Zeit und Gesundheit als Faktoren gelingenden Familienlebens
Gesundheit ist ein elementarer Faktor für individuelles Wohlergehen, für Lebensqualität und persönliche Leistungsfähigkeit im Interesse eigenverantwortlicher, selbstbestimmter, aktiver Gestaltung von Leben und Zusammenleben. Für junge Menschen ist Gesundheit ein elementarer Teil von Kindeswohl. Sie ist von zentraler Bedeutung für das gelingende Aufwachsen im Sinne von Entwicklung und Entfaltung eigenverantwortlicher und gemeinschaftsfähiger Persönlichkeit (siehe § 1 SGB VIII). Dem liegen gemäß WHO und Ottawa-Charta ein Gesundheitsbegriff und ein Verständnis von Gesundheitsförderung zugrunde, die weit über die medizinischen und biologischen Aspekte hinaus immer relevanter auch die physischen, sozialen und sozialpsychologischen Faktoren sowie sozialökonomische und sozialstrukturelle Rahmenbedingungen einbeziehen.
Die Fokussierung auf das „Ermöglichen“ von Gesundheit und ganz besonders auf das gesunde Aufwachsen junger Menschen lenkt den Blick auf Familie. In den öffentlichen Diskursen wird Familie häufig idealisiert als „natürlicher“ Garant für das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Vermehrt wird sie aber auch unter Generalverdacht unzulänglicher Sorge für gesunde Lebensführung gestellt. Es ist notwendig, sie vor allem als zentralen Ort für die Gewährleistung und aktive Mitgestaltung gesundheitsförderlicher Lebensbedingungen und Kompetenzen in den Blick zu nehmen. Voraussetzung dafür ist, dass alle Familien in ihren unterschiedlichen Lebenslagen die hierfür notwendigen Rahmen- und Gestaltungsbedingungen sowie bedarfsgerechten Unterstützungen erreichen.
Die Gewährleistung adäquater Gesundheitschancen für alle im Sinne der Kinderrechtskonvention ist ebenso wie die Sicherung angemessener Bildungschancen zu einer zentralen „sozialen“ Frage geworden – Gesundheit im Kontext von Bildung, Teilhabe, Befähigungskompetenz, Integration und Inklusion sowie sozialökonomischer Lage. Dieser belegte Zusammenhang zwingt zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung öffentlicher Verantwortung für gesundes Leben und vor allem für das gesunde Aufwachsen eines jeden jungen Menschen in und mit der Familie.
Das Bundesforum Familie wirbt für eine neue zeitgerechte Balance zwischen privater, familialer sowie öffentlicher Verantwortung. Letztere muss insbesondere dem Grundrecht eines jeden Kindes (und Jugendlichen) auf Förderung, Schutz, Hilfe und Teilhabe konsequent nachkommen und notwendige Hilfe- und Förderleistungen Kindern mitunter auch direkt zugänglich machen.
Die nachfolgenden Zentralen Aussagen des Projektes stellen Grundelemente eines zukünftigen Gesundheitsförderkonzeptes dar:
- Alle Familien brauchen Förderung
- Öffentliche Verantwortung für Förderung verstetigen, verbindlicher machen und vernetzter wahrnehmen
- Perspektivenwechsel heißt Regelstrukturen verändern
- Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verlangt ein umfassendes Gesundheitsförderkonzept
- Frühzeitiger und nachhaltiger fördern statt pathologisieren und medikalisieren
- Schule als Ort der Bildung und Gesundheit für alle Kinder gestalten
- Sozialraum zum zentralen Ort nachhaltiger Gesundheitsförderung für alle und mit allen machen
- Zeit als wesentlichen Faktor wirksamer Gesundheitsförderung beachten
- Überwindung von Armut und prekären Lebenslagen ist Grundvoraussetzung für nachhaltige Gesundheitsförderung
- Fachliche und wissenschaftliche Fundierungen ausbauen und stärker vernetzen
Zur Bearbeitung des Themas wurden drei Arbeitsgruppen eingerichtet:
AG Arbeitswelt,
AG Bildung, und
AG Sozialer Nahraum.
Außerdem wurde ein wissenschaftlicher Beirat berufen.
Die Projektergebnisse
Folgenden Veröffentlichungen dokumentieren das Projekt:
Zusammenfassung: Gesundheit für alle – Zentrale Aussagen des Projektes
Gesamtpublikation: Gesundheit für alle – in und mit Familien. Förderung, Hilfe, Schutz
Der hohe Stellenwert der Ergebnisse wurde unterstrichen durch Statements der familienpolitischen Sprecher/innen dreier Bundestagsfraktionen und Mitglieder des Bundesforums Familie.
Statements zu den Projektergebnissen
Katja Dörner MdB (B90/Die Grünen)
Christel Humme MdB (SPD)
Jörn Wunderlich MdB (Die Linke)
Dr. Eberhard Jüttner, Der Paritätische Wohlfahrtsverband – Gesamtverband
Dr. Uwe Prümel-Philippsen, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG)
Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH)