Netzwerktreffen: Erscheinung Publikation „Partizipation ermöglichen, Demokratie gestalten, Familien stärken“ und thematischer Auftakt „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ am 02. März 2020

Knapp 50 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen am 02. März 2020 im Festsaal der Stadtmission am Hauptbahnhof zum ersten Netzwerktreffen des Jahres zusammen.

Übergabe der Publikation „Partizipation ermöglichen, Demokratie gestalten, Familien stärken“

Im ersten Teil des Tages wurde mit der Übergabe der Abschlusspublikation „Partizipation ermöglichen, Demokratie gestalten, Familien stärken“ die Themenperiode der Jahre 2018/19 auch formal abgeschlossen. Die Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse der Themenperiode hatte bereits in der Netzwerkversammlung im Oktober 2019 stattgefunden. Die nun vorliegende Abschlusspublikation wurde zu Beginn des Tages an die Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Sabine Zimmermann, MdB, übergeben. In ihrem Grußwort bedankte sich Frau Sabine Zimmermann bei den Mitgliedern des Bundesforums Familie für die intensive Arbeit der letzten zwei Jahre und hob die Bedeutung des Bundesforums Familie als Plattform für den offenen inhaltlichen Austausch mit fundierten Ergebnissen hervor. Vor allem unterstrich Zimmermann die Kernthesen der Broschüre, die auf den ersten Seiten der Publikation wichtige inhaltliche Ergebnisse der Themenperiode zusammenfassen und die Grundhaltung der Organisationen widerspiegeln.

Bestandsaufnahme „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“

Herangehensweise der Themenbearbeitung

Die nun begonnene Themenperiode 2020/21 „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ bildete den Schwerpunkt des weiteren Tages. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung waren vom Beirat des Bundesforums Familie auf Grundlage der Themensammlung des Netzwerktreffens am 21. Oktober 2019 drei Grundthemen identifiziert worden. Sie sollen jeweils in thematischen Fachforen behandelt werden:

  1. Kommunale Infrastruktur für Familien: Wie sind die Bedarfe und die Angebote?
  2. Zukunftsvisionen & alternative Wohnformen für Familien
  3. Gutes Wohnen für Familien: Eine Aufgabe für Staat und Zivilgesellschaft

Für jedes Fachforum wird sich aus dem Kreis der Mitgliedsorganisationen eine Ad-Hoc-Arbeitsgruppe bilden, die die jeweilige Veranstaltung gemeinsam mit der Geschäftsstelle vorbereitet und im Anschluss an die Veranstaltung in einer intensiven Nachbereitung die Diskussion analysiert und die Ergebnisse herausarbeitet.

Einen ersten Einblick in das Thema „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ gaben beim Netzwerktreffen Uwe Lübking (Deutscher Städte- und Gemeindebund) und Dr. Christina Boll (Deutsches Jugendinstitut).

Einführung in das Thema I: „Familien und kommunale Infrastruktur“ (Uwe Lübking)

Uwe Lübking, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, beschrieb in seinem Vortrag „Familien und kommunale Infrastruktur“ die aktuelle Lage der öffentlichen Daseinsvorsorge in den Kommunen. Er stellte fest, dass aus dem Sozialstaatsprinzip abgeleitet würde, dass alle Menschen ein Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse haben. Zugleich fragte er, was dies genau bedeute. Lübking beschrieb als Beispiel, dass Kinder je nach Region sehr unterschiedliche Schulwege hätten, die Schule wäre teilweise bis zu einer Stunde entfernt. Ähnlich gebe es große Entfernungen zu anderen Einrichtungen der Nahversorgung, wie zum Beispiel zu Kinderärzt*innen und Kindertageseinrichtungen – teilweise müssten Familien einen Weg von fast 20km in Kauf nehmen, um die nächstgelegene Kinderarztpraxis zu erreichen. Gegenüber der Stadt biete ein Leben in ländlichen Regionen jedoch andere Vorteile für Familien, Baugrund und Mieten beispielsweise seien deutlich günstiger als in Metropolregionen, sodass für Familien Wohnraum bezahlbarer sei.

Um die Probleme in der öffentlichen Daseinsvorsorge anzugehen, sprach sich Lübking dafür aus, von der bisherigen Fragmentierung der Fachämter weg zu kommen mit dem Ziel einer übergreifenden Zusammenarbeit. Ebenfalls forderte Lübking eine integrierte Quartiersplanung unter Beteiligung jeweils der Menschen, die vor Ort lebten. Dies sei zwar aufwendiger, jedoch deutlich nachhaltiger und bedarfsgerechter als eine Quartiersplanung ohne Partizipation. Lübking wies darauf hin, dass Prävention in den Jugendämtern zu stark vernachlässigt werde. Dies sei in den fehlenden Ressourcen begründet – eine Weiterentwicklung sei hier unabdingbar. Neben vielen Herausforderungen, die sich für die jeweiligen Städte, Kommunen und Regionen ergäben, verwies Lübking jedoch auch auf gut funktionierende Strukturen und Projekte. Vorzeigeprojekte gebe es vor allem in kleineren und mittelgroßen Städten, die in die Breite getragen werden müssten.

Einführung in das Thema II: „Familie und Wohnen: Rolle von Markt, Staat und Zivilgesellschaft“ (Dr. Christina Boll)

Dr. Christina Boll, Abteilungsleiterin im Deutschen Jugendinstitut, ging in ihrem Vortrag „Familie und Wohnen: Rolle von Markt, Staat und Zivilgesellschaft“ insbesondere auf den Wohnungsimmobilienmarkt und die entsprechenden Instrumente der Politik ein. Eine aktuelle Analyse des Wohnungsmarktes zeige, dass die Preise für das Wohnen stets anstiegen, was vor allem Geringverdiener*innen, Familien, Studierende und Rentner*innen stark belaste. Ebenso gebe es eine große Diskrepanz zwischen dem Nachfrageüberhang in Städten und zahlreichen Leerständen in ländlichen Räumen. Boll erläuterte die Funktionsweise des Immobilienmarktes sowie verschiedene staatliche Maßnahmen auf der Angebotsseite (sozialer Wohnungsbau) sowie der Nachfrageseite (Wohngeld, Baukindergeld, Mietkauf) und besprach hier die Vor- und Nachteile. Des Weiteren wurde auf die Mietpreisbremse eingegangen und der aktuelle Mietpreisdeckel vorgestellt, dessen Wirkung innerhalb der nächsten zwei Jahre (und somit noch im Themenbearbeitungszeitraum des Bundesforums Familie) voraussichtlich sichtbar werden wird. Boll resümierte, dass es wichtig sei, dass der Staat in seiner Rolle das Angebot ausweite (z.B. Bereitstellung von Bauland) sowie die sozialverträgliche Allokation sicherstelle und maßvoll in den Preismechanismus eingreife. Die Zivilgesellschaft hätte in seinen unterschiedlichen Rollen ebenfalls Möglichkeiten den Wohnungsmarkt zu beeinflussen, so zum Beispiel durch eine verstärkte Weiterentwicklung gemeinschaftlicher Wohnformen, die Betonung familienspezifischer Bedarfe im wohnungspolitischen Diskurs und Entscheidungen sowie die Diskussion über den Wohnflächenbedarf einzelner Bürger*innen, die auch im Sinne der Nachhaltigkeit zu führen sei.

Parallele Diskussionsgruppen

Am Nachmittag wurden in drei parallel stattfindenden Diskussionsgruppen Fragen und Themen identifiziert, die in den jeweiligen Fachforen diskutiert werden sollen. Darüber hinaus erarbeiteten die Mitglieder des Bundesforums eine Zielstellung für die jeweiligen Fachforen sowie operative Umsetzungsmöglichkeiten, diese zu erreichen. Auch formierten sich aus den Diskussionsgruppen die Ad-Hoc-Arbeitsgruppens für die Vor- und Nachbereitung der Fachforen.

In allen Gruppen wurde dabei deutlich, dass das Thema im Austausch mit externen Expert*innen diskutiert werden soll um neue Perspektiven zu entwickeln sowie Wissen auszutauschen.

Fachforen im Herbst

Die ersten beiden Fachforen sind für Herbst 2020 in Berlin geplant: Am 14. September 2020 steht das Thema „Kommunale Infrastruktur für Familien“ auf dem Programm und am 17. November 2020 dreht sich alles um „Zukunftsvisionen & alternative Wohnformen für Familien“.

Bei Interesse, in einer der Ad-Hoc-Arbeitsgruppen mitzuarbeiten, können weitere Mitglieder sich gerne bei der Geschäftsstelle unter info@bundesforum-familie.de melden.

Netzwerktreffen: Abschluss der Themenperiode „Familie, Partizipation und Demokratie“ und Wahl Schwerpunktthema 2020/2021 am 21. Oktober 2019

Berlin, 21. Oktober 2019:

Etwa 50 Teilnehmende kamen aus den Mitgliedsorganisation des Bundesforums Familie zum diesjährigen Netzwerktreffen im Centre Monbijou in Berlin zusamenmen.

Abschluss der Themenperiode „Familie, Partizipation und Demokratie“

Am Vormittag stellten Magda Göller (Pestalozzi-Fröbel-Verband), Birgit Merkel (Zukunftsforum Familie), Katharina Queisser (bevki), Laura Castiglioni (Deutsches Jugendinstitut) und Stephan Wassmuth (Bundeselternrat) stellvertretend für die drei Arbeitsgruppen sowie Dörte Bieler aus der Geschäftsstelle die Ergebnisse der Themenperiode „Familie, Partizipation und Demokratie“ der letzen zwei Jahre vor. Im Anschluss daran wurden die zentralen Thesen, die sich aus den Diskussionen ableiten lassen, im Plenum erörtert. In den Debatten wurde maßgeblich hervorgehoben, dass Familien der erste und ein lebenslanger Bildungsort und das Fundament für die Vermittlung von Demokratieverständnis sowie für die Bildung zu mündigen Bürger*innen sind. Betont wurde, dass Kinder und Jugendliche u.a. durch die Familie, Schule und Kita darin unterstützt werden, sich zu selbstständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln, die Informationen kritisch reflektieren und Argumente gegeneinander abwägen können, sich eine eigene Meinung bilden, gegenteilige Meinungen akzeptieren sowie auf dieser Basis gemeinsame Entscheidungen aushandeln.

Zudem wurde betont, dass die Rahmenbedingungen für alle Familien, unabhängig von Herkunft, Bildung oder sozialem Status gesichert sein müssen, um gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. So müssten Familien bessere Möglichkeiten haben, in allen sie betreffenden Entscheidungen zu partizipieren. Dies gelte sowohl für die Kindertagesbetreuung und Schule als auch für das soziale Umfeld bis hin zur Kinder- & Jugendhilfe. Hierfür müssen Fachkräfte inhaltlich gestärkt und vor allem auch personell entlastet werden.

Festgehalten wurde, dass Partizipation ein Grundrecht jedes Gesellschaftsmitglieds ist. Daher sollten alle Familien gleichermaßen Zugang zu demokratischen Prozessen wie z.B. Wahlen, Bürger*innenbeteiligung oder Bürgerschaftliches Engagement haben. Gleichzeitig ist die Nutzung dieser Zugänge Zeichen einer aktiven Bürgergesellschaft und wichtig für eine gelebte Demokratie. Daher sollten auf der einen Seite die Beteiligung an Wahlen und weiteren Partizipationsformen verstärkt eröffnet und auf der anderen Seite durch jede/n Einzelne/n intensiv wahrgenommen werden. In diesem Sinne sind Politik, Verbände, Institutionen und auch die Zivilgesellschaft dazu aufgerufen, sich im sozialen und beruflichen Umfeld für demokratische Werte einzusetzen und diese zu stärken. Insofern betonten die Teilnehmenden, dass die Diskussionen der letzten zwei Jahre die Bedeutung der parlamentarischen Demokratie und ihrer Werte bekräftigt hätten. Eine lebendige Demokratie lebe von Menschen, die für sie einstehen und sie weiterentwickeln.

Neues Thema für 2020/2021

Am Nachmittag wurde der Blick auf die Themenperiode für die nächsten zwei Jahre gelenkt, in dem gemeinsam beraten wurde, welches Thema behandelt werden soll. Im Vorfeld hatte der Beirat aus den ca. 40 von den Mitgliedsorganisationen eingebrachten Vorschlägen folgende Themen kondensiert: 1. „Chancen und Risiken der Digitalisierung“, 2. „Soziale und biologische Elternschaften/ Erweiterte Familie“, 3. „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ sowie 4. „Klimawandel, Nachhaltigkeit und Familie“. Diese Themen wurden an Thementischen diskutiert. Die Themen wurden in vier Runden à 15 Minuten besprochen, sodass sich allen Teilnehmenden die Gelegenheit bot, sich zu jedem Thema eine Meinung zu bilden und erste Anregungen für eine potentielle Bearbeitung zu geben.

Nach der Ergebnispräsentation der spannenden Gespräche wählten die Anwesenden mit großer Mehrheit „Familie, Wohnen und kommunale Infrastruktur“ zum Thema für den Zeitraum 2020/2021. Ein zentraler Diskussionsgegenstand war die Frage nach Freiraum und Verdrängung sowie zusammenhängend hiermit die Frage nach Wohnraum und sozialer Gerechtigkeit bzw. Ausgrenzung. Desweiteren wurde angeregt, sich  über zukunftsweisende Wohnmodelle für Familien in urbanen und ländlichen Räumen auszutauschen.

Fachforum zur Europawahl „Familie und Demokratie in Europa“ am 05. April 2019

Am 05. April 2019 fanden sich im Centre Monbijou in Berlin ca. 45 Teilnehmende ein, um in der ersten Tageshälfte über Demokratie in Europa zu diskutieren und sich anschließend mit den aktuellen Aktivitäten des Bundesforms Familie zum Thema „Partizipation, Demokratie und Familie“ auseinander zu setzen.

Anlässlich der im Mai stattfindenden Europawahl setzte sich das Bundesforum Familie mit Inputs von verschiedenen europäischen Vereinen auseinander. Dieser Schwerpunkt wurde unter anderem gesetzt, da sich in den öffentlichen Debatten zu Europa auch Befürchtungen über nationalistische und anti-demokratische Bewegungen widerspiegeln. In den Inputs ging es einerseits darum, Partizipationsformen in der Europäischen Union hinsichtlich Wahlen und Wahlsysteme zu beleuchten und die Rollen verschiedener Initiativen und Organisationen dabei zu betrachten und andererseits darum, die Positionen der Familien- bzw. Sozialpolitik auf der europäischen Ebene darzulegen.

Inputs dazu wurden gegeben von:

  • Reinhard Fischer, Europe Direct Informationszentrum Berlin in der Landeszentrale für politische Bildung, erläuterte in seinem Beitrag Partizipation in Europa mittels Wahlen, gab dazu einen kleinen historischen Abriss und erläuterte die nationalen Bestimmungen der Europawahl anhand eines Infoblatts.
  • Georg Händel, Pulse of Europe, stellte in seinem Input verschiedene Möglichkeiten für Bürger*innen dar, sich für Demokratie in Europa zu engagieren, u.a. mit vorbereiteten Diskussionspaketen für „Hausparlamente“ oder in Kneipen. Das Ziel von Pulse of Europe ist es, den europäischen Gedanken wieder sicht- und hörbar zu machen und möglichst viele Menschen dazu zu gewinnen, bei der Europawahl wählen zu gehen. Um diesen Gedanken in die Welt zu tragen, ist Pulse of Europe in über 70 europäischen Städten aktiv, u.a. mit sonntäglichen Demonstrationen.
  • Christian Moos stellte die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) und deren bundesweite Aktionen wie Bürgerdialoge, Straßenaktionen und verschiedene andere Kampagnen anlässlich der Europawahlen vor. Die verschiedenen Mitgliedsorganisationen der EBD sind z.B. aufgerufen, bei der Kampagne „make Europe yourope“ den für sie wichtigsten Mehrwert der EU zu benennen. Dies nahm das Bundesforum zum Anlass, um die Anwesenden ebenfalls dazu zu befragen. Die Europa-Union Deutschland wirbt mit der Kampagne #europamachen mit online-Aktionen und einer Bustour durch ganz Deutschland ebenfalls für die Teilnahme an der Europawahl. Sie vertritt die Auffassung, dass Europa vor Allem von der Bürgergesellschaft und nicht nur von der Politik gestaltet wird.
  •  Cornelia Markowski, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, erläuterte in ihrem Beitrag die Forderungen im sozialen und familienpolitischen Bereich zur Europawahl ihres Vereins. Sie stellte dabei die Erwartungen des Deutschen Ver­eins an die Europäische Union zur Europawahl und Perspektiven für ein soziales Europa dar. Zusätzlich gab sie einen Einblick über die verschiedenen Möglichkeiten eines in Deutschland ansässigen Vereins, die Brüsseler Politik mit zu beeinflussen.

Im Anschluss daran wurde mit den Teilnehmenden eine gemeinsame Bestandsaufnahme der aktuellen BFF-Aktivitäten zum Thema „Partizipation, Demokratie und Familie“ gemacht, um die weitere Bearbeitung des Themas zu planen. Im Fokus stand dabei die Verständigung über die Grobstruktur der Abschlusspublikation. Zunächst stand ein gemeinsames Verständigen der einzelnen Begrifflichkeiten „Partizipation“, „Demokratie“ und „Familie“ sowie „Werte“ im Vordergrund. Anschließend wurde im Plenum über weitere Themenschwerpunkten diskutiert. Dabei hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Ergänzungspunkte in den Entwurf der Abschlussbroschüre einzubringen und die Struktur so aktiv mitzugestalten. Insgesamt wurde die vorgelegte Grobstruktur von allen Teilnehmenden für gut befunden.

Fachforum „Wie beteiligen sich Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft?“ am 29. Oktober 2018

Gut 40 Teilnehmende fanden sich am 29. Oktober 2018 in Berlin zum Fachforum „Wie beteiligen sich Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft?“ ins Hotel Grenzfall ein. Initiiert von der Arbeitsgruppe „Spezifische Belange von Kindern und Jugendlichen in der Demokratie“ war es Ziel, Impulse zum Thema der aktiven Beteiligung von Kinder und Jugendlichen in der Demokratie zu setzen sowie ein besseres Verständnis zu den Erfolgsfaktoren von einzelnen Projekten zu erlangen.

Die Veranstaltung begann mit einem Impulsvortrag „Partizipation von Kindern und Jugendlichen – empirische und praktische Perspektiven“ von Prof. Dr. Katharina Gerarts, Professorin für Kindheitspädagogik an der Evangelischen Hochschule in Darmstadt und ehrenamtliche Beauftragte der hessischen Landesregierung für Kinder- und Jugendrechte. Prof. Dr. Gerarts leitete die Grundlagen der Partizipation von Kindern und Jugendlichen zunächst theoretisch her, indem sie u.a. die UN-Kinderrechtskonvention als Grundlage nutzte und zudem die entwicklungspsychologischer Sicht einbezog. Im Anschluss stellte sie in einem empirischen Teil die World Vision Kinderstudie 2018 und des LBS-Kinderbarometers von 2016 vor.

Zusätzlich berichtete Prof. Dr. Gerarts aus der Praxis anhand der von ihr begleiteten Kinder- und Jugendrechte-Charta in Hessen. Dabei erläuterte sie ausführlich die konkrete Ausgestaltung und die Erarbeitung der Fragestellungen, die dabei an die Kinder herangetragen wurden. Weiterhin berichtete sie vom Kongress für Kinder und Erwachsene „Kinder mischen mit, das Recht des Kindes auf Beteiligung und Verwirklichung“, der 2015 in Darmstadt stattgefunden hatte und erläuterte weitere Beispiele der Einbindung von Kindern und Jugendlichen in politische Prozesse und fachliche Diskurse.

Abschließend wandte sie sich mit der Aufforderung zur Kleingruppenarbeit mit der Frage „In welchen Ihrer Arbeitsbereiche ist die konkrete Beteiligung von Kindern und Jugendlichen denkbar?“ an alle Teilnehmenden der Veranstaltung. Daran anknüpfend erfolgte eine angeregte Diskussion im Plenum. Unter anderem wurde über Forderungen debattiert, an Schulen und Kitas stärker über Kinderrechte zu informieren. Auch wurde angemerkt, dass Beteiligung häufig als zusätzliche Belastung angesehen würde, statt als Bereicherung.

Am Nachmittag berichtete Jan Rooschüz, geschäftsführender Vorstand des Landesverbandes Kinder- und Jugendfilm Berlin (kijufi), über Partizipation von Kindern und Jugendlichen durch Medien. Er erläuterte dies am Beispiel seines Projekts „Klappe auf für Demokratie und Kinderrechte“. Dies ist ein Kinderrechte-Filmfestival, bei dem Kinder und Jugendliche unter pädagogischer Begleitung Filme zu jenen Kinderrechten produzieren, die sie am meisten interessieren. Diese Filme wurden anschließend im Internet veröffentlicht und haben dadurch eine große Popularität erfahren (75.000 Abonnent*innen). Da es auf diese Filme jedoch nicht nur positive Rückmeldung gab, sondern die Kinder teilweise auch Hass im Netz ausgesetzt gewesen seien, habe er das Konzept der „Internet Ritter“ entwickelt, bei dem sich die Akteur*innen in einem geschützten Raum mit den „echten“ Kommentaren zu den Filmen auseinandersetzen. In Workshops werden die problematischen Beiträge thematisiert und gemeinsam nach Wege und Strategien gesucht, um auf sie zu reagieren.

Der letzte Programmpunkt der Veranstaltung umfasste eine Debatte über verschiedene politische Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche. Auf dem Podium diskutierten:

  • Miguel Góngora, Vorsitzender und Leyla Soysal, Vorstandsmitglied des Kinder- und Jugendparlaments von Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Jeanette Münch, Kinder- und Jugendbeauftragte im Jugendamt Pankow
  • Angelika Staudinger, Kinder- und Jugend-Beteiligungsbüro Friedrichshain-Kreuzberg, GSJ gGmbH

In der Diskussion stellte sich unter anderem heraus, dass alle Ebenen der Beteiligungen wichtig seien, auch, weil es nicht in allen Bezirken Beteiligungsbüros gäbe oder die Kinder- und Jugendparlamente nicht immer gleich gut aufgestellt seien.

Am Ende der Veranstaltung gab es die Möglichkeiten zum bilateralem Austausch und Networking, die von vielen Teilnehmenden aktiv genutzt wurde.

Netzwerktreffen: Einblicke und Ausblicke „Familie, Partizipation und Demokratie“ am 26. April 2018

Am 26. April 2018 fand die Auftaktveranstaltung des Bundesforums Familie zum Thema „Familie, Partizipation und Demokratie“ in der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in Berlin statt.

Wie und wodurch wird Demokratie in der Familie erlernt? Welche Möglichkeiten haben Familien, sich in die Gesellschaft einzubringen und an politischen Prozessen mitzuwirken? Wie werden demokratische Prozesse in Kita, in Schule und Jugendhilfeeinrichtungen erlebt und vorgelebt? Diese und andere Fragen stellten sich die über 70 Teilnehmer*innen der Auftaktveranstaltung „Familie, Partizipation und Demokratie“ des Bundesforums Familie.

Partizipation und Demokratiebildung im Kindesalter

Die Veranstaltung wurde mit dem Input „Partizipation und Demokratiebildung im Kindesalter“ von Peggy Reisinger, Institut für Partizipation und Bildung, eröffnet. In ihrem Vertrag verdeutlichte Reisinger, dass die Demokratisierungsprozesse bereits im Kita-Alltag erlernt werden können und müssen. Sie untermauerte dies mithilfe eines ausführlichen Berichts über den diesbezüglichen aktuellen Forschungsstand. Die Partizipation von Kindern sollte demzufolge als das Recht von Kindern zur Mitbestimmung bei ihren Belangen verstanden werden, um ein zentraler Bestandteil der subjektorientierten und demokratieorientierten Pädagogik zu sein.

Eine bedeutende Erkenntnis der Forschung sei, dass Kinder nie zu jung oder zu unerfahren sind, um in demokratischen Strukturen mit zu entscheiden und mit zu planen. Würde man Kindern ihre Rechte gewähren und würden Fachkräfte über die nötigen Partizipationskompetenzen verfügen, wären Kinder durchaus in der Lage, kompetent ihre Rechte wahrzunehmen. Fachkräfte und Kinder würden mit zunehmender Erfahrung sicherer im partizipativen Handeln. Sobald Kinder den Anspruch verinnerlicht haben, Rechte einzufordern und praktisch zu erleben, würden sie diese Erfahrungen auch auf andere Lebensbereiche übertragen. So wären sie z.B. in der Lage, im Familienkreis mit zu entscheiden, Ideen zu diskutieren oder ihre Rechte im Kita- oder Schulalltag einzufordern. Schlussendlich haben sie damit gute Voraussetzungen, sich auch im Gemeinwesen zu engagieren und z.B. die Politik auf existierende Missstände aus Kindersicht aufmerksam zu machen.

Dem Vortrag folgte nahtlos eine sehr angeregte Diskussion über diese Erkenntnisse und Thesen. Sabine Zimmermann, Vorsitzende des Familienausschusses des Deutschen Bundestages, nahm die Gelegenheit wahr, sich den Mitgliedern des Bundesforums Familie kurz vorzustellen und ihr eigenes großes Interesse an diesem Thema zu bekunden. Sie sicherte ihre eigene Beteiligung an dem Diskussionsprozess zu und freue sich sehr auf die Mitarbeit im Beirat des Bundesforum Familie.

Demokratieförderung und Partizipation in Kitas und der Kindertagespflege

Die Diskussionsimpulse dazu gab Franziska Porst, Koordinatorin des Kooperationsprojekt „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Porst erinnerte daran, dass ca. 3,5 Mio. Kinder eine Kindertageseinrichtung oder -tagespflege besuchen (2017), sehr viele davon in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände. Das Projekt habe zum Ziel, Kinder, pädagogische und nicht-pädagogische Fachkräfte, Eltern und Elternvertretungen sowie den Sozialraum für demokratische Partizipation und Mitbestimmung zu sensibilisieren, um die Wahrnehmung und Akzeptanz von Vielfalt zu fördern.

Nach ihrer Erfahrung würden Kinder sich von sich heraus beteiligen wollen und würden auch die Grundlagen von Demokratie beherrschen. Partizipation stelle jedoch neue Anforderungen an Fachkräfte mit Hinblick auf ihre Kompetenzen, Ressourcen und Haltung: häufig falle es dem Fachpersonal schwer, „Macht“ abzugeben und Kinder mitbestimmen zu lassen. Dies gelte im Übrigen auch für Eltern. Da der Prozess von Partizipation von Kindern in der Kindertagesbetreuung Auswirkungen auf die ganze Familie habe, stehe die Einbeziehung von Eltern und anderer Bezugspersonen bei diesen Prozessen besonders im Vordergrund. Auch sei es wichtig, die Beteiligung von Kindern und Eltern in der Kita stärker zusammenzudenken, damit Demokratiebildung auch in den Familien aufgegriffen werden könne. Nur dann würde Demokratiebildung im weiteren Bildungsweg von Kindern fortgeführt werden können. Damit sei jedoch die generelle Anforderung verbunden, das deutsche Bildungssystem stärker auf Partizipation und Teilhabe auszurichten.

Die zahlreichen Projekte, die unter der Überschrift „Demokratieförderung und Partizipation in Kitas“ agieren, werden von den Wohlfahrtsverbänden mit sehr unterschiedlichen Ansätzen umgesetzt. Als Beispiel stellte Meike Geppert, Diakonie Deutschland, ihr Projekt von „Was heißt hier eigentlich Demokratie? – Demokratieerziehung als originärer Auftrag der frühkindlichen Bildung“ vor, das sie mit der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder gemeinsam erarbeitet hat.

In der anschließenden Diskussion unter den Teilnehmer*innen wurde unter anderem betont, dass nicht nur die Mitte der Gesellschaft bei der Demokratiebildung im Vordergrund stehen dürfe, sondern auch daran gedacht werden müsse, wie Partizipation unter schwierigeren Bedingungen gelingen könne.

Auch wurde angemerkt, dass es bei Partizipation immer um die Frage der Machtabgabe gehe – als Fachkraft, als Vorgesetzte*r aber ebenso auch als Mutter oder Vater. In der Diskussion wurde deutlich, dass es unter den Teilnehmer*innen – ebenso wie in der Gesellschaft unterschiedliche Definition von Demokratie gebe. Heißt Demokratie lediglich die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen oder geht sie noch darüber hinaus? Kritisch genannt wurde, dass zu viel Partizipation auch zu einer Überforderung der Kinder führen könne.

Demokratieförderung und Partizipation im schulischen Bereich

Christine Achenbach, Bildungsreferentin beim Verein für Demokratie und Vielfalt in Schule und beruflicher Bildung berichtete, wie ihr Verein Bildungseinrichtungen in ihrem Engagement gegen Rechtsextremismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Diskriminierungen und religiös begründeten Extremismus unterstützt. Sie würden Fortbildungen für Pädagog*innen anbieten, Audit-Verfahren zur Schulentwicklung begleiten, Schüler*innen unterstützen, die sich im Klassenrat, in der Schüler*innenvertretung oder für Initiativen wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ engagieren, Seminare und Klassentage mit Schüler*innen durchführen sowie Handreichungen und Argumentationshilfen entwickeln. Hinsichtlich der Demokratiebildung in der Leherer*innenausbildung berichtete sie dass lediglich 20 von 60 Hochschulen „Demokratiebildung“ als verpflichtende Lehrveranstaltung bei der Ausbildung von Gymnasiallehrern im Programm habe. Bei der Ausbildung zu Grundschullehrer*innen seien es 16 von 44 Hochschulen.

Martin Nanzig leitet den Bereich „Partner & Programme“ bei der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik (DeGeDe), die sich für die Entwicklung demokratischer Handlungskompetenzen und in der Förderung demokratischer Organisationskulturen in schulischen und außerschulischen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen einsetzt. In dieser Funktion koordiniert er die Kooperation der DeGeDe im Bundesprogramm „OPENION – Bildung für eine starke Demokratie“. OPENION gebe jungen Menschen die Möglichkeit, sich in gesellschaftliche Prozesse einzubringen, eigene Ideen zu entwickeln und Demokratie als Gestaltungsprozess zu erfahren. Weiterhin stellte Martin Nanzig das Bündnis Bildung für eine demokratische Gesellschaft vor, in dem zivilgesellschaftliche Institutionen und Organisationen sowie Stiftungen gemeinsame die Herausforderungen für eine demokratischere Gesellschaft angehen. Das Bündnis sei offen für weitere zivilgesellschaftliche Organisationen sowie auch Akteure aus Politik und Verwaltung in Bund und Ländern.

Außerinstitutionelle Demokratieförderung

Karin Bremer, Drehscheibe Kinder- und Jugendpolitik, Stiftung SPI und Manuela Elsaßer, Koordinatorin für Kinder -und Jugendbeteiligung im Bezirksamt Lichtenberg von Berlin führten mit Inputs in die Thematik ein.

Bremer erläuterte das Projekt „Drehscheibe der Demokratie“, das das Ziel habe, eine lebendige, alters- und entwicklungsgerechte, attraktive Kinderpolitik kommunal zu verankern sowie Angebote und Projekte zur direkten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen umzusetzen. Dafür müsse:

  • eine Struktur geschaffen werden,
  • Statements von Ministerien und anderen politischen Institutionen gesetzt werden,
  • Ansatzpunkte für Kinder- und Jugendliche gegeben werden, wo sie mit ihren Beteiligungswünschen andocken können.

Gesetzliche Grundlagen dafür würden unter anderem die Landesverfassung, das Kita- und Schulgesetz, das Grundgesetz, die UN-Kinderrechtskonvention, das Kinderjugendhilfegesetz sowie das SGB VIII bieten.

Entscheidend für die Qualität von Partizipation sei jedoch insbesondere die Haltung von Erwachsenen. Partizipation müsse zunächst in den Herzen und den Köpfen der Erwachsenen entstehen. Ziel müsse es jeweils sein, für Kinder und Jugendlichen eine Teilhabe an jenen Entscheidungen sicherzustellen, die sie betreffen würden, z.B. bei der Mitgestaltung ihres Lebensraums. Kinder sollen als Expert*innen in eigener Sache ernstgenommen werden, dazu sei es auch notwendig, kind- und jugendgerechte Methoden anzuwenden. Partizipation sei Machtabgabe – diese Machtabgabe würde unmittelbar etwas bewirken und müsse offen und frei zugelassen werden. Ressourcen bereitzustellen sei bei der Beteiligungen von Kindern und Jugendlichen unverzichtbar.

Als Projektbeispiele nannte Bremer die U18 Wahl für Kinder und Jugendliche, Kinder- und Jugendparlamente und die Beteiligung an der Entstehung des Jugendfördergesetzes in Berlin sowie das „JugendForum,“ bei dem Jugendliche mit Abgeordneten des Abgeordnetenhauses in einen Dialog treten würden.

Manuela Elsaßer stellte beispielhaft die Beteiligungsprozesse im Bezirksamt Lichtenberg dar, dessen Basis die Verwaltung, die Kommunalpolitik und die Kinder und Jugendlichen selbst bilden. Sie stellte das Projekt der „Spielleitplanung“ und des „Money man“ vor, mit denen Kinder und Jungendliche ganz praktisch partizipieren können.

Das Bundesprogramm „Demokratie leben“

Thomas Heppener, Leiter der Referatsgruppe Demokratie und Vielfalt im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stellte das Bundesprogramm „Demokratie leben“ vom BMFSFJ vor. Dabei unterstrich er die große Bedeutung der zahlreichen Initiativen, Vereine und der engagierten Bürger*innen, die sich tagtäglich für ein vielfältiges, gewaltfreies und demokratisches Miteinander einsetzen würden. Das Bundesprogramm solle diese Arbeit finanziell unterstützen. Er bestätigte, dass die Laufzeit des Projekts bis 2019 mit rund 100 Millionen pro Jahr gesichert und eine Verlängerung angestrebt sei. Es folgte eine angeregte Diskussion über das Bundesprogramm und dessen Schwerpunkte, in der Thomas Heppener zu bedenken gab, dass es eine Gefahr darstellen könne, Präventionsmaßnahmen zu sehr in „Nischen“ zu denken. Er plädierte dafür, dass sich demokratiefördernde Maßnahmen sich an alle Menschen gleichermaßen richten sollten. Gleichzeitig ermutigte er die Mitglieder des BFF dazu, ihren Anspruch nach mehr Demokratieförderungsmöglichkeiten in der Gesellschaft lauter werden zu lassen, ihm seien die NGOs dazu deutlich zu leise.

Konstruktives Streiten innerhalb von Familien

Martina Plewa berichtete aus ihrer Praxis als Koordinatorin von Familienräten. Sie stellte zunächst das Konzept des Familienrats vor, bei dem es darum gehe, dass Familien gemeinsam mit Verwandten, Freunden und weiteren Personen aus der Lebenswelt zusammen kommen und Ideen für die Lösungen ihrer Probleme entwickeln. Familien und deren Umfeld würden häufig am besten wissen, was sie gut könnten und was bei ihnen nicht gut funktionierte. Die Beteiligten würden gemeinsam einen Plan entwickeln, für den alle Verantwortung übernähmen. Da das Jugendamt die vermittelnde Behörde sei, gebe es aufgrund einer eher negativen Assoziation zunächst häufig Hemmnisse, einen Familienrat zu begründen. Sobald diese Hürde jedoch überwunden sei, würde als erster Schritt unter den Teilnehmenden des Familienrates die Sorge besprochen und ein entsprechender Lösungsplan erarbeitet werden, der schriftlich festgehalten werde. Anschließend prüfe der*die Sozialarbeiter*in die vorgetragene Lösung vor dem Hintergrund der formulierten Sorge. Im Laufe des Prozesses würden aus der Familie heraus ein Protokollant, ein Moderator und ein Wächter der Regeln für den Diskussionsverlauf bestimmt werden. Die Koordinatorin sei lediglich die Organisatorin dieses Prozesses, sie nehme im Diskussionsverlauf nur eine beobachtende Rolle ein. Abgesehen von dieser allgemeinen Rahmenstruktur sei jeder Familienrat in seiner Durchführung einzigartig, denn er berücksichtige maßgeschneidert die Werte und Rituale der jeweiligen Familienratsgruppe individuell.

Arbeitsgruppen

Neben den inhaltlichen Diskussionen war es das Ziel dieser Auftaktveranstaltung, verschiedene Arbeitsgruppen zur weiteren Arbeit zu bilden. Während der Veranstaltung haben die Teilnehmer/innen weitergehende Fragestellungen und Anregungen notiert und sie den jeweiligen Themenschwerpunkten „Demokratie in der Familie“, „Familien in der Demokratie“ bzw. „Spezifische Belange von Kindern und Jugendlichen in der Demokratie“ zugeordnet. Am Ende der Veranstaltung hatten die Teilnehmer*innen noch Gelegenheit, an einer der drei Themen-Säulen zu diskutieren und weitere Absprachen zu treffen.

Markt der Möglichkeiten

Zusätzlich zu den Diskussionen im Plenum hatten die Teilnehmer*innen auf einem Markt der Möglichkeiten die Gelegenheit, sich mit den vorgestellten Initiativen und Projekten sowie zusätzlich mit Vertreter*innen der Initiativen „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, „Die offene Gesellschaft“ und des Bundesverbands für Kindertagespflege mit dem Projekt „Demokratie und Partizipation von Anfang an“ ins Gespräch zu kommen.

 

Netzwerktreffen: Vorstellung Publikation „Familie und Flucht – Familie leben, in der Gesellschaft ankommen“ und Wahl Schwerpunktthema 2018/2019 am 30. November 2017

Knapp 60 Teilnehmende aus den Mitgliedsorganisationen des Bundesforums Familie kamen am 30. November 2017 zur diesjährigen Netzwerkversammlung zusammen. Die Beratungen zum Thema „Familie und Flucht“ wurden am Vormittag beleuchtet. Petra Winkelmann, Dr. Jürgen Wüst, Birgit Merkel und Lisa Sommer stellten stellvertretend für die Ad-hoc-Arbeitsgruppen die Diskussionsergebnisse der letzten zwei Jahre vor, wie sie in der Broschüre „Familie und Flucht – Familie leben, in der Gesellschaft ankommen“ dargestellt werden. In ihr finden sich zu jedem Unterthema ein Bericht des durchgeführten Fachforums sowie zentrale Erkenntnisse, die die jeweilige Ad-hoc-Arbeitsgruppe zum Thema gewonnen hat. Dies waren: 1. Werte lernen in der Migrationsgesellschaft; 2. Zugänge von geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu Regelangeboten der Bildung; 3. Junge Geflüchtete und ihre Familien in der Kinder- und Jugendhilfe; 4. Familienzusammenführung von Geflüchteten. Zudem blicken die Beteiligten der Arbeitsgruppen sowie der Beirat gemeinsam in einem Abschlusskapitel übergreifend auf das Thema. Nach der Vorstellung wurden die Ergebnisse im Plenum kommentiert, beraten und diskutiert.

Neuer Beirat

Da die vier-jährige Periode des bisherigen Beirats des Bundesforums Ende 2017 endet, muss für die nächsten vier Jahre ein neuer Beirat berufen werden. Sven Iversen bedankte sich im Namen des Bundesforums Familie herzlich beim bisherigen Beirat, der die Arbeit des Bundesforums und der Geschäftsstelle sehr konstruktiv und intensiv begleitet hat. Im Anschluss waren die Organisationen des Bundesforums Familie aufgerufen, aus ihrer Mitte Personen für den Beirat zu wählen. Insgesamt hatten sich 11 Personen darum beworben, sie stellten sich in einer Vorstellungsrunde den Teilnehmenden vor. Gewählt wurden (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Magda Göller, Pestalozzi-Fröbel-Verband
  • Dr. Andreas Heek, Gemeinschaft der Katholischen Männer Deutschland
  • Cordula Lasner-Tietze, Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband
  • Silke Raab, Deutscher Gewerkschaftsbund
  • Stephan Wassmuth, Bundeselternrat

Wir gratulieren ganz herzlich und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Thema für 2018/2019

Am Nachmittag wurde zum Thema der nächsten zwei Jahren beraten. Unter den rund 40 eingegangenen Vorschlägen hatte der Beirat die Themen „Familie und Digitalisierung“, „Elternschaften heute“, „Familie, Partizipation und Demokratie“ sowie „Familie in besonderen Lebenslagen“ ausgewählt, die an Thementischen in vier Runden von allen Teilnehmer*innen angeregt diskutiert wurden. Nach spannenden Gesprächen wählten die Anwesenden „Familie, Partizipation und Demokratie“ zum Thema für die nächsten zwei Jahre. Ein zentraler Diskussionsgegenstand war die Frage nach Rolle und Bedeutsamkeit von Familie als zentraler Bildungs- und Sozialisationsinstanz im Erwerb demokratischer Kompetenzen und demokratiefördernder Einstellungen. Dabei ging es u.a. um die Möglichkeiten und Kompetenzen, die in Familien vorhanden sein müssen, um sich z.B. in Beteiligungsprozessen einzubringen, mitzuwirken, mitzugestalten und ihre Bedarfe einzubringen.

Als nächste Schritte wird nun die Art und Schwerpunktsetzung der Themenbearbeitung erarbeitet, und dies voraussichtlich im Januar im Beirat besprochen. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, dazu Ideen, Anregungen und Erfahrungen mitzuteilen.