10. Oktober 2020, online: „Mind the Gap! – Finanzielle Gleichstellung selbstgemacht?“ Bundesfachseminar des Deutschen Frauenrings

(Erst) seit 1958 dürfen Frauen in der Bundesrepublik ihre Finanzen in der Ehe selbst verwalten. Daraufhin folgten zwar weitere Meilensteine wie die Möglichkeit zur eigenständigen Eröffnung eines Bankkontos und schließlich die volle Geschäftsfähigkeit für verheiratete Frauen im Jahr 1969. Im Jahr 2020 klafft dennoch weiterhin eine große finanzielle Lücke zwischen den Geschlechtern – trotz vermeintlicher Gleichberechtigung! So verfügen viele Frauen über keine eigenen Ersparnisse und das Thema eigener Geldanlagemöglichkeiten wird von Frauen häufig gemieden, sodass fehlendes Wissen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einer selbstbestimmten Finanzplanung im Wege stehen. Die Lücke geht also weit über den Gender Pay Gap hinaus und manifestiert sich im persönlichen Umgang mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen. Gravierend verstärkt werden diese Unterschiede durch gesellschaftliche Faktoren wie die weiterhin bestehenden finanziellen Risiken für Frauen im geltenden Familien-, Steuer- und Sozialrecht. Diese Diskrepanz verhindert nicht nur eine tatsächliche (finanzielle) Gleichstellung aller Geschlechter, sondern ist vielmehr auch das Fundament für Abhängigkeit und spätere Altersarmut.

Ausgehend von den mahnenden Worten der polnischen Soziologin Beata Kowalska „Es wird keine Freiheit geben, solange die wirtschaftlichen Unterschiede zu groß sind!“, möchte sich der Deutsche Frauenring e. V. in seinem digitalen Bundesfachseminar am 10. Oktober 2020 dem Thema der finanziellen Gleichstellung aller Geschlechter widmen und dabei sowohl die gesellschaftliche als auch die individuelle Ebene in den Blick nehmen. So sollen zum einen Reflexionsmöglichkeiten durch fachliche Expertise um z.B. Grundrente und ähnliche Forderungen geschaffen und zum anderen konkrete individuelle Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Nach einer Bestandsaufnahme der finanziellen Absicherung vieler Frauen zusammen mit Elke Ferner, werden zunächst die gesellschaftlichen Faktoren beleuchtet, die eine tatsächliche finanzielle Gleichstellung verhindern. Dafür wird die rechtliche Situation von Frauen und insbesondere die Aspekte, die nach wie vor dazu beitragen, dass Frauen finanziell benachteiligt sind, in den Blick genommen werden. Die Rechtsanwältin Lucy Chebout spricht dafür über das Familienrecht (mit seinen Bezügen zum Steuer- und Erbrecht). Ziel ist es auch, erste Hinweise für einen adäquaten individuellen Umgang mit diesen Benachteiligungen zu erarbeiten.

Im zweiten Teil vermittelt Margarethe Honisch Basiswissen rund um das Thema Investieren und bietet einen Einstieg in die vielfältigen Optionen der individuellen Altersvorsorge mit Schwerpunkt auf ETFs und Aktien, um den Weg für eine eigene selbstbestimmte Finanzplanung zu eröffnen.

Die Abschlussdiskussion führt die verschiedenen Impulse und Informationen zusammen und reflektiert sie mit Blick auf die gesellschaftliche Herausforderung und individuelle Handlungsfähigkeit auf dem Weg zur tatsächlichen Gleichstellung.

Mehr Informationen auf der Website des Deutschen Frauenrings