Vor dem Hintergrund aktueller Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf identifizierte die AG Arbeitswelt den Blick auf individuelle Familien als eine hilfreiche Ergänzung zu globalen Ansätzen. Aus diesem Grund legte sie ihren Fokus auf die Welt der Familienarbeit oder – anders ausgedrückt – Familie als Arbeitswelt. Indem gefragt wurde, wie Familienmitglieder ihren Verpflichtungsbalancen gerecht werden und wie sie gemeinsame Familienzeit wahrnehmen, wurde das Verständnis des komplexen Zusammenspiels von Erwerbs- und Familienarbeit vertieft. Zugleich konnten so die Bereiche aufgezeigt werden, in denen Handlungsbedarf besteht.
Die AG Arbeitswelt entschied sich dafür, Interviews mit Menschen mit Familienverantwortung zu führen. Ausgehend von der rapide steigenden Zahl psychischer Erkrankungen (z. B. Depression, Burn-out) unter Arbeitnehmenden lag der Schwerpunkt der Interviews darauf herauszufinden, welche Be- und Entlastungen bei der Familienarbeit entstehen. Die Zeit erweist sich als wichtiger Faktor: nicht nur als begrenzte Ressource, sondern auch als Taktgeber, der zwischen Institutionen variiert, und als Zeitgefühl, das sich zwischen Familienmitgliedern unterscheidet. Die vorgestellten Fallbeispiele liefern tiefere Einblicke in den Alltag von Familien und ihren Umgang mit dieser kostbaren Ressource. Individuelle Unterstützungsbedarfe werden sichtbar, aber auch Bewältigungsstrategien, die vielleicht außerhalb der Welt der Familienarbeit relevant sind.
Mitglieder der AG Arbeitswelt waren:
• Franziska Becker, Systemische Gesellschaft
• Kristin Ideler, ver.di
• Margot Jäger, Deutscher Caritasverband
• Matthias Lindner, ver.di
• Johanna Possinger, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge