass Wohnraum der Finanzspekulation entzogen werden müsse, um Familien den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu ermöglichen. In der Diskussion wurde die Aussage von Dr. Kuhn bestätigt, dass vor allem auch die Qualität von Wohnraum in den Blick genommen werden müsse. Derzeit stehe zu wenig familiengerechter Wohnraum zur Verfügung. Hierbei sei nicht nur auf den Wohnraum an sich, sondern auch auf die Umgebung zu achten. Thematisiert werden sollte zum Beispiel die Frage, wie viele Autos in Städten erlaubt werden sollte. In dem Kontext wurde auch diskutiert, dass Wohnraum für Familien in den Innenstädten immer weniger attraktiv oder bezahlbar sei, und diese entsprechend an den Stadtrand bzw. in Vorstädte („Speckgürtel“) zögen. So verschwänden Familien zunehmend aus den Innenstädten, was gesamtgesellschaftlich problematisch sei. Zudem seien auch die Familien häufig nicht zufrieden mit dem Wegzug aus der Stadt, der ihnen in gewisser Weise von den Umständen auferlegt sei. Innenstädte müssten also eher so (um-)gestaltet werden, dass die Gemeinschaft in den Quartieren gefördert werde und durch mehr Grün und mehr Verkehrsberuhigung attraktiver für Familien werde. Im ländlichen Raum hingegen müsse das Bewusstsein für die Bedarfe junger Familien sowie die Lebensverlaufsperspektive gefördert werden, sodass die Infrastruktur bedarfsgerecht für junge Familien sowie Senior:innen gestaltet wird. Auch wurde bestätigt, dass Quartiere sowie Kommunen verstärkt eine homogene Anwohner:innenschaft anziehe und so unter anderem die Schere zwischen arm und reich verstärkt werde. Hier müsse die Perspektive stärker auf sozialer Heterogenität liegen.

Bildschirmpräsentation „Treiber und Konsequenzen der Wohnstandortwahl von Familien“ von Ricarda Pätzold (zum Download)

Abschließende Kurzvorstellung der Diskussionen im Plenum

In einer abschließenden Runde stellten Mitglieder der Ad-Hoc-AG die jeweiligen Diskussionen, die in den Break-Out-Rooms stattgefunden hatten, im Plenum vor. Aus allen drei Gruppen wurde verstärkt darauf verwiesen, dass der Markt die angesprochenen Probleme nicht lösen kann und wird und somit Instrumente entwickelt werden müssten, die den Markt entsprechend regulierten. Damit müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um allen, insbesondere sozioökonomisch benachteiligten Menschen einen guten Zugang zum Wohnungsmarkt zu ermöglichen und sozial- und umweltverträglichen Neubau zu fördern. Vielfach wurde erwähnt, dass vor allem in die Schärfung des Bewusstseins sich wandelnder Bedürfnisse von Familien investiert werden müsse und dass diese im Wohnungsmarkt sowie in der Qualität des Wohnens und in Beratungsangeboten sich widerspiegeln müssten.

28. Juni 2022, online: Impulsworkshop „Empowerment als Leit- und Zielperspektive in der Familienunterstützung“

Die aktuelle Themenperiode „Empowerment durch Unterstützungsstrukturen“ nimmt die Stärkung von Familien durch empowernde Unterstützungsstrukturen in den Blick. Dieser Fokus thematisiert damit Empowerment als Leit- und Zielperspektive mit seinen Potenzialen, aber auch die damit einhergehenden Ambivalenzen, Herausforderungen und Missverständnisse.

Der Begriff des Empowerments wird sich wie ein roter Faden durch die drei für 2022/23 geplanten Fachforen ziehen – doch was bedeutet Empowerment und warum ist es erstrebenswert?

Bietet Empowerment einen Ausweg aus der Fürsorge-Falle oder dient er stellenweise als Label für Maßnahmen, die einen gegenteiligen Effekt erzielen? Was sind die Potenziale und Widersprüche von Empowerment? Der Empowerment-Begriff findet sich in vielen politischen und sozialarbeiterischen Kontexten. Gibt es Spezifika des Empowerment-Begriffs in der Familienarbeit?

Mit dem Impulsworkshop soll bereits im Vorfeld der Fachforen durch Input und Diskussion eine gemeinsame begriffliche Grundlage für die weitere Bearbeitung der Thematik geschaffen werden. So wird erreicht, dass ‚Empowerment‘ nicht als wohlklingender Trendbegriff verstanden wird, sondern als Konzept, das Familien nachhaltig stärken und Zugänge langfristig schaffen kann.

Gliederung des Workshops

In einem ersten Teil gibt Yasmine Chehata (TH Köln, Herausgeberin des Sammelbandes „Empowerment und Powersharing“ [2020]) einen inhaltlichen Einblick in den konzeptionellen Ansatz des Empowerment-Begriffs. Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Bielefeld, Beiratsmitglied des Bundesforums Familie) schließt daran mit einem einordnenden Kommentar an. Dieser Teil des Workshops ist für alle interessierten Mitglieder des Bundesforums Familie.

Der zweite Teil richtet sich ausschließlich an die Mitglieder der drei neu gebildeten Ad-Hoc-AGs und fragt nach dem Nutzen und möglichen Stolpersteinen des Empowerment-Begriffs und dessen Auswirkungen auf die Praktiken in der Familienunterstützung. Durch die Diskussion soll hier ein tieferes Verständnis für die Idee des Empowerments erworben und bestehende Vorstellungen reflektiert und erweitert werden. Diese Auseinandersetzung dient als Grundlage für die weitere Bearbeitung der Thematik innerhalb der AGs.

Das ausführliche Programm finden Sie als PDF hier zum Download.

Anmeldung zum Impulsworkshop am 28. Juni 2022

Der Impulsworkshop richtet sich nur an Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie.