Medienpreis 2008 für journalistischen Nachwuchs

medienpreisZur Förderung des journalistischen Nachwuchses hat das Bundesforum Familie am 25. November 2008 den Medienpreis 2008 verliehen. Ausgezeichnet wurden herausragende Reportage-Beiträge für Print und Internet, die die Vielfalt und Komplexität des zweijährigen Schwerpunkthemas „Kinder brauchen Werte – Bündnisinitiative: Verantwortung Erziehung“ für ein breites Publikum verständlich aufbereiteten. Ziel des Medienpreises ist es, die Reportage als Flaggschiff des Jounalismus zu unterstützen, die journalistische Qualität zu fördern und den journalistischen Nachwuchs anzuregen, sich mit den Techniken der Reportage intensiv vertraut zu machen.  Die insgesamt 5 Preisträger/innen wurden im feierlichen Rahmen in Berlin vor rund 100 Vertreter/innen aus Familien- und Wohlfahrtsverbänden, Stiftungen, Gewerkschaften sowie Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften ausgezeichnet. Insgesamt waren für den Medienpreis 2008 des Bundesforums Familie 30 Text- und Fotoarbeiten eingereicht worden.

Bester Wettbewerbsbeitrag

prummer.gifKarin Prummer (25) und Dominik Stawski (24) erhielten den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis für ihre Reportage „Mädchen sind willkommen (Jungs nicht)“, in der sie die Geschichte der zehnjährigen Nina erzählen, die ihr ganzes Leben dafür kämpft, ein Mädchen sein zu dürfen. Weil sie mit einem Jungenkörper geboren wurde, war es ein fast aussichtsloser Kampf – bis zum vergangenen Jahr. „Die Autoren haben eine ungewöhnliche und lebendige Protagonistin für ihre Geschichte über Transsexualität ausgesucht. Es ist eine Leistung der Autoren, sich nicht auf eine Seite zu werfen, die Eltern zu verteufeln oder das Mädchen zu heroisieren“, so die von Annette Hillebrand, Direktorin der Akademie für Publizistik in Hamburg, vorgetragene Jurybegründung. „Die eigenen Zweifel der Leser werden akzeptiert, ohne sie in eine bestimmte Position hineinzuziehen. Die Autoren arbeiten die Einzigartigkeit der Lösung heraus, lassen viele argumentative Stränge gelten und geben keine allgemeingültige Handlungsanweisung. Eine gute Reportage – intim, dicht und nah dran.“ Die Autoren Karin Prummer und Dominik Stawski studieren im neunten Semester Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Ihre Reportage ist ihre journalistische Diplom-Praxisarbeit und im August 2008 im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschienen.

Erster Förderpreis

grabitz.gifDer erste Förderpreis in Höhe von 1.500 Euro ging an Christoph Grabitz (25) und Simon Schneller (28) für ihre Reportage „Oh, schöner Schmerz“. Eine Geschichte über Borderline-Kranke schneller.gifund ihr Leben im Internet – über Teenager, die sich im Internet gegenseitig die Diagnose stellen: Borderline. Eine neue Massenkrankheit? Oder bloß ein neues Wort für die ewigen Nöte der Pubertät? Stefan Willeke von der ZEIT hob in der Jurybegründung hervor, dass die Autoren auf sehr eindrucksvolle Weise eine besorgniserregende Nische im Internet ausleuchten und die Nöte Jugendlicher spürbar machen, von denen die meisten Erwachsenen nichts ahnen. „Pubertät auf diese Weise begreifbar zu machen, ist die besondere Leistung der Autoren. Sie machen auf Subkulturen im digitalen Raum aufmerksam, die in unserem sozialen Alltag niemals akzeptiert würden. Die Autoren erzählen bemerkenswert anschaulich, wie aus dem Gemeinschaftsgefühl im Internet ein trügerischer Familienersatz wird.“ Die Reportage der beiden Autoren ist im Rahmen der studienbegleitenden Journalistenausbildung am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchs (ifp) entstanden und in chrismon – Das evangelische Magazin – im Juni 2008 veröffentlicht.

Zweiter Förderpreis

piegsa.gifFür den Beitrag „Jugendhilfe am Limit“ wurde Jan Piegsa (32) mit dem zweiten Förderpreis in Höhe von 1.500 Euro geehrt. Piegsas Reportage handelt von den Einsparungen bei den Berliner Jugendämtern. So müssen Teenager, die Probleme mit ihren Eltern haben, schon mal mit Klagen drohen, um einen Platz in einer betreuten Wohngruppe zu bekommen. Der Autor zeigt exemplarisch auf, was es bedeutet, wenn an jungen Menschen gespart wird. Zudem gewährt er Einblicke in einen Verein, der Jugendliche unterstützt, ihre Rechte einzufordern. Michael Ohnewald von der Stuttgarter Zeitung betonte in der Jurybegründung, dass der Text zur Zeit der Einreichung noch unveröffentlicht war. Es gab keine redaktionelle Maschinerie, die das Stück bearbeitet hat. „Ein Rohling also. Und was für einer. Einer, der das Zeug zum Diamant hat. Der Autor erzählt einen vermeintlich trockenen Stoff so, dass Funken schlagen. Sein Text macht eine Haltung deutlich, ohne den Leser zu belehren. Ein gutes Stück Journalismus, aktuell, gesellschaftskritisch, werteorientiert.“ Der Autor ist Volontär der Evangelischen Journalistenschule und sein Beitrag ist als Abschlussarbeit der Lehrredaktion Print im Juli 2008 entstanden.

Jury

•    Florian Hanig, GEO
•    Annette Hillebrand, Direktorin der Akademie für Publizistik in Hamburg
•    Norbert Hocke, Sprecher des Bundesforums Familie und Vorstandsmitglied der GEW
•    Gernot Körner, Geschäftsführer family media
•    Michael Ohnewald, Stuttgarter Zeitung, Leiter Reportage-Ressort (Theodor-Wolff-Preis)
•    Stefan Willeke, DIE ZEIT (Henri-Nannen-Preis, Egon-Erwin-Kisch-Preis)